Aussenminister Cassis ruft Schweiz und Tessin zum Zusammenhalt auf
Aussenminister Ignazio Cassis bekräftigte an einer Medienkonferenz in Bellinzona die Unterstützung des Tessins durch den Bundesrat.
Das Wichtigste in Kürze
- Aussenminister Cassis bekräftigte die Unterstützung des Tessins durch den Bundesrat.
- Er bedankte sich bei der Tessiner Regierung und dem medizinischen Personal.
- Der Bundesrat wisse, dass die Pandemie nicht alle Kantone gleich stark treffe.
Aussenminister Ignazio Cassis bekräftigte an einer Medienkonferenz in Bellinzona die Unterstützung des Tessins durch die Landesregierung. Der Bundesrat sei sich bewusst, dass die Pandemie nicht alle Kantone gleich stark treffe.
Dass die Landesregierung die vom Tessin verhängten, restriktiveren Massnahmen nachträglich abgesegnet hätte, sei ein «starkes Signal des Zusammenhalts». Das sagte Regierungspräsident Christian Vitta zu Beginn der Medienkonferenz am Montagnachmittag. Der Tessiner Bundesrat Cassis habe den Kanton auf diesem Weg unterstützt.
Das Tessin hatte vor etwas mehr als einer Woche die vorübergehende Schliessung aller Betriebe verfügt. Der Kanton hat diese gegen Bundesrecht verstossende Sperre trotz einer Rüge aus Bern aufrechterhalten.
Situation im Tessin weiterhin ernst
Das Gespräch mit Aussenminister Cassis habe ergeben, dass die Situation im Südkanton nach wie vor ernst sei, fuhr Vitta fort. Am Montag sei im Südkanton die Grenze von 100 Todesfällen überschritten worden. Um der Verstorbenen zu gedenken, hielten Vitta und Cassis eine Schweigeminute ab.
Nun stehe die Frage im Raum, wie lange die Pandemie noch dauern werde, sagte Vitta. Die Antworten der Mathematiker seien nicht einheitlich. Dennoch zeige sich, dass die verhängten Massnahmen eine gewisse Verlangsamung der Pandemie erzeugt hätten.
Seit zwölf Jahren begegne er immer wieder dem unter der Bundeshauskuppel festgeschriebenen Schweizer Motto «Unus pro omnibus, omnes pro uno – einer für alle, alle für einen». «Aber nie habe ich diesen Satz so gut verstanden wie heute», sagte Aussenminister Cassis. Die Einigkeit der Schweizer Bevölkerung sei der «Klebestoff, der unsere unterschiedlichen Kulturen zusammenhält».
Cassis: «Mich berührt die Solidarität der Tessinerinnen und Tessiner»
Cassis dankte der Tessiner Regierung und dem medizinischen Personal für ihre Arbeit in der Krise. Als ehemaliger Kantonsarzt wisse er, in welchem Marathon sich Ärzte und Pflegende befänden. «Mich berührt die Solidarität der Tessinerinnen und Tessiner, welche die strengen Massnahmen von Bund und Kanton einhalten.»
Bern stehe dem Tessin in diesen Wochen bei und habe es auch nie vergessen. Der Südkanton sei an jeder Bundesratssitzung ein Thema, sagte Cassis. Die Landesregierung habe die Situation im Tessin zu keinem Zeitpunkt unterschätzt. Sie sei sich bewusst, dass die Pandemie nicht alle Kantone gleich stark treffe.
Aus diesem Grund habe der Bundesrat dafür gesorgt, dass das Tessin mit genug Schutzmaterialien und Atmungsgeräten versorgt werde. Als Symbol dieser Unterstützung habe er zwei neue Atmungsgeräte mitgebracht, sagte Cassis weiter.
Zudem habe der Bundesrat mit Italien die Diskussion um die geschlossenen Grenzübergänge geführt. Dass insgesamt 14 kleinere Grenzübergänge geschlossen seien, habe zu Unsicherheit in Norditalien geführt. Nun sei die Situation mit Italien geklärt und die Grenzgänger sollten weiterhin problemlos einreisen können, hielt Cassis fest.
Noch bis zu 8000 Schweizer im Ausland
In diesen Tagen würden viele Fragen rund um das Ende der Pandemie laut. Man wisse nicht, wie am 19. April die epidemiologische Situation in der Schweiz aussehe. Bis zu diesem Datum gelten vorerst die vom Bundesrat verhängten Massnahmen.
«Ich bitte die Bevölkerung, Vertrauen in den Bundesrat zu haben», sagte Cassis. Die Pandemie fordere von allen Geduld. Er werde im Tessin weiterhin den Puls fühlen und diese Stimmen in Bern einbringen.
Auf die Frage eines Journalisten, wie viele Tessiner sich derzeit noch im Ausland befänden, hatte Cassis keine Antwort. Es befänden sich derzeit noch 7000 bis 8000 Schweizer im Ausland.
Wie es mit den Grenzgängern nach der Coronakrise weitergehen, wollte eine andere Medienschaffende wissen. «Es wird eine neue Normalität geben, mit der wir leben werden», sagte Vitta. Die Hygieneregeln und auch die soziale Distanz würden ein Stück weit bleiben, prognostizierte der Regierungspräsident. Arbeitgeber müssten als Vorsichtsmassnahme auch nach dem Ende der Pandemie an diesen Regeln festhalten.
Auch die Kurzarbeit war erneut Thema an der Medienkonferenz. Bis am Montag seien über 10'000 Gesuche um Kurzarbeit beim Kanton eingetroffen, hielt Vitta fest. Zudem hätten die Banken insgesamt bereits über 50 Millionen Franken Kredite gesprochen. In Kürze werde man die Grenze von 100 Millionen Franken erreichen.
Erneut fragten die Medienschaffenden Kantonsarzt Giorgio Merlani nach der Anzahl der Genesenen im Südkanton. Merlani erinnerte daran, dass 80 Prozent der Kranken zu Hause seien. Doch eine Zahl könne er nennen: In den letzten 48 Stunden seien 58 am Coronavirus Erkrankte aus Tessiner Spitälern entlassen worden.