Ursina Anderegg (Grüne): Ja zum Stromgesetz
Ursina Anderegg spricht sich für ein Ja zur Stromgesetz-Vorlage aus. Im Gastbeitrag erklärt sie, wie Schweizer Strom und Naturschutz kombinierbar sind.
Das Wichtigste in Kürze
- Ursina Anderegg (Grüne) äussert sich im Gastbeitrag zur Stromgesetz-Vorlage.
- Diese sei gut austariert und biete viele grüne Argumente.
- Neben erneuerbaren Energien sei die Energieeffizienz in allen Bereichen wichtig.
Die Zeit rennt uns davon. Die Erderwärmung schreitet schneller voran als die ohnehin schon alarmierenden Prognosen. Es ist also völlig klar, dass wir so schnell wie möglich auf klimafreundliche Energie umstellen müssen, damit wir die Pariser Klimaziele erreichen können.
Gleichzeitig befinden wir uns in der Schweiz in einer Biodiversitätskrise, die stark unterschätzt wird. Bei der Bekämpfung dieser gleichzeitigen Klima- und Biodiversitätskrise stehen sorgfältige Abwägungen stets im Zentrum; die Energiewende muss naturverträglich vorangetrieben werden.
Und genau das gelingt mit dem neuen Stromgesetz, welches unter anderem vorsieht, dass in Biotopen von nationaler Bedeutung keine Energieanlagen gebaut werden dürfen.
Viele grüne Argumente für das Stromgesetz
Die sauberste Energie ist die, welche wir nicht brauchen. Deshalb müssen wir die Energieeffizienz in allen Bereichen vergrössern und so viel Strom sparen wie möglich.
Das Potential von Solarstrom in der Schweiz ist riesig und noch lange nicht ausgeschöpft. Wenn wir auf allen geeigneten Dächern und Fassaden Solaranlagen installieren, können wir sehr viel Strom gewinnen.
So könnte zum Beispiel für die Stadt Bern 60 Prozent des Gesamtstromverbrauches in der Stadt produziert werden. Solaranlagen können zudem auch auf Parkplätzen, entlang von Autobahnen oder Lärmschutzwänden gebaut werden – auch hier wird keine Natur «verschandelt». Deshalb brauchen wir eine Solarpflicht für neue und bestehende Gebäude und Fassaden.
Windkraft braucht es vor allem im Winter, wenn Solaranlagen nicht genügend Strom erzeugen. Wie steht es hier mit dem Naturschutz aus? Wichtig ist vor allem der Standort der Windräder: Sie dürfen nicht die Flugbahnen oder Lebensräume bestimmter Vogelarten zerstören, sie sollen nicht in schützenswerten Landschaften gebaut werden.
Schweizer Strom und Naturschutz passen zusammen
Die grösste Gefahr für Vögel sind allerdings nicht Windräder, sondern Glasfassaden und Pestizide. Besser ist es, wenige grosse Anlagen zu bauen statt viele kleine überall. Ausserdem muss die Bevölkerung bei der Platzierung mitreden können.
Wasserkraftwerke und Landschaftsschutz? Hier wird es schwierig. Die Speicherseen überschwemmen ganze Landschaften. Die Lage ist aber auch hier nicht hoffnungslos: 2021 hat der Runde Tisch Wasserkraft 15 Projekte skizziert, die realisiert werden können, ohne dass der Umwelt- oder Naturschutz gelockert wird. Diese Projekte können weiterverfolgt werden, natürlich nur, wenn auch weiterhin Umweltverbände und Landschaftsschützer und Landschaftsschützerinnen in die Planung einbezogen werden.
Energieeffizienz, Solarstrom an allen geeigneten Orten, einige grosse Windkraftanlagen, Wasserkraftwerke, wo sie mit dem Naturschutz vereinbar sind – dies kann die Basis der Energiewende werden.
Mit einem JA zum Stromgesetz am 9. Juni können wir einer gut austarierten Vorlage zustimmen, damit es endlich vorwärts geht mit dem Klimaschutz!
Zur Autorin: Ursina Anderegg kandidiert für die Berner Gemeinderatswahlen 2024 und ist Co-Präsidentin und Stadträtin vom Grünen Bündnis Bern.