Alpiq-Chefin hält Ausfall russischer Energielieferungen für möglich
Alpiq-Chefin Antje Kanngiesser hält sowohl ein Energie-Embargo der EU als Sanktionsmassnahme gegen Russland als auch ein Exportstopp Russlands für möglich. «Wir haben gesehen, dass das vermeintlich Unmögliche Realität wurde», sagte sie im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP mit Blick auf den Ukraine-Krieg.
Das Wichtigste in Kürze
- «Und so halte ich auch einen Boykott oder Lieferstopp von russischem Öl oder Gas für möglich.» Im Vergleich zu anderen Ländern in Europa sei die Schweiz aber etwas weniger von Gas abhängig, und wenn es dann wärmer wird, sinke der Bedarf.
Alpiq betreibt derweil in drei Ländern Gaskraftwerke. Ungarn und Italien hätten in ihrem Mix auch einen signifikanten Anteil an russischem Gas, sagte Kanngiesser. Spanien wäre von einem Lieferstopp hingegen nicht unmittelbar betroffen.
Alpiq hat indes kein Geschäft und keine Mitarbeiter in Russland oder in der Ukraine.
Als reiner Stromproduzent ist Alpiq derweil ganz besonders von den Verwerfungen an den Energiemärkten betroffen. Diese könnten beim Schweizer Konzern zu einer Anpassung der Absicherungsstrategie führen. Früher wurde fast die gesamte Produktion im Voraus verkauft, künftig könnte weniger abgesichert werden.
Im jetzigen Umfeld mit sehr hohen Kurzfristpreisen würden allerdings für viele Grosskunden langfristige Verträge wieder äusserst interessant, sagte die Alpiq-Chefin. Wie es an den Märkten weitergehen wird, sei aber offen. «Niemand kann in diesen unsicheren Zeiten sagen, wie sich die Energiemärkte künftig entwickeln werden.»
Generell nehme die Planbarkeit ab - allein schon, weil durch den Zubau erneuerbarer Energien noch mehr Volatilität in den Markt hineinkommt. «Jetzt ist noch die geopolitische Dimension mit dem Krieg in der Ukraine hinzugekommen.» Eine Vorhersage sei auch schwierig, weil neue Regulierungen möglich seien.
Den Grossteil des Stroms produziert Alpiq hierzulande. 2021 waren es insgesamt 12 Terawattstunden, davon produzierte Alpiq rund 70 Prozent in der Schweiz. Die Atom- und die Wasserkraft machen hier den Grossteil aus. Im Ausland hat Alpiq eben in drei Ländern die fünf Gaskraftwerke im Portfolio, und auch die neuen erneuerbaren Energien liegen schwerpunktmässig im Ausland.