CO2-Gesetz trifft die Städter bei Heizkosten stärker
Das neue CO2-Gesetz macht Heizen mit fossiler Energie teuer. Die Analyse zeigt: Davon betroffen wäre eher die Stadt- als Landbevölkerung.
Das Wichtigste in Kürze
- In den Städten sind Öl- und Gasheizungen Normalität.
- Heizungen mit erneuerbaren Energien sind auf dem Land oft besser vertreten.
Schon heute gibt es eine Lenkungsabgabe auf Heizöl und Erdgas. Mit dem CO2-Gesetz soll diese erhöht werden. Heizen mit fossiler Energie wird damit teurer.
Doch wer wäre betroffen? Gemäss dem Bundesamt für Statistik werden knapp 40 Prozent der Wohngebäude mit Öl geheizt, fast 21 Prozent heizen mit Gas.
Genauere Daten hat das BFS nicht. Dass es starke Unterschiede nach Kanton gibt, zeigt eine Analyse des Beratungsunternehmens EBP von 2019.
Fast nur fossile Heizungen in Genf und Bern
Demnach werden in Genf 83 Prozent der Gebäude mit fossiler Energie geheizt. Viele Gas- und Ölheizungen auch im Kanton Bern: Bei vier Fünftel der Häuser qualmt Rauch aus fossilen Energien aus den Kaminen.
In Zürich ist der Wert mit 68 Prozent tiefer, im Aargau ebenfalls (58 Prozent). Besonders gut schneiden ländliche Kantone ab: In Graubünden und Glarus sind rund die Hälfte der Heizungen fossil, in Uri gar nur 46 Prozent.
Wie kommt das? Ländliche Kantone sind im Vorteil: «Auf dem Land sind Holzpelletheizungen und Wärmepumpen meist problemlos möglich», sagt WWF-Sprecherin Marie Seidel. Zudem sei teilweise gar kein Gasnetz verfügbar.
CO2-Gesetz: Wärmepumpe in Stadt kaum Thema
In städtischen Gebieten kommen hingegen zwei wichtige Alternativen zu Ölheizungen selten infrage: Wärmepumpen wegen fehlenden Platzes oder Lärmbelastung, Holzpelletheizungen aus Gründen der Luftreinhaltung. Das dürfte die höhere Dichte an Ölheizungen in städtisch geprägten Kantonen erklären.
«Als Alternative gibt es diesen Fällen einzig Fern- und Nahwärmeanschlüsse», sagt Seidel. Diese Wärmenetze gelte es auszubauen. «Genau dies ermöglicht das neue CO2-Gesetz.»
Der Stadt-Land-Graben zeigt sich auch im Energie Reporter. Diese Datenbank wurde vom Bundesamt für Energie, dem WWF und der Softwarefirma Geoimpact entwickelt. Damit werden Heizungsangaben auf Gemeindeebene aufgeschlüsselt.
Langnau im Emmental schlägt Stadt Bern
Hier bestätigt sich die Beobachtung: In der Stadt Bern machen erneuerbare Heizungen gerade mal 8,4 Prozent aus. In Langnau im Emmental (BE) heizen 46 Prozent ohne Gas oder Öl.
Dieser Effekt zeigt sich auch in anderen Kantonen: In der Stadt Solothurn werden 16 Prozent der Häuser mit Erneuerbaren geheizt, im 10 Kilometer entfernten Deitingen (SO) ein Drittel.
Gleiches auch in Luzern: In der Kantonshauptstadt wird nur knapp jedes zehnte Gebäude mit erneuerbaren Energien geheizt. Im ländlichen Malters (LU) wird bereits jedes zweite Haus nachhaltig geheizt.
Natürlich gibt es Ausnahmen. Die Argumentation der Gegner des CO2-Gesetztes, dass die Landbevölkerung stärker belastet werde, trifft im Fall der Heizungen mehrheitlich nicht zu.