Gotthard zu: Touristen nehmen für Italien-Reise öfter den Bus
Die Sperrung des Gotthards hat auch für den Tourismus negative Folgen. Weil die Reise mit dem Zug «unangenehmer» wird, reisen mehr Leute mit dem Bus.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Sperrung des Gotthard-Basistunnels sorgt die Tourismusbranche im Kanton Tessin.
- Gerade Tagesausflüge seien von schnellen und unkomplizierten Bahnverbindungen abhängig.
- Bei Flixbus stellt man erhöhte Buchungszahlen bei Italien-Reisen fest.
Vergangene Woche hatte die SBB mitgeteilt, dass der Gotthard-Basistunnel für den Zugverkehr doch länger gesperrt bleiben werde, als ursprünglich angenommen: Der Güterverkehr rollt seit dem 23. August wieder durch die Alpentransversale – die Wiederaufnahme des Personenverkehrs werde sich hingegen bis Anfang 2024 verzögern.
Bei Vertretern der Tessiner Tourismusbranche sorgt dies für Sorgenfalten: Der Tourismus in der Sonnenstube der Schweiz ist auch von schnellen und unkomplizierten Bahnverbindungen abhängig.
Tourismus beobachtet Situation genau
Jurij Meile von «Ticino Turismo» erklärt auf Anfrage: «Wir beobachten die Situation sehr genau und sind in ständigem Austausch mit unseren Partnern auf dem gesamten Kantonsgebiet.» Es sei allerdings davon auszugehen, dass die verlängerte Anreise auf Ferienaufenthalte oder Urlaubsbuchungen kaum Auswirkungen habe.
Aber: «Für Tagestouristen und Pendler ist die Situation weitaus unangenehmer.» Hier sei ein Rückgang durchaus denkbar. Dennoch sei die Datenlage fragmentarisch und teilweise widersprüchlich – für genaue Prognosen sei es derzeit noch zu früh.
«Viele Wege führen in die Sonnenstube»
Diese Einschätzung teilt Bianca Gähweiler von «Hotelplan» – die Kommunikationsverantwortliche des Reiseunternehmens bestätigt: Bis dato habe man weder im Bereich der Hotelbuchungen noch im Bereich der Ferienwohnungsvermittlung einen Einbruch zu verzeichnen. Ferner sei aktuell nicht davon auszugehen, dass ein entsprechender Buchungsrückgang im Anmarsch sei.
Branchenvertreter und SBB sind sich einig: «Viele Wege führen in die Sonnenstube!» Auch bei der SBB habe man «Verständnis für die Befürchtungen des Tessiner Tourismus», wie die Bundesbahnen auf Anfrage mitteilen.
Kapazitäten erhöht – rechtzeitig?
Entsprechend hatte die SBB mit Hochdruck gearbeitet, um den Fahrplan schnellstmöglich anzupassen. Seit heute verkehren mehr Züge in maximaler Länge über die Panoramastrecke: Damit stehen Reisenden wieder deutlich mehr Sitzplätze zur Verfügung. «Tagesausflüge ins Tessin sind wieder gut möglich», so die SBB-Medienmitteilung.
Die Erhöhung der Kapazitäten kommt keinesfalls zu früh: Wie Sebastian Meyer von Flixbus auf Anfrage mitteilt: Beim Fernbusverkehrsunternehmen habe man bereits eine deutlich gesteigerte Nachfrage auf der Strecke zwischen der Schweiz und Italien feststellen können.
Insgesamt scheint die Lage für den Tourismus im Südkanton also nicht allzu schlecht auszusehen. Auch Meile betont: «Wir ziehen alle am gleichen Strick.» Schliesslich klinge die Sommersaison in der Sonnenstube langsam ab, was die Situation weiter entschärfe. Gleichzeitig betont der Kommunikationsverantwortliche, dass es jetzt umso wichtiger sei, gut vorbereitet in die kommende Herbstsaison zu starten.