Donald Trump: Ist kein Wahlkampf der bessere Wahlkampf für Biden?
Wie am besten gegen Donald Trump vorgehen? Der designierte Herausforderer Joe Biden versucht es mit leisen Attacken aus seinem persönlichen Corona-Lockdown.
Das Wichtigste in Kürze
- Wahlumfragen sehen US-Präsident Donald Trump gegen Joe Biden im Hintertreffen.
- US-Demokrat Joe Biden verzichtet vorerst auf grosse Wahlkampfauftritte.
- Biden muss sich im Verlauf des US-Wahlkampfs Trump in Duellen stellen.
Es könnte knapp werden am 3. November für den amtierenden US-Präsidenten. Und Donald Trump ist sich dies durchaus bewusst.
Laut einer Umfrage der «New York Times» Ende Juni hat Herausforderer Joe Biden aktuell die Nase vorn. Auch in sechs Swing-States, wo Trump 2016 einen Sieg einfahren konnte, verlor der Präsident an Boden. Landesweit soll Biden um bis zu 14 Punkte vorliegen.
Für Trump Grund genug, auf Biegen und Brechen seine Rallies abzuhalten – trotz Corona-Ansteckungsgefahr. Trump weiss, die Grossveranstaltungen sind für seine Wiederwahl enorm wichtig. Er hatte vor vier Jahren mithilfe dieser Rallies überraschend einen Sieg gegen Hillary Clinton eingefahren.
Biden profitiert momentan von Trumps Versagen
Und Biden? Er profitiert momentan, indem er das Gegenteil von Trump tut. Macht Trump trotz allen Corona-Warnungen seine Rallies, verzichtet Biden auf Wahlkampfauftritte vor grossem Publikum. Er werde dem Rat der Ärzte folgen, so der 77-Jährige.
Liegt bei Trump während der Coronavirus-Pandemie der Fokus bei den Wirtschaftszahlen, ruft Biden zu Zurückhaltung und Vorsicht auf.
Trump hatte sich mithilfe von Polizeigewalt einen Weg zu einer Kirche verschafft, um dort eine Bibel zu präsentieren. Biden traf sich mit der Familie von George Floyd. Dem Afroamerikaner, der durch überbordende Polizeigewalt ums Leben gekommen ist.
Antithese zu Donald Trump
Biden gibt sich bewusst als ruhige Antithese zum schrillen Trump. Dieser wird mit schlechten Umfragen für sein schlechtes Krisenmanagement abgestraft. Biden glaubt, die Stimmen der Trump-Verdrossenen kassieren zu können.
«Im hellen Tageslicht erkennen wir, welchen Preis wir zu zahlen haben für seine Eitelkeit, seine Paranoia und seine Weigerung, sich der Wahrheit zu stellen. Wir sehen einen vollkommen überforderten Mann», feuert Biden darum Ende Mai gegen Trump.
Dass Biden wegen des Coronavirus auf Wahlkampfauftritte verzichtet, hat aber noch einen weiteren Grund. Der Ex-Vizepräsident ist ein schlechter Rhetoriker. Mit Aussetzern bei Reden wirkte er schwächlich – gelegentlich gar senil. Darum kommt öfters die Frage auf: Ist er der Aufgabe überhaupt gewachsen?
TV-Duelle als Vorteil für Trump
Kommt hinzu, dass Donald Trump ein politischer Überlebenskünstler ist. Die meisten hatten ihn bereits vor der Wahl 2016 abgeschrieben. Auch damals lag er bei Umfragen hinten.
In gut einem Monat steht der Nationalkonvent der Demokratischen Partei an. Bis spätestens dann muss sich Biden aus seinem persönlichen Corona-Lockdown erheben und seinen Wahlkampf richtig forcieren.
Und auch TV-Duelle stehen an. Da muss sich Biden beweisen. Doch die Wahlen vor vier Jahren erinnern: Gegen Donald Trump wird das nicht leicht.