Nachhaltige Schokolade: Schweizer Firmen nicht alle vorne dabei
Gemäss dem WWF bleibt nachhaltige Schokolade ein süsser Traum: Schweizer Hersteller rangieren lediglich im breiten Mittelfeld der «Chocolate Scorecard».
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss der «Chocolate Scorecard» ist Schweizer Schokolade nur mittelmässig nachhaltig.
- Die NGO «Be Slavery Free» bewertet Hersteller nach verschiedenen Nachhaltigkeitskriterien.
- «Nestlé» belegt Rang 10, «Lindt & Sprüngli» folgt auf Rang 20, «Toblerone» auf Rang 42.
Die Schweiz geniesst zweifelsohne den Ruf, zu den besten Schokoladenproduzenten der Welt zu gehören. In puncto Nachhaltigkeit rangiert Schweizer Schokolade allerdings lediglich im internationalen Mittelfeld.
Gemäss der «Chocolate Scorecard» erreichte «Halba» mit Rang fünf das beste Resultat der für die Schweiz untersuchten Unternehmen und Retailer. Danach folgen Hersteller wie «Nestlé» (Cailler, Frigor, Smarties), der Zulieferer «Barry Callebaut» und «Lindt & Sprüngli» im Mittelfeld. Toblerone-Hersteller «Mondelez» ganz am Schluss. Bei den Detailhändlern liegt Coop auf dem vierten Rang von 29.
«Nachhaltige Schokolade bleibt ein süsser Traum»
Für WWF-Waldexperte Romain Deveze steht fest: «Nachhaltige Schokolade bleibt ein süsser Traum.» Kakao sei weltweit einer der Hauptverursacher der fortschreitenden Entwaldung. Westafrika – mit der Elfenbeinküste und Ghana als grösste Produzenten – ist für drei Viertel der weltweiten Produktion verantwortlich. Beide Länder haben in den letzten 60 Jahren einen Grossteil ihrer Waldflächen verloren.
Gemäss WWF sind es in der Elfenbeinküste rund 94 Prozent und rund 80 Prozent in Ghana. Ein Drittel dieser Waldverluste sei auf Kakaoanbau zurückzuführen. Kakao sei weltweit einer der Hauptverursacher der Waldzerstörung und damit ein starker Treiber der «Zwillingskrise» von Klimawandel und Biodiversitätsverlust.
Unternehmen setzen eigene Ansprüche nicht durch
Die NGO «Be Slavery Free» bewertet im Rahmen der «Chocolate Scorecard» weltweit Schokoladenunternehmen nach verschiedenen Nachhaltigkeitskriterien: Entwaldung, Menschenrechtsverletzungen und Transparenz fliessen in die Bewertung ein. Von den Unternehmen, die auf die Anfrage der aktuellen «Chocolate Scorecard» geantwortet haben, verfügen 48 über Regeln zur Nichtabholzung.
Gemäss eigenen Angaben verzichten 91 Prozent der Unternehmen auf Abholzung von Wäldern. Allerdings hat nur die Hälfte Erwartungen an ihre Lieferanten formuliert, die bei fortgesetzter Nichteinhaltung die Möglichkeit des Ausschlusses beinhalten. Ferner würden nur elf Prozent der Unternehmen ihren Kakao bis zu seinem Ursprung zurückverfolgen. Schliesslich würden durchschnittlich 40 Prozent des Kakaos indirekt eingekauft.
WWF verlangt nachhaltige Lieferketten
Für den WWF ist dieser Missstand problematisch: Konsumenten und Konsumentinnen könnten nicht wissen, woher der Kakao in ihrer Schokolade stammt. Die Unternehmen müssten deshalb konkrete Massnahmen festlegen, um die Herkunft des Kakaos zu erfassen. Nur so könnten die «Nachhaltigkeitsclaims» der Unternehmen glaubwürdig werden. Überdies müssten auch die Menschen besser geschützt werden, um Kinderarbeit in der Kakaoproduktion zu verhindern.
Der Waldexperte ist überzeugt: «Alle Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre eigene Lieferketten wirklich nachhaltig sind – und auch die ihrer Zulieferer. Frei von Abholzung und frei von Menschenrechtsverletzungen.»