Mit «Mythic Quest» nimmt Apple die Kultur des Gamings aufs Korn
Die kurzweilige Sitcom «Mythic Quest» dreht sich um Videospielentwickler und deren Umfeld. Der Start auf Apple TV+ macht Lust auf mehr.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei «Mythic Quest» handelt es sich um eine Serie des Streaming-Dienstes Apple TV+.
- Im Zentrum stehen die überhöhten Irrungen und Wirrungen eines grossen Entwicklerstudios.
- Die Macher wollen sowohl Gamer als auch Laien ansprechen.
Videospiele sind längst keine Nische mehr. Sie sind von Jung bis Alt äusserst beliebt und generieren einen grossen Umsatz. Im Kino wird das Thema ebenfalls aufgegriffen. Filme wie «Gamer» oder «Pixels» stossen aufgrund ihrer mangelnden Qualität jedoch nicht überall auf Beliebtheit.
Serien rund ums Thema Gaming sind hingegen derzeit rar gesät. In Grossbritannien lief letztes Jahr die erste Staffel von «Dead Pixels» an.
Darin rückt eine Gruppe Zocker in den Mittelpunkt. Bekanntere Vertreter wie «Silicon Valley» und «The IT-Crowd» erzählen hingegen von Technik-Unternehmen. Sie behandeln Videospiele nur am Rande.
«Mythic Quest: Raven’s Banquet» will diese Lücke füllen und sowohl eingefleischte Spieler als auch Laien abholen.
Nazis und andere Schwierigkeiten
Ian Grimm (McElhenny) ist zwar ein Egomane, besitzt aber auch viel Genialität. Er führt die Firma «Mythic Quest», welche ein gleichnamiges Online-Rollenspiel herausgebracht hat. Nun arbeitet er mit seinen Leuten an der Erweiterung «Raven’s Banquet». Dabei stossen sie auf allerlei Hindernisse.
Da wären einerseits die Sorgen rund um die Gunst des 14-jährigen Streaming-Königs Pootie Shoe (Elisha Henig). Weil dessen Bewertungen über die Anzahl Spieler entscheiden, müssen die Entwickler nach seiner Pfeife tanzen.
Neben medialen Quälgeistern bleibt das Studio selbst vor Nazis nicht verschont. Diese haben «Mythic Quest» für sich entdeckt und überfallen hordenweise die Spielwelt. Lösungen müssen her.
Bezüge zur Realität
Die Serie stammt von Megan Ganz, Rob McElhenny sowie Charlie Day. Day hat 2005 zusammen mit McElhenny die sehenswerte Sitcom «It's Always Sunny in Philadelphia» ins Leben gerufen. Ganz ist dort sowohl ausführende Produzentin als auch Autorin.
Gemeinsam haben sie ihr neues Projekt «Mythic Quest» für Apple TV+ ins Leben gerufen. Im Vergleich zum pechschwarzen Humor von «It's Always Sunny» fehlt den ersten neun Episoden der Biss. Dafür hat Apple hier ein grösseres Zielpublikum vor Augen.
Entsprechend angepasst fällt der Humor aus. Zwar zünden längst nicht alle Dialoge, jedoch sorgen die verschiedenen Figuren für Abwechslung.
Viele Situationen und Gestiken in «Mythic Quest» sind bewusst auf die Spitze getrieben, haben aber trotzdem einen Bezug zur Realität. Wenn sich beispielsweise Chefentwicklerin Poppy Li (Charlotte Nicdao) gegen ihre männlichen Kollegen durchbeisst, reflektiert dies die Situation der realen Arbeitswelt.
Das Nazi-Szenario mutet trotz seiner Absurdität nicht so abwegig an. Die Gaming-Szene hatte vereinzelt mit politisch gefärbten Einflüssen zu kämpfen. Auf Steam haben rechtsextreme Gruppen antisemitische Bilder geteilt. Die Vertriebsplattform musste nach Beschwerden über 50 solcher Inhalte löschen.
Ernste Problematiken werden in der Serie in abgeänderter Form humoristisch ohne grossen Tiefgang behandelt. Lediglich die fünfte Episode namens «A Dark Quiet Death» koppelt sich von der Haupthandlung ab und setzt auf mehr Dramatik. Damit könnte sich ein Richtungswechsel für kommende Staffeln andeuten.
Apple kooperiert mit Ubisoft
Die Autoren legen Wert auf ein Mass an Authentizität. Das französische Studio Ubisoft hilft dabei als Produzent aus. Man kennt es unter anderem durch Games wie «Assassin's Creed» und «Watch Dogs».
Diese Zusammenarbeit hat zur Folge, dass man mehr oder weniger sichtbare Werbung ins Bild geschmuggelt hat. Es gibt beispielsweise überarbeitete Szenen aus «For Honor», welche als Übergange dienen.
Man muss allerdings kein Gamer sein, um sich mit der Serie anzufreunden. Denn im Vordergrund stehen immer noch die Menschen. Eine zweite Staffel hat bereits grünes Licht bekommen.
Fazit
Apple TV+ ist 2019 an den Start gegangen und musste Kritik fürs schmale Angebot einstecken. Mit «Mythic Quest» hat Apple ein vielversprechendes Projekt ins Rollen gebracht.
Es dauert, bis dieses an Fahrt aufnimmt. Die Treffsicherheit der Witze variiert. Dazu stört die teilweise aufdringliche Schleichwerbung seitens Ubisoft.
Dafür punkten die liebevollen Anspielungen und ideenreichen Szenarien. Viele Figuren wachsen zunehmend in ihre Rollen hinein. Somit steigt der Unterhaltungsfaktor mit jeder Episode.