CO2-Gesetz: Flugticket-Abgabe trifft nur die wenigsten Schweizer
Das CO2-Gesetz macht das Fliegen auf ersten Blick deutlich teurer. Ein Grossteil der Schweizer dürfte keine zusätzlichen Kosten haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer Studie sind 90 Prozent der Schweizer von der Flugticket-Abgabe nicht betroffen.
- Die Abgabe liegt zwischen 30 und 120 Franken, ein Teil wird zurückvergütet.
- Gemäss dem Bund fliegen Städter deutlich mehr als die Landbevölkerung.
Fliegen ist längst kein Luxus mehr. Das zeigt ein Blick auf die Swiss-Webseite. Wer für den Sommer einen Flug nach Bangkok buchen will, ist ab 355 Franken dabei. Die Strecke Zürich – New York ist sogar unter 300 Franken möglich.
Kommt das CO2-Gesetz durch, dürfte sich das ändern. Die Vorlage sieht eine Abgabe zwischen 30 und 120 Franken pro Ticket vor. Entscheidend dafür sind Distanz und Klasse.
Wer beispielsweise von Zürich nach London in der Economyklasse fliegt, zahlt 30 Franken Aufschlag. Der Höchstaufschlag wird nur auf Business-Tickets für Interkontinentalflüge verrechnet. Die Abgabe wird nur auf den Hinflug aufgeschlagen.
Höherer Aufschlag als beim Benzin
Verglichen mit der geringen Benzinpreiserhöhung dürften Konsumenten die Flugticketabgabe also stärker spüren. Gerade billige Europa-Flüge werden damit im zweistelligen Prozentbereich verteuert. Der Bundesrat spricht von einer Lenkungsabgabe und hofft, dass die Bevölkerung mehr auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigt.
Obwohl die Flugticket-Abgabe vergleichsweise hoch ist, legen die Gegner der Vorlage den Fokus ihrer Kampagne vielmehr auf Benzin- und Heizölpreise. Wohl nicht von ungefähr: So wie das CO2-Gesetz konstruiert ist, dürfte die Abgabe viele Konsumenten kaum belasten. Im Gegenteil. Warum?
Insgesamt werden 51 Prozent der Einnahme durch die Abgabe an die Bevölkerung via Krankenkasse zurückerstattet. Konkret: 60 Franken pro Person – selbst für Nichtflieger. Der Rest fliesst in den Klimafonds, aus dem unter anderem Geld in die Entwicklung von CO2-neutralen Treibstoffen fliessen soll.
CO2-Gesetz: Reiche und Städter stärker betroffen
Heisst für Schweizer Konsumenten: Selbst wer zweimal pro Jahr in Europa umherfliegt, legt unter dem Strich nicht drauf. Eine Studie des Marktforschungsinstituts Sotomo im Auftrag des Vereins Rote Annelise kommt zum Schluss, dass 90 Prozent der Bevölkerung von der Flugticketabgabe profitieren würden.
Warum? Auch wenn Fliegen billig ist, hebt längst nicht jeder regelmässig ab. Konkret: Gemäss dem Bund (Zahlen von 2015) verreist jeder Schweizer pro Jahr 0,8 Mal mit dem Flugzeug. Effektiv dürfte die Zahl etwas höher sein, da bei der Berechnung gewisse Flüge nicht berücksichtigt worden sind.
Entscheidend für das Flugverhalten ist das Einkommen. Wer bis 4000 Franken pro Monat verdient, steigt statistisch pro Jahr nur 0,3 Mal ins Flugzeug. Personen mit einem Haushaltseinkommen von über 12'000 Franken hingegen über fünfmal mehr.
Wie bei den Heizungen lebt die Landbevölkerung auch punkto Fliegen nachhaltiger als Städter. Personen im Stadtkern heben jährlich 0,9 Mal ab, Menschen im ländlichen Raum nur 0,5 Mal.