Bedeutende Entdeckung: Mund-Bakterien können Krebszellen abtöten
Ein Forscherteam aus London hat entdeckt, dass bestimmte Bakterien Krebszellen in Kopf und Hals abtöten. Die Überlebenschancen steigen um 65 Prozent.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein bestimmtes Bakterium zerstört Krebszellen von Kopf- und Hals-Tumoren.
- In einer Studie wurden 155 erkrankte Patienten untersucht.
- Je höher die Bakterien-Konzentration war, desto besser fielen die Überlebenschancen aus.
Das sogenannte Plattenepithelkarzinom im Kopf oder Hals ist die sechsthäufigste Krebserkrankung der Welt. Zusätzlich ist sie eine der verheerendsten: Die Prognosen fallen schlecht aus, Fortschritte in der Bekämpfung gab es zuletzt kaum.
Eine neue Entdeckung könnte nun die Wende im Kampf gegen die aggressiven Krebszellen einläuten. Wie Forschende des Guy's and St. Thomas' und King's College in London herausfanden, bewirkt ein bestimmtes Mundbakterium Erstaunliches: Das sogenannte Fusobakterium lässt die Krebszellen in Kopf und Hals regelrecht schmelzen.
Das Fusobakterium: Medaille mit zwei Seiten
Dabei hatte sich das Bakterium bisher eher in die negativen Schlagzeilen einsortiert: Wie laut «Interesting Engineering» seit Längerem bekannt ist, treibt es Darmkrebs voran. Dass es die einen Krebszellen fördert und die anderen effektiv bekämpft, ist nun umso aussergewöhnlicher.
Dr. Miguel Reis Ferreira kommentiert als leitender Autor der Londoner Studie: «Die Forschung zeigt, dass diese Bakterien in ihrer Beziehung zu Krebs eine komplexere Rolle spielen als bisher bekannt.»
Bis zu 90 Prozent des Tumorgewebes aufgelöst
Für die Studie wurden 155 Patienten mit Kopf- und Halskrebs untersucht. Je höher dabei deren Konzentration mit dem Fusobakterium ausfiel, desto besser fiel die Prognose aus. Bei einer Erhöhung, die über dem normalen natürlichen Niveau lag, stiegen die Überlebenschancen um ganze 65 Prozent.
In einer Pressemitteilung teilt das Forscherteam mit: «Ausserdem haben wir festgestellt, dass dieses Bakterium Krebs in Zellkulturen abtöten kann.» Demnach wurden Krebszellen in Petrischalen gezüchtet und mit dem Bakterium versehen. Nach wenigen Tagen waren 70 bis 90 Prozent des Tumorgewebes verschwunden.
Das Fusobakterium setzt bei Kontakt mit den Krebszellen giftige Moleküle frei, die den Tumor abtöten. «The Guardian» zitiert Ferreiras Erfolgsmeldung: «Wenn man es in sehr geringen Mengen in den Krebs einbringt, beginnt es ihn sehr schnell abzutöten. Nach ein paar Tagen zerstört es den Tumor einfach vollständig.»
Die Entdeckung wurde durch weitere internationale Forschungseinrichtungen bestätigt. Weitere Tests sollen nun Aufschluss über einen Einsatz im Kampf gegen die Krebserkrankung bringen. Auch andere Bakterienstämme sollen zukünftig untersucht werden: Es besteht die Möglichkeit, dass auch diese bisher ungeahnte Reaktionen hervorrufen.