Ukraine Krieg: «Geflüchtete schlafen nur drei Stunden pro Nacht»
2 Millionen Menschen sind im Ukraine-Krieg bereits geflüchtet. Ein Teil davon geht nach Moldawien. Ein Schweizer ist vor Ort, hilft und teilt seine Eindrücke.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Schweizer hilft in der moldawischen Hauptstadt bei der Versorgung von Flüchtlingen.
- Die Menschen sind aufgewühlt, doch die Moldawier geben ihr Bestes, sie zu betreuen.
Bänz Margot (44) weilte bis zu Beginn des Ukraine-Kriegs ferienhalber in der ukrainischen Stadt Odessa. Dann ging alles sehr schnell. Der Schweizer Musiklehrer erzählt: «Als die ersten Bomben fielen, bin ich mit einem Kollektiv-Taxi nach Moldawien geflüchtet.»
In der Hauptstadt Chisinau angekommen, stiess er auf ein Hilfsprojekt. «Ich begann mich dort zu engagieren, Spenden zu sammeln.»
Das Projekt versorgt die Camps an der Grenze mit Nahrung, auch Transporte werden organisiert. Margot selbst hilft mit, etwa beim Vermitteln und beim Austausch von Flüchtlingsrouten im Ukraine-Krieg. «Ich habe hier inzwischen Kontakte und Strukturen mit Moldawiern und Ukrainern.»
In der Hauptstadt habe es kurz nach seiner Ankunft einen grossen Spendenaufruf gegeben, Tausende seien gekommen, um Lebensmittel zu spenden. «Menschen, die selbst nicht viel haben. Moldawien ist ein armes Land.»
Einfach sei der Alltag nicht. «Am Anfang waren es schlaflose Nächte, ich schlief höchstens drei Stunden.» Damit ist er nicht alleine: «Es geht vielen so. Jene, die geflüchtet sind, Angehörige in der Ukraine haben, haben es natürlich viel schlimmer.»
Ukraine-Krieg: Schweizer startet Hilfsprojekt
Zusammen mit Menschen vor Ort und Personen aus der Schweiz startete Margot das Projekt «Yes we can». Mit von ihm privat gesammelten Spenden werden Konserven gekauft, die in die Ukraine gebracht, aber auch vor Ort verteilt werden. Das sei wichtig, denn ein Grossteil der Spenden gehe aktuell nach Polen.
«Konserven sind dank ihrer langen Haltbarkeit in dieser Zeit ideal.» Der Schweizer ergänzt: «Und wenn es hart auf hart kommt, können sie auch zur Verteidigung dienen. Als allerletzte Option.»
Ukraine-Krieg: «Viele Flüchtlinge sind traumatisiert»
Den Geflüchteten gehe es im Grossen und Ganzen gut, die Moldawier würden sie gut aufnehmen. «Doch das Anstehen an der Grenze ist ein Problem. Bis zu 48 Stunden oder sogar noch mehr. Darunter sind auch Kinder, und das bei Eiseskälte.»
Immerhin: Inzwischen gebe es digitale Karten, wo Flüchtende nachschauen können, wie lange die Wartezeit an den verschiedenen Grenzübergängen sei.
Hie und da sehe man die Flüchtlinge sogar lachen. «Aber das Trauma, die Ungewissheit darüber, wie es weiter geht und die Angst, die sind da. Ich sehe auch viele Menschen weinen.»
Er führt aus: «Zig Menschen haben Männer und Freunde zu Hause gelassen. Und viele waren schon vorher arm. Jetzt wurde ihnen das Wenige, das sie hatten, ebenfalls genommen.»
Margot will bleiben, helfen und fordert «alle, die können, zur Mithilfe auf.» Jeder habe Möglichkeiten, zu helfen. «Ich hoffe, dass die Flüchtlinge einen Platz finden. Und Freunde, die sie auch nach dem Ukraine-Krieg weiter unterstützen.»