Bern: Tamara Funiciello werden Hitler-Briefmarken zugeschickt
Marken mit dem Konterfei von Adolf Hitler landeten im Briefkasten von SP-Nationalrätin Tamara Funiciello. «Faschistische Inhalte haben zugenommen», sagt sie.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein anonymer Absender schickte Tamara Funiciello Hitler-Briefmarken.
- Sind die Marken wertvoll, will die Berner SP-Nationalrätin diese verkaufen.
- Ein Philatelist winkt ab.
«Post, die frau so kriegt ... kommentarlos», meldet die Berner SP-Nationalrätin Tamara Funiciello am Mittwoch in einer Social-Media-Story.
Dazu warnt sie: «Wehret den Anfängen ...»
Zwei Briefmarken mit dem Konterfei Adolf Hitlers befinden sich im Couvert, das ein anonymer Absender der Bernerin zugeschickt hat. Mit dabei sind zehn weitere Briefmarken aus Böhmen und Mähren im Wert zwischen 20 und 80 Hellern.
Böhmen und Mähren, das heutige Tschechien, stand von 1939 bis 1945 unter dem Protektorat des Deutschen Reichs.
Tamara Funiciello: Briefmarken «Einschüchterungsversuch»
Sie werte diese Post als «Einschüchterungsversuch», sagt Tamara Funiciello gegenüber Nau.ch. Sie habe schon oft üble Nachrichten erhalten. «Aber faschistische Inhalte haben definitiv zugenommen.»
Funiciello hat den Eindruck, dass die Berührungsängste abgenommen haben, seit Donald Trump Präsident der USA ist. «Es gibt ein massives Erstarken der Rechtsextremen, die nicht davor zurückschrecken, solche Symbole zu verwenden.»
Auch Trumps Regierungsberater Elon Musk trage zur Verrohung der Gesellschaft bei. Tamara Funiciello sagt: «Wenn Elon Musk den Hitlergruss macht und dies nicht klar von allen demokratischen Kräften verurteilt wird, dann wird es normalisiert.»
Zur Amtseinführung des US-Präsidenten sorgte Musk mit einer Geste für Aufsehen, die dem Hitlergruss ähnlich steht. Bei Fachleuten war umstritten, ob es sich bei der Geste um eine bewusst faschistische Geste handelte.
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Elon Musk verteidigte seine Geste mit: «Die ‹Jeder ist Hitler›-Attacke ist sooo ausgelutscht.»
Briefmarken mit Adolf Hitler wertlos
Aktuell nimmt eine befreundete Briefmarkenexpertin Funiciellos das unerfreuliche Geschenk unter die Lupe. «Sie schätzt den Wert der Briefmarken ein», sagt die Nationalrätin.
In ihrer Story auf Social Media kündigte Tamara Funiciello bereits an: «Ich schau jetzt mal, ob diese Briefmarken Wert haben. Falls ja, verkaufe ich sie und spende das Geld der Antifa.» Die Antifa kämpft gegen Rassismus und Rechtsextremismus.

Doch daraus dürfte nichts werden.
Denn: Selbst Philatelisten, also Briefmarkenkundler, hätten keine Freude an den alten Briefmarken. «Briefmarken mit dem Konterfei von Hitler haben keinen Wert – davon gibt es tonnenweise», sagt Markus Sinniger zu Nau.ch.
Er ist Präsident der Philatelisten Bern. Von Interesse seien Marken des Deutschen Reichs ohnehin nur bei Sammelnden, die sich auf deutsche Briefmarken spezialisiert hätten.
Nazisymbole sollen verboten werden
Ob dem anonymen Absender eine Strafe droht, ist unklar. Die Kantonspolizei Bern äussert sich aus Persönlichkeits- und Datenschutzgründen nicht zu Einzelpersonen oder Firmen.
«Lediglich eine Briefmarke mit einer Hitler-Abbildung stellt gestützt auf die geltende Gesetzgebung keine Straftat dar», heisst es. Ohne den genauen Sachverhalt oder den Kontext zu kennen, sei eine abschliessende rechtliche Beurteilung nicht möglich.
Künftig soll das Verwenden von Nazisymbolen unter Strafe stehen. Der Bundesrat will die öffentliche Verwendung nationalsozialistischer Symbole mit einer Busse von 200 Franken bestrafen. Noch bis Ende März befindet sich das Gesetz in der Vernehmlassung.