Covid-19-Pandemie untergräbt Vertrauen in die Altersvorsorge
Viele Menschen haben seit dem Beginn der Corona-Pandemie Angst um ihre Altersvorsorge. Zudem befürchten viele eine hohe Inflation in den nächsten zehn Jahren.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Menschen haben Angst, im Alter einen geringeren Lebensstandard zu haben.
- Hinzu kommt die Befürchtung einer hohen Inflation.
- Das Schweizer Vorsorgesystem hat sich in der Pandemie allerdings gut gehalten.
Die seit über eineinhalb Jahren anhaltende Covid-19-Pandemie untergräbt das Vertrauen der Bevölkerung in die Altersvorsorge. Gemäss einer Umfrage befürchten 37 Prozent einen geringeren Lebensstandard im Alter. Besonders Frauen, Selbstständige und ärmere Haushalte hegen diese Angst.
Als besonders fragil schätzen die Befragten die AHV als erste Säule der Altersvorsoge ein. Das teilte die Versicherung Groupe Mutuel am Montag mit. Sie liess die Umfrage in Zusammenarbeit mit der Zeitung «Le Temps» durchführen.
Die Frage, ob sie ihre Lebenshaltung im Alter einschränken müssen, bejahen 38 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer.
38 Prozent der Haushalte mit einem geringeren Einkommen sehen schwarz
Dagegen teilen nur 20 Prozent der Menschen mit hohem oder sehr hohem Einkommen diese Befürchtung. Mit einem allgemein sinkenden Lebensstandard für die folgenden Generationen rechnen 57 Prozent der Befragten.
Bei den Selbstständigen waren 65 Prozent der Meinung, sie seien im Alter nicht gut abgesichert. 2020 waren es 60 Prozent gewesen. Darum befürworten über 70 Prozent von ihnen eine obligatorische zweite Säule für ihre Erwerbsgruppe.
Der Vertrauensverlust griff um sich, obwohl das Schweizer Vorsorgesystem mit den drei Säulen sich in der Pandemie gut hielt. In der zweiten Säule etwa ist der Deckungsgrad der Pensionskassen sehr gut.
Viele der Befragten fürchten eine hohe Inflation in den nächsten zehn Jahren
Bei den Pensionskassen empfinden 65 Prozent der Befragten die Diskussion über die Senkung des Umwandlungssatzes als Rentenklau. In der Westschweiz sehen das 73 Prozent so, in der Deutschschweiz 61 Prozent. Zudem befürchten 62 Prozent eine sehr oder ziemlich hohe Inflation in den nächsten fünf bis zehn Jahren.
Bei der Reform der Altersvorsorge befürwortet eine knappe Mehrheit einen einheitlichen Beitragssatz für alle Altersgruppen. Die Senkung des Umwandlungssatzes und eine Erhöhung des Rentenalters haben hingegen einen schweren Stand.
53 Prozent der bürgerlichen Wählerschaft sind der Ansicht, bei der Altersvorsorge sei jeder Einzelne für eine angemessene Lösung verantwortlich. Danach der Staat und schliesslich die Arbeitgeber. Im linken Spektrum teilen 34 Prozent diese Meinung. 64 Prozent zahlen in die dritte Säule oder eine andere Form des Alterssparens ein nach 61 Prozent im Vorjahr.
Das Meinungsforschungsunternehmen MIS Trend befragte vom 17. bis 25 Juni 1224 Personen in der ganzen Schweiz.