«Welt»-Gastbeitrag von Elon Musk erntet immer mehr Kritik
Die «Welt am Sonntag» hat Elon Musk Platz für einen Gastbeitrag gegeben. Von immer mehr Stellen regnet es scharfe Kritik.
Der Tech-Gigant Elon Musk ist spätestens seit seiner engen Zusammenarbeit mit Donald Trump in aller Munde. Doch auch seine Einmischung in die deutsche Politik sorgte jüngst für regen Aufruhr.
Dass der AfD-freundliche US-Milliardär nun in der «Welt am Sonntag» Raum für einen Gastbeitrag erhalten hat, sorgte umgehend für Reaktionen: Die Chefin des «Welt»-Meinungsressorts, Eva Marie Kogel, kündigte ihre Stelle.
Der designierte «Welt»-Chefredakteur Jan Philipp Burgard schrieb zwar selbst: «Musks Diagnose ist korrekt, doch sein Therapieansatz, nur die AfD könne Deutschland retten, ist fatal falsch.»
«AfD ist der letzte Funke Hoffnung»
Doch den Gastbeitrag segnete er ab. Und räumte Musk damit die Möglichkeit ein, seine Meinung in einer renommierten Zeitung zu vertreten.
Das nutzte der Republikaner auch sogleich, um erneut Wahlwerbung für die AfD zu machen: «Die Alternative für Deutschland ist der letzte Funke Hoffnung für dieses Land», heisst es im Beitrag.
Die Kritik an dem Gastbeitrag wird lauter: «Beschämend und gefährlich», nennt SPD-Generalsekretär Matthias Miersch die Musk dargebotene Plattform gegenüber dem «Handelsblatt».
«Gefahr für Demokratie und Meinungsfreiheit»
Er bezeichnet es zudem als «inakzeptabel, dass ausländische Milliardäre versuchen, unsere politische Landschaft zu beeinflussen. Und dabei Parteien unterstützen, die unsere demokratischen Werte untergraben.»
Den Redakteuren, die sich gegen den Gastbeitrag positioniert haben, zollt er hingegen Respekt. Diese Journalisten würden «auch in schwierigen Zeiten Verantwortung übernehmen und klar Haltung zeigen», zitiert die «Tagesschau» Miersch.
Bundestagsmitglied Andreas Audretsch bezeichnet Musks Eingriff als «Gefahr für unsere Demokratie und die Meinungsfreiheit in unserem Land». Ebenso kritisiert Mika Beuster, der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), den gestatteten Gastbeitrag.
Musk macht mobil: Schädlich oder journalistisch notwendig?
Beuster forderte die Redaktion dazu auf, «extrem sorgfältig» mit Gastbeiträgen umzugehen. Er rief dazu auf, sich «nicht als Sprachrohr von Autokraten und deren Freunden missbrauchen» zu lassen.
Politikberater Johannes Hillje äusserte gemäss «zdf.de»: Selbst wenn die «Welt» Musk in jeder weiteren Ausgabe widerspreche, «würde das den unbezahlbaren Wert der Wahlwerbung für die AfD nicht mindern».
Die Axel-Springer-Verlagchefs verteidigten derweil ihre Entscheidung zum Gastbeitrag in einem Statement: «Demokratie und Journalismus leben von Meinungsfreiheit. Dazu gehört es, sich auch mit polarisierenden Positionen auseinanderzusetzen und diese journalistisch einzuordnen.»