Zahl der Erdbeben-Toten steigt auf mehr als 17'000
Die Zahl der Todesopfer nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien steigt auf über 17'000. Ankara meldet zudem weitere über 63'000 Verletzte.
Das Wichtigste in Kürze
- In Syrien und der Türkei sind nach den Erdbeben mindestens 17'000 Menschen gestorben.
- In der Türkei gibt es zudem über 63'000 Verletzte und noch viele Vermisste.
- Die Hoffnung sinkt aber, die kritische Überlebensgrenze liegt bei 72 Stunden.
Drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Toten allein in der Türkei nochmals um mehrere tausend Opfer gestiegen: Es gebe inzwischen 14'014 Tote allein in der Türkei, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag in der vom Beben getroffenen Provinz Gaziantep.
Aus Syrien waren zuletzt mindestens 3200 Tote gemeldet. Alleine in der südosttürkischen Millionenstadt Gaziantep seien 944 von insgesamt mehr als 6400 Gebäuden zerstört worden.
Dem Sender TRT World zufolge konnten in der Türkei bislang etwa 8000 Menschen aus den Trümmern gerettet werden. Eine Reporterin des Fernsehkanals berichtete über den verzweifelten Kampf gegen die Zeit: «Die Retter weigern sich, aufzugeben.» Aber die Momente der Freude über eine weitere Rettung würden immer seltener. Die kritische Überlebensgrenze liegt normalerweise bei rund 72 Stunden, also etwa drei Tagen.
Das Beben mit einer Stärke von 7,7 bis 7,8 hatte am frühen Montagmorgen das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert. Am Montagmittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,5 in derselben Region. Tausende Gebäude stürzten ein.
Bilder aus den Katastrophengebieten zeigten auch in der Nacht zum Donnerstag Bagger, die Schutt abtrugen. Angehörige Verschütteter warteten bei Temperaturen um den Gefrierpunkt auf erlösende Nachrichten. Indes ist weitere Hilfe aus dem Ausland auf den Weg in die Unglücksregionen – auch aus Deutschland.
Die Bundeswehr will am Donnerstag rund 50 Tonnen Hilfsgüter in das Katastrophengebiet fliegen. Ein Sprecher der Luftwaffe sagte der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch, die Ware werde mit drei Transportflugzeugen vom Typus Airbus A400M vom Militärflughafen im niedersächsischen Wunstorf aus in das Gebiet geschickt. Der Abflug war für den Vormittag geplant. Zuvor waren bereits Teams verschiedener Hilfsorganisationen in die Türkei geflogen.
UN hofft, dass Lastwagen am Donnerstag Syrien erreichen
Vor allem im Norden Syriens ist das Ausmass der Katastrophe nur schwer zu fassen. Hilfe kommt nur langsam voran – nicht zuletzt wegen der politischen Lage in dem Bürgerkriegsland. Die Nothilfe war UN-Angaben zufolge auch wegen einer zerstörten Strasse zum Grenzübergang Bab al-Hawa zwischen der Türkei und Syrien erschwert gewesen, die inzwischen laut Weltgesundheitsorganisation repariert werden konnte. Die Vereinten Nationen hoffen, dass am Donnerstag wieder Lastwagen den Grenzübergang passieren können.
Auch das UN-Welternährungsprogramm (WFP) hat umgehend Hilfe auf den Weg gebracht. «Eine Region, die seit Jahren von immer neuen Krisen geplagt wird, steht vor einer weiteren Krise mit unvorstellbaren Verlusten und Zerstörungen», sagte Corinne Fleischer, WFP-Regionaldirektorin für den Nahen Osten, Nordafrika und Osteuropa.
Erdogan weist Kritik zurück
Präsident Recep Tayyip Erdogan wies am Mittwoch Kritik auch aus den Reihen der Opposition zurück, seine Regierung haben das Land nicht für ein erwartbares Erdbeben dieser Grössenordnung gewappnet und nach der Katastrophe nicht schnell genug Hilfsmassnahmen in Gang gesetzt.
Es sei nicht möglich, auf ein solches Desaster vorbereitet zu sein, sagte er bei einem Besuch in Kahramanmaras. «Wir haben alle unsere Ressourcen mobilisiert. (...) Unsere Bürger sollten sich keine Sorgen machen.»