Gotthard: Bund warnte schon 2010 vor Schäden an der Decke
Der Gotthard ist seit Sonntag zu – wegen einer kaputten Zwischendecke. Nun zeigt sich: Das Problem ist eigentlich bereits seit 13 Jahren bekannt.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Zwischendecke des Gotthard-Tunnels hielt am Sonntag nicht mehr.
- Brisant: Bereits 2010 machte der Bundesrat auf die Schwachstelle aufmerksam.
- Vor der Sanierung sollte aber eine zweite Röhre gebaut werden.
Die Arbeiten am Gotthard laufen auf Hochtouren. Wegen einer defekten Zwischendecke, die inzwischen abmontiert wurde, musste der Tunnel am Sonntag gesperrt werden. Ein 25 Meter langer Riss prangte an der Platte, Betonteile fielen auf den Boden.
Wie der zuständige Bundesrat Albert Rösti sagte, soll die Röhre bis Ende Woche wieder offen sein.
Doch so überraschend der Vorfall für viele kam, das Problem war dem Bund offenbar bekannt, wie «RSI» berichtet. Der Sender zitiert aus einem bundesrätlichen Gutachten vom Jahr 2010: «Aktuell ist die Zwischendecke teilweise defekt.»
Später heisst es im Gutachten in diesem Zusammenhang: «Die Sicherheit kann mittelfristig nicht mehr gewährleistet werden.» Laut dem Bundesamt für Strassen Astra sollte der alte Gotthard-Tunnel deswegen zwischen 2020 und 2025 umfassend erneuert werden.
Allerdings ist das bekanntlich nicht passiert. Der Grund: Man wollte zuerst eine zweite Röhre konstruieren, um das Tessin für die Sanierungsarbeiten nicht komplett abzuschneiden. Der zweite Tunnel soll bis 2029 fertig sein, danach könnte die Totalsanierung des alten Tunnels inklusive Sperrung also starten.
Gotthard: Sicherheit ja – Verkehrsstopp nein
Bis dahin wollte der Bund nur das Nötigste machen, um die Sicherheit zu gewährleisten. Das Bundesamt für Strassen Astra sagte vor sieben Jahren, als das Volk dem zweiten Tunnel in einer Abstimmung zustimmte: «Schon ab 2016 sollen während nächtlicher Sperrungen Arbeiten durchgeführt werden, die die Sicherheit des Tunnels bis zur Totalsanierung garantieren.»
Das Ziel: Die notwendigen Arbeiten für die Sicherheit durchführen, ohne jedoch den Verkehr ganz anhalten zu müssen.
Doch die sogenannte Korrosion der Zwischendecke ist laut «RSI» nicht das einzige Problem. Die Decke wurde vor über 40 Jahren gebaut. Heute entspricht die Höhe des Tunnels nicht mehr den Vorgaben. Mit viereinhalb Metern liegt sie 70 Zentimeter darunter.
Der Gotthard-Vorfall am Sonntag sorgte in der Schweiz und im Ausland für Aufsehen. Ein italienischer Politiker befürchtete, dass Italien nun abgeschnitten werden könnte. Zudem forderte der Nutzfahrzeugverband ASTAG eine Aufhebung des Nachtfahrverbots – Rösti lehnte dies ab.