Wer Naturvideos schaut, fühlt weniger Schmerz
Naturdokus können Schmerzen lindern, zeigt eine Studie der Uni Wien. Virtuelle Naturerfahrungen verändern demnach die Schmerzverarbeitung im Gehirn.

Das Wichtigste in Kürze
- Nicht nur direktes Naturerleben, sondern auch Naturvideos tun kranken Menschen gut.
- Forscher der Uni Wien fanden heraus, dass Naturvideos helfen, Schmerzen zu lindern.
- Es handelt sich nicht nur um einen Placeboeffekt, versichern sie.
Dass Ausflüge in die Natur dem Körper Gutes tun, ist bekannt. In einer Studie der Uni Wien zeigt sich nun, dass selbst Naturvideos bereits einen wohltuenden Effekt haben.
Naturdokumentationen erweisen sich demnach als schmerzlindernd, berichtet die Zeitung «Der Standard». Sahen sich die Probanden der Studie nach einem Schmerzerlebnis eine Naturszene an, verspürten sie sogleich weniger Schmerzen.
Das Wiener Forschungsteam fand heraus, dass Naturvideos die Schmerzverarbeitung im Gehirn reduzieren. Der Effekt sei nicht nur subjektiv: Scans der Gehirnströme zeigten, dass weniger Schmerzinformationen ankommen, wenn virtuelle Naturszenen betrachtet wurden.
Forscher: Mehr als nur ein simpler Placeboeffekt
An der Studie nahmen 49 Probanden teil. Sie wurden kleinen Elektroschocks ausgesetzt, während sie unterschiedliche Videos sahen. Die Szenen reichten von Naturaufnahmen über städtische Szenen bis hin zu Büromöbeln.

Die Ergebnisse waren eindeutig: Bei Naturszenen empfanden die Teilnehmer weniger Schmerzen. Auch funktionelle Magnetresonanztomografien bestätigten dies.
Die Forschenden betonten, dass es sich nicht um einen Placeboeffekt handelt. Der Studienleiter Max Steininger von der Universität Wien im «Standard»: «Der Effekt hängt weniger von Erwartungen ab, sondern von veränderten Schmerzsignalen.»
Naturvideos sind halb so stark wie Schmerzmittel
Bisher war bekannt, dass direkte Naturerfahrungen beim Heilungsprozess und bei der Schmerzverarbeitung helfen können. Auch fühlten sich Patienten mit Blick auf die Natur im Spital wohler, als wenn sie auf einen Betonbau schauen mussten.
Die neue Studie zeige nun, dass auch virtuelle Erlebnisse positive Wirkungen haben. Diese seien etwa halb so stark wie die gängigen Schmerzmittel.
Patienten sollten deshalb auch weiterhin ihre verschriebenen Medikamente einnehmen, könnten den Effekt aber durch Naturvideos verstärken.