Massentierhaltung: SVP-Steinemann gegen verordneten Teil-Veganismus
Das Wichtigste in Kürze
- Am 25. September kommt die Massentierhaltungsinitiative vor das Volk.
- Barbara Steinemann hält diese für einen Bio-Zwang. Im Gastbeitrag erklärt sie ihr Nein.
- Die Initiative sei eine staatlich verordnete Umerziehung zu weniger Fleischkonsum.
Die Massentierhaltungsinitiative appelliert an das Herz der Tierfreunde. Wir stimmen über sie am 25. September 2022 ab.
Doch die Tiere sind insofern vorgeschoben, als die Initiative für alle tierischen Produkte in der Schweiz zwingend die Bio-Suisse-Richtlinien 2018 – das Logo mit der Knospe – einführen will. Somit sollen die Auflagen eines privaten Labels in die Bundesverfassung übernommen werden.
Massentierhaltungsinitiative: Nur noch Bio und höhere Preise
Obwohl in Umfragen jeweils 80 % der Befragten angeben, trotz höherer Preise Bio-Produkte zu berücksichtigen, tun das effektiv nur rund 9 %. Heute wird nach verschiedenen Standards produziert, was dem Konsumenten Wahlfreiheit aus den verschiedenen Labelerzeugnissen bietet. Die Massentierhaltungsinitiative hingegen würde alle Bauern zwingen, nur noch nach Bio-Standard zu produzieren. Die Folge wären höhere Preise für alle tierischen Nahrungsmittel und somit eine Verteuerung der Esswaren in der Schweiz.
In der Schweiz sind viele landwirtschaftliche Betriebe überschaubar in ihrer Grösse. Das ermöglicht einen doch eher familiären Umgang mit den Tieren, ganz im Gegensatz zum Ausland. Allein schon die Unterstellung, in der Schweiz würde das Tierwohl systematisch verletzt, grenzt an eine Diffamierung unserer Bäuerinnen und Bauern, die sich während 365 Tagen von frühmorgens bis spätabends nach bestem Wissen und Gewissen um das Wohl jedes einzelnen Tieres kümmern.
Verletzung des Tierwohls nur bei Importprodukten
Die Umsetzung der neuen Initiativvorschriften würde dazu führen, dass in der Schweiz etwa 1600 neue Aufzucht- und Legehennenställe und mehr als 20'000 neue mobile Pouletmast-Ställe errichtet werden müssten, wenn die Produktion nicht zurückgefahren werden soll.
Das steht im klaren Widerspruch zu den Forderungen, an die Raumplanung: Die Leute wollen zwar in unserer kleinräumigen Schweiz zwingenden Auslauf der Tiere, aber dann ja doch nicht mit den Geruchsimmissionen konfrontiert werden.
Regionale Produkte liegen im Trend. Ihre Herstellung müsste aber markant zurückgefahren werden. Entsprechend würden die Importe ansteigen, da sich das Konsumverhalten unserer Bevölkerung nach dem Abstimmungssonntag ja nicht ändern würde.
Tierische Lebensmittel, welche unter dem Aspekt von Massentierhaltung und systematischer Verletzung des Tierwohls produziert wurden, sind sowieso nur bei den Importen zu finden. Und genau diese Importe würden sich bei Annahme der Initiative erhöhen. Darum wäre eine Annahme der Initiative für das Wohl der Tiere kontraproduktiv.
Staatlich verordneter Teil-Veganismus
Unverhohlen geben die Initianten zu, dass mit der drastischen Senkung unserer Tierbestände der Verzehr von Fleisch und anderen tierischen Produkten, wie Eier, Käse oder Milch, stark gesenkt werden muss. Das wäre dann staatlich verordneter Teil-Veganismus.
Diese erzieherische Haltung dahinter ist deplatziert. Das Tierwohlniveau ist in der Schweiz generell sehr hoch. Jede und jeder, der Bio-Produkte kaufen möchte, kann dies bereits heute tun.
Wie stimmen Sie bei der Massentierhaltungs-Initiative?
Die beliebtesten Bio-Produkte in der Schweiz sind Eier mit 29,2% Marktanteil, aber Wurst/Charcuterie 4%, Frischfleisch 5,6%, Käse 8,4%, Milchprodukte 13,8% sind unterdurchschnittlich vertreten. Dieser Markt darf ruhig weiterwachsen. Aber nicht über Verbote, sondern über die freiwillige Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten.
Herr und Frau Schweizer kaufen am Montag leider nicht immer jene Produkte, die sie am Abstimmungssonntag bestellt haben. Ich hoffe, die Befürworter dieser Initiative kaufen nur einheimische Bio-Fleisch- und Molkereiprodukte – das wären dann die erwähnten 9%. Alles andere als Bio wollen sie ja verbieten.