Umweltschützer stellen sich gegen «Mantelerlass»

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Bern,

Die Fondation Franz Weber und das Naturkomitee haben bei einer Pressekonferenz am Dienstag ihre Kampagne gegen das Stromgesetz gestartet.

Mantelerlass Energie Referendum
Mit dem Energie-Mantelerlass wollen Bund und Parlament den Ausbau erneuerbarer Energieträger vorantreiben. Umweltschützer stellen sich dagegen. (Archivbild) - keystone

Die Fondation Franz Weber und das sogenannte Naturkomitee haben an einer Pressekonferenz am Dienstag ihre Abstimmungskampagne gegen das Stromgesetz lanciert. Das Gesetz führe zu einer Zerstörung der Landschaft und schwäche die demokratischen Rechte. Die Energiewende solle nicht zulasten der Natur und der Demokratie gehen, sagten die Gegner der Vorlage.

Das Stromgesetz, das auch bekannt ist als «Mantelerlass», erleichtere die Rodung von Wäldern, ermögliche die Verwüstung von Landschaften und die Vernichtung geschützter Biotope. Laut dem Nein-Komitee gibt es Alternativen, um die Energiewende zu vollziehen und die Stromversorgungssicherheit zu gewährleisten. Dazu müsse zunächst Energie gespart und das Potenzial von Solaranlagen auf bestehenden Gebäuden und Infrastruktur genutzt werden.

«Alternativen, die besser für Natur und Portemonnaie sind»

Die Befürworter des Stromgesetzes behaupten, dass der Bau von Solarparks in den Alpen notwendig sei, um die Energiewende zu schaffen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Andernfalls würde es zu Engpässen, steigenden Strompreisen oder sogar zum Blackout kommen. Diese Solaranlagen würden gemäss dem Bundesamt für Energie (BFE) im Winter doppelt so viel Strom wie ähnliche Anlagen im Flachland produzieren, aber dreimal so viel kosten.

«Man zahlt mehr, um die Landschaft zu verschandeln, obwohl es Alternativen gibt, die besser für die Natur und das Portemonnaie sind.» Dies sagte Pierre-Alain-Bruchez, Mitglied des Referendumskomitees mit dem Namen Bündnis Landschaft und Natur, vor den Medien. Er bewertet das Potenzial von Solaranlagen auf Gebäuden und Infrastrukturen auch im Winter hoch ein.

Souveränität werde eingeschränkt

Die Souveränität des Volkes, der Kantone und Gemeinden werde ebenso eingeschränkt. Das Stromgesetz lege weiter fest, dass die Realisierung von Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energie grundsätzlich Vorrang vor allen anderen nationalen Interessen habe, schrieb das Nein-Komitee. Allfällige Beschwerden würden ins Leere laufen.

Der Bundesrat habe durch das Stromgesetz auch die Befugnis, die Genehmigungsverfahren für bestimmte Anlagen zu verkürzen und zu konzentrieren, hiess es weiter. Dies könne zur Abschaffung von Gemeindeabstimmungen führen. Auch sei ein Artikel eingefügt worden, der es erlaube, beim Bau in geschützten Landschaften auf Schutz- und Ersatzmassnahmen zu verzichten.

«Das ist Missachtung der Demokratie in Bund, Kantonen und Gemeinden. Verlierer sind ebenso Natur, Landschaft und Wald.» Dies sagte Hans Weiss, Mitbegründer der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz.

Biodiversität dürfe nicht für Klimaschutz geopfert werden

Eng zusammenhängend mit dem Schutz der Landschaft ist auch die Bewahrung der Biodiversität. Für die Gegner des Gesetzes sei die Energiewende als Massnahme gegen den Klimawandel überfällig. Es sei aber falsch, dies auf Kosten der Biotope in den Schweizer Landschaften vorzunehmen.

«Es geht nicht nur um den Klimawandel. Die nächste Herausforderung ist der Verlust der Biodiversität. Die Biodiversität darf nicht kurzsichtig geopfert werden für den Klimaschutz», sagte Peter Lüthi, der ehemalige Regionalkoordinator des WWF Graubünden.

Rote Linie werde überschritten

Mit dem Stromgesetz werde eine rote Linie überschritten. «Der verfassungsgarantierte Natur- und Landschaftsschutz hat in den letzten 30 Jahren selbst bei schweren Eingriffen immer Berücksichtigung gefunden», sagte der Präsident des Verbands Freie Landschaft Schweiz, Elias Vogt. Er bezieht sich auf Beispiele in der Vergangenheit wie dem Bau der Bahn 2000 oder verschiedenen Autobahnen.

Mit einer Revision des Energie- und Stromversorgungsgesetzes soll auf der einen Seite die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien gefördert und die Versorgungssicherheit erhöht und auf der andern Seite der Stromverbrauch gesenkt werden. Neben mehrere grossen Parteien sprechen sich auch Umweltorganisationen und Wirtschaftsverbände für den Mantelerlass aus. Ein kleines Bündnis um den Neuenburger Pierre-Alain Bruchez, den Verband Freie Landschaft Schweiz und die Fondation Franz Weber bekämpft den Energie-Mantelerlass mit einem Referendum.

Kommentare

User #5818 (nicht angemeldet)

Freunden, welche sich in einem Windpark aufhalten melden mir in einem Abstand von ca. 200m einen Lärm der Windräder wie von einem Jumbo-Jet…. Axpo schreibt: “Die Spitzen der Rotoren erreichen eine maximale Geschwindigkeit von 320 Kilometer in der Stunde und sind damit fast so schnell wie die heutigen Formel-1-Boliden.” Wollen wir nebst dem visuellen Impact auch noch einen Riesenlärm? Deshalb: NEIN zum neuen Stromgesetz.

User #4126 (nicht angemeldet)

Diese unverantwortliche Haltung gegen den Mantelerlass gefährdet die Versorgungssicherheit der Schweiz. Der Mantelerlass ist ein guter Kompromiss: Auch wenn der Ausbau der Erneuerbaren grundsätzlich Priorität hat, werden die Interessen von Natur und Landschaft weiterhin berücksichtigt. Die Schweizer Stimmbevölkerung hat sich klar dafür ausgesprochen, unsere Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Netto-Null zu reduzieren. Zuletzt mit dem deutlichen Ja zum Klimaschutz-Gesetz im Juni. Diesen Beschluss muss die Schweiz nun in die Tat umsetzen. Der Mantelerlass setzt die beschlossene Energiewende in die Tat um. Konkret stellt er den Ausbau der erneuerbaren Energien sicher: Er verlängert und erweitert die Förderbeiträge und garantiert mit einem Ausbau der Wasserkraft unsere Stromversorgung im Winter.

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