Die Migros hat einen Touristen mit 200 Franken gebüsst, weil er einen 40-Rappen-Sack nicht einscannte. Das bringt der Detailhändlerin ordentlich Kritik ein.
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Das Internet macht sich über die Migros lustig, weil sie gegen einen Papiertüten-Dieb mit harter Hand durchgreift. - Reddit/@SwissPewPew

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Tourist scannt in der Migros eine Tüte nicht ein und wird mit 200 Stutz gebüsst.
  • Trotz Beschwerde krebst der orange Riese nicht zurück.
  • Im Internet erntet die Detailhändlerin nun Spott, Häme und Kritik.
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Ein Tourist will in der Migros Schweizer Schoggi kaufen – und steht am Ende mit einer 200-Franken-Busse da. Renan de Araujo aus Brasilien wurde kürzlich gebüsst, weil er einen Papiersack an der Selfcheckout-Kasse nicht einscannte.

Dass ihn das Personal wie einen Verbrecher ins Hinterzimmer geführt habe, fand er «bedrohlich». Und er beteuerte gegenüber Nau.ch, es habe sich um ein Versehen gehandelt. Er sei davon ausgegangen, die Tüte sei gratis.

Der Migros egal – auch als sich de Araujo beschwert, krebst sie nicht zurück.

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Renan de Araujo ist hässig auf die Migros: Weil er beim Schoggi-Kaufen die Papiertasche nicht einscannte, wurde er gebüsst.
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Dieses Formular musste er ausfüllen. Darauf steht der Betrag des Diebesguts – 40 Rappen – und die Geldstrafe: 200 Franken.
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Der Vorfall habe sich «bedrohlich» angefühlt, so der Tourist, der zum ersten Mal in der Schweiz ist.
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Ereignet hat sich der Vorfall in dieser Migros-Filiale am Bahnhof Cornavin in Genf.

Auf Anfrage von Nau.ch erklärte Sprecher Tristan Cerf lediglich: «Unsere Migros- Papiertragetaschen sind kostenpflichtig. Der Preis steht auf der Tragetasche, die auch mit einem Strichcode versehen ist.»

Die Geldstrafe als Busse für den Diebstahl gelte, egal, wie hoch der Betrag des gestohlenen Gutes sei. Also auch im Fall einer Papiertasche für 40 Rappen.

«Ein M verbissener»

Kurz: Der orange Riese geht mit harter Hand gegen den versehentlichen Papiertüten-Dieb vor. Und damit bringt er sich viel Häme und Spott ein. Der Papiersack-Eklat ist inzwischen zum Internet-Witz geworden.

Auf der Social-Media-Plattform Reddit machen sich zahlreiche User über die Migros und den Papiertüten-Vorfall lustig. «Ein M verbissener», scherzt etwa ein User – zur Erinnerung: Die Migros bewirbt sich selbst als «ein M besser».

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«Ein M verbissener», scherzt ein User auf Reddit.
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Ein anderer User postet ein Video von einem Zug-Passagier, der völlig ausrastet und schreibt dazu: «Die Migros-Security, wenn du den Papiersack nicht bezahlst.»
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Ein weiteres Meme: Der Tourist, der nur Schoggi kaufen wollte, gegen die Migros.
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Einer schreibt: «Glückwunsch Migros, da habt ihr ja mal wieder mega ins PR-Fettnäpfchen gegriffen.»
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Auch die Umfrage von Nau.ch zeigt deutlich: Der Grossteil der Menschen stellt sich auf die Seite des Touristen.

Einer schreibt: «Glückwunsch Migros, da habt ihr ja mal wieder mega ins PR-Fettnäpfchen gegriffen.» Ein anderer User postet ein Video von einem Zug-Passagier, der völlig ausrastet und schreibt dazu: «Die Migros-Security, wenn du den Papiersack nicht bezahlst.»

Papiersack-Eklat «dürfte Ruf der Migros schaden»

Auch die Umfrage von Nau.ch zeigt deutlich: Der Grossteil der Menschen stellt sich auf die Seite des Touristen.

Konsumforscher Christian Fichter überraschen die Reaktionen nicht, wie er zu Nau.ch sagt. «Die Reaktion der Migros empfinde ich als übertrieben.»

Selbstverständlich sei er gegen jede Form von Diebstahl, und es sei richtig, dass Diebe bestraft werden. Doch: «Hier handelt es sich offensichtlich nicht um einen Dieb, sondern um einen Touristen, dem ein harmloses Missgeschick unterlaufen ist.»

200 Franken Busse wegen einer 40-Rappen-Tasche – ist die Migros hier ins Fettnäpfchen getreten?

Eine Erklärung und vielleicht eine kleine Mahnung hätten in diesem Fall gereicht, findet Fichter. «Diese Strenge schafft kein Vertrauen, sondern hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.»

Die Konsequenz für die Detailhändlerin: «Dieser Vorfall dürfte dem Ruf der Migros schaden, wenn auch nur kurzfristig. Es wirkt kleinlich, jemanden für 40 Rappen so hart zu sanktionieren.» Genau das greife nun die öffentliche Wahrnehmung auf.

Die Migros reagiert entspannt auf die Witze und die Kritik. Alessandro Sofia von der Migros-Genossenschaft Genf sagt zu Nau.ch: «Es freut uns, dass so viele Kundinnen und Kunden ihre Gedanken und Erlebnisse mit uns teilen wollen. Selbstverständlich steht es jedem frei, seine Meinung über die Migros zu äussern, und wir respektieren alle Meinungen.»

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