Die Mondlandung im Spiegel des Spielzeugs
Das Wichtigste in Kürze
- Die erste Mondlandung 1969 hat in deutschen Kinderzimmern seinerzeit viele Spuren hinterlassen.
«Äusserst beliebt waren insbesondere Modellbausätze», erläutert Urs Latus vom Nürnberger Spielzeugmuseum.
In einer schuhkartongrossen Box konnte man damals einen Kunststoff-Bausatz aus 94 Teilen zum Zusammenkleben kaufen: In der Packung lag das «Apollo»-Lunarmodul im Massstab 1:48, ein winziger Astronaut mit US-Flagge, dazu ein Stück Mondlandschaft als Kulisse.
Doch das war bei weitem nicht alles, was die Spielzeugindustrie zum Thema Raumfahrt auffuhr: «Fantasie-Fahrzeuge aus Blech oder Kunststoff, Roboter, diverse Mondfahrzeuge, Gesellschaftsspiele, Kartenspiele, es ist eigentlich eine breite Vielfalt», erläutert Restaurator Latus.
Die Firma Hausser aus der Nähe von Coburg arbeitete 1970 sogar mit einem Lehrstuhl für Raumfahrttechnik zusammen, so der Museumsexperte. «Hausser konzipierte so ein Lernspiel mit Fragestellungen: 'Was ist der Mond?', 'Wie entstehen Ebbe und Flut?', 'Wie ist die Oberfläche beschaffen?', 'Wie fand diese Landung statt?'. Das Spiel hat einzelne Stationen, Würfel sind beigepackt und kleine Kunststoff-Astronauten.»
Das grosse Zeitalter des Weltraumspielzeugs waren die 50er bis 70er Jahre. «Alle Apollo-Missionen sind dann letztendlich auch fürs Kinderzimmer greifbar», so Latus. «Es begann mit 'Apollo 11', aber dann gibt es eben als Reaktion auf 'Apollo 12' den amerikanischen Astronauten, die Lunarmodule, aber auch russische Raumschiffe. Erstaunlich ist heute, wie schnell letztendlich die Industrie reagierte.» So habe ein Hersteller bereits im September 1969 ein Puzzle auf den Markt gebracht, das die «Apollo 11»-Besatzung zeigte.
«Spielzeug spiegelt immer die grosse Welt im Kleinen», so Latus. «Es ist sehr auffällig, mit welchem Tempo das teilweise mit modernen Erfindungen und solchen Ereignissen einhergeht.» Allerdings hätten Videospiele, Onlinegames und neue Merchandising-Paletten inzwischen die spielerische Verarbeitung von Weltereignissen in den Schatten gestellt. «Ich kann Ihnen aus den letzten zehn Jahren kein Paradebeispiel präsentieren.»