Schöne Menschen lassen sich eher scheiden!

Lässt sich eine Scheidung anhand der Attraktivität einer Person vorhersagen?

Frauen erzählen mir immer wieder, dass sich nach ihrem Besuch in den Schönheitskliniken ihr Selbstwertgefühl erhöht, und gleichzeitig auch die Erwartung an ihre Beziehung.

Es scheint mir, dass attraktivere Frauen mehr Gelegenheiten haben, neue Bekanntschaften zu machen. Es verwundert mich nicht, dass sich immer mehr Personen für Schönheitsoperationen entscheiden, davon 85 Prozent Frauen.

Wir in der Schweiz sind weltweit führend bei Behandlungen mit Botox, Filler und Facelifts. Doch habt ihr gewusst, dass die meisten Schönheitsoperationen in Brasilien durchgeführt werden? Rund zwei Millionen Menschen besuchen dort jährlich den Beauty-Doc. Weltweit sind es 33 Millionen. Die meisten lassen sich Fett absaugen (2,3 Millionen) oder ihre Brüste vergrössern (2,1 Millionen).

Attraktivität ist nur eine von vielen Einflussgrössen auf lebensverändernde Entscheidungen wie eine Scheidung – und nicht der allein ausschlaggebende Faktor!

Die hauptsächlichen Scheidungsgründe sind Untreue, Schwierigkeiten in der Kommunikation zwischen den Partnern und finanzielle Probleme. Wir kennen es alle.

Sehr viel weiter unten rangieren die unvereinbaren Lebensziele, zu denen eventuell auch der Wunsch nach einem attraktiveren Aussehen gehören könnte.

Ein makelloses Erscheinungsbild allein führt also in den wenigsten Fällen vor den Scheidungsrichter. Zudem werden bei uns in der Schweiz von hundert Ehen nur vierzig geschieden.

Fun Fact (oder eher Sad Fact): Paare in der Westschweiz lassen sich häufiger scheiden. Insbesondere in den Kantonen Neuenburg, Jura, Waadt und Genf liegt die Scheidungsrate deutlich höher als im Rest der Schweiz. Der traurige Gewinner ist der Kanton Neuenburg mit einer Scheidungsrate von 66 Prozent, gefolgt vom Tessin mit 51 Prozent.

Übrigens: Die höchsten Scheidungsraten werden derzeit in den verschlafenen Bergdörflis registriert. Experten spekulieren, dass es dort besonders viel Nachholbedarf gibt. Was das wohl mit der Attraktivität der Westschweizer zu tun hat?

Meine Kolumne wäre nicht eine ordentliche Kolumne, würde ich nicht noch eine spannende Studie rausfischen: Ein Research-Team der Harvard University hat im Jahr 2017 herausgefunden, dass hübschere Menschen mehr Trennungen haben, weil sie weniger bereit sind, die notwendige Arbeit zu leisten, um ihre Beziehungen aufrechtzuerhalten.

Klar, Attraktivität gibt dir mehr Optionen und deshalb strengst du dich weniger an, was es für den Partner natürlich schwieriger macht, seine Beziehung vor äusseren «Bedrohungen» zu schützen. Eine Hammeraussage!

Gibt es also doch einen direkten Weg vom Beauty-Doc zum Scheidungsanwalt? Nein, sagt eine Studie der Universitäten Lausanne, Zürich und Mailand, die schon 2009 durchgeführt wurde. Demnach nehmen Frauen ihre eigene Attraktivität in einer Beziehung weniger wahr – und bewerten hingegen die Attraktivität ihres Partners sehr viel stärker. Bamm! Nehmt das, ihr Ehemänner da draussen!

Eure Beziehung wird nicht durch den Gang eurer Frauen zum Beauty-Arzt gefährdet – sondern weil ihr viel zu wenig auf euer eigenes Aussehen achtet. Liebe Männer, überlegt euch also, ob es nicht an der Zeit wäre, etwas für euren Körper zu machen oder selbst zum Beauty-Doc zu gehen.

Die Attraktivität des Partners hängt für Frauen laut der oben genannten Studie nicht nur allein am Aussehen. Viel wichtiger sind ihnen die bereits zuvor genannten Softfacts wie Kommunikation, Verlässlichkeit und Treue. Dennoch könnte dem einen oder anderen Mann ein Facelifting sicher nicht schaden.

Ein weiterer wichtiger Faktor des glücklichen Zusammenhalts scheint mir zu sein, dass Partner statistisch gesehen bei der Heirat heute älter sind. In der Schweiz zählen Frauen bei ihrer ersten (ja, wir nennen es mal die «erste») Heirat im Durchschnitt 30,4 Jahre, Männer 32,5 Jahre.

Da wurden offenbar von beiden viele wichtige Lebensentscheidungen schon getroffen und die Paare wissen recht genau, was sie vom jeweils anderen erwarten dürfen.

Also, meine lieben Ehemänner, keine Angst vor dem Besuch eurer Partnerinnen beim Beauty-Doc. Daran wird eure Beziehung nicht zerbrechen!

Redet offen über eure Wünsche und Erwartungen, um Missverständnisse zu vermeiden.

Und gelegentlich eine schöne Geste oder Aufmerksamkeit der Liebsten gegenüber zu zeigen. Das ist es, was die Beziehung zusammenhält. Und bitte den Jahrestag nicht vergessen!

Zur Autorin: Alexandra Lüönd ist eine führende Unternehmerin im Beauty- und Medical-Retail. Als Gründerin der Beauty2Go-Kliniken sowie «Brows & Brows» schuf sie die grössten Ästhetik-Ketten in der Schweiz. Mit «Brows & Brows» revolutioniert sie die PMU-Branche. Die 37-Jährige schreibt regelmässig Kolumnen für Nau.ch.