Auch Schweizer mit Migrationshintergrund werden diskriminiert
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer mit Migrationshintergrund werden laut Studien benachteiligt.
- Vor allem auf dem Arbeitsmarkt oder bei der Wohnungssuche werden sie ungleich behandelt.
Auch wenn eine Person in der Schweiz geboren ist, hier aufwächst und das Schweizer Bürgerrecht besitzt, zeugen Name und Hautfarbe von den Wurzeln ihrer Vorfahren. Über Generationen hinweg lassen diese Merkmale auf die Herkunft schliessen.
Zugewanderte und deren Nachkommen, die über solche wahrnehmbaren Eigenschaften verfügen, werden als «sichtbare Minderheiten» bezeichnet und erfahren aufgrund ihrer Herkunft soziale oder wirtschaftliche Ungleichbehandlung.
Dies dokumentieren neue Ergebnisse des Nationalen Forschungsschwerpunkts (NFS) «nccr – on the move», die heute Dienstag veröffentlicht wurden.
Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt
Seit bald zwanzig Jahren belegen Forschungsarbeiten, dass ethnische Diskriminierung beim Zugang zum Arbeitsmarkt in der Schweiz eine Realität ist. Ein Forschungsteam am Schweizerischen Forum für Migrations- und Bevölkerungsstudien der Universität Neuenburg zeigt in ihrer jüngsten experimentellen Studie, dass die Chancen von Bewerbern auf eine Arbeitsstelle signifikant vom Herkunftsland der Eltern abhängen.
Schweizer Bürger, bei denen ersichtlich ist, dass sie Nachkommen von Zugewanderten sind, müssen bei gleichwertigen Qualifikationen durchschnittlich 30 Prozent mehr Bewerbungen einreichen, bis sie eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhalten.
Zum ersten Mal fanden in dieser Untersuchung auch dunkelhäutige Schweizer eine Berücksichtigung. Die Schweizerinnen kamerunischer Herkunft erfuhren eine vergleichbar ungleiche Behandlung wie Personen kosovarischer Herkunft. Beide Bevölkerungsgruppen wurden häufiger diskriminiert als Schweizer deutscher, französischer oder türkischer Herkunft.
Auch bei der Wohnungssuche benachteiligt
Bei der Wohnungssuche ist Ähnliches festzustellen. Sozialwissenschaftler der Universitäten Genf, Neuenburg und Lausanne haben in einem landesweiten Feldexperiment zur ethnischen Diskriminierung auf dem Schweizer Wohnungsmarkt 11'000 fiktive Bewerbungen auf Wohnungsinserate verschickt.
Die Namen der Personen wiesen klar auf verschiedene Herkunftsländer hin – dazu gehörten die Schweiz, direkte Nachbarländer der Schweiz, der Kosovo und die Türkei. Die Bewerber verfügten über identische Eigenschaften.
Die Erfolgschancen zu einer Wohnungsbesichtigung eingeladen zu werden, erwiesen sich jedoch als markant unterschiedlich: Personen mit kosovarischen und türkischen Namen erhielten wesentlich weniger Einladungen.