«Arena»: Juso-Chefin will KI-Firmen enteignen
In der «Arena» fordert die Juso-Chefin die Enteignung von KI-Firmen. Ein Ethiker will das gesamte System überdenken und Arbeit und Einkommen entkoppeln.
Das Wichtigste in Kürze
- KI führt laut Monika Rühl von Economiesuisse zu einer Verlagerung von Jobs.
- Ein Ethiker warnt vor einem massiven Jobverlust und will das System neudenken.
- Juso-Chefin Hostetmann findet, die Schweiz habe es verschlafen, KI-Regeln aufzustellen.
Künstliche Intelligenz ist spätestens seit dem Markteintritt von ChatGPT vor zwei Jahren in aller Munde. In der «Arena» sind sich zu Beginn alle einige, dass es Positives und Negatives daran gibt.
Economiesuisse-Direktorin Monika Rühl spricht von einer «Begeisterung». KI sei «etwas Lässiges», sei Herausforderung und Chance. Ethiker Peter Kirchschläger sieht «ethisch positives Potential, aber auch ethisch negative Risiken». Man müsse beides identifizieren, um ersteres zu fördern und zweiteres zu minimieren.
Mirjam Hostetmann, Präsidentin der Juso und einzige Parteivertreterin in der Runde, sieht ebenfalls viele Chancen. Das Problem aber sei, dass fünf grosse Firmen «maximal Profit scheffeln». Man habe keine Ahnung, was mit den Daten passiere. Es sei ein Risiko für die Menschen und für die Demokratie.
Ein Risiko sieht sie auch darin, dass 40'000 Arbeitsplätze auf dem Spiel stünden. Sie vergleicht es mit der Digitalisierung, die Vorteile und Nachteile habe, beispielsweise durch die Plattform Uber. Diese trickse das Sozialversicherungssystem aus und führe zu Scheinselbständigkeit. «Ihr verdrängt die Risiken», sagt sie in Richtung Monika Rühl.
Monika Rühl in «Arena»: KI führt zu Verlagerung von Jobs
Diese sagt, es könne sein, dass Jobs durch KI verschwinden würden, müsse aber nicht sein. In zehn Jahren würden 460'000 Arbeitskräfte fehlen, durch KI könne diese Zahl reduziert werden. Rühl spricht von Effizienz- und Produktivitätssteigerung.
Ethiker Kirchschläger weist darauf hin, dass alle Berufe betroffen seien, es falle nicht nur ein kleiner Teil der Jobs weg. «Das Ziel ist es, Menschen zu ersetzen, nicht ihnen die Arbeit zu erleichtern.»
Rühl widerspricht, das sei nicht das Ziel. Wegen der demographischen Entwicklung änderten sich die Ansprüche: Repetitive Aufgaben fielen durch KI weg, und diese Menschen brauche es dann in der Pflege. Sie spricht von einer «Verlagerung», unter dem Strich gebe es gleich viele Jobs.
Kirchschläger ist anderer Meinung, alle Jobs seien betroffen, es gebe beispielsweise auch Pflegeroboter. Er fordert deshalb, dass man über eine Anpassung des Systems nachdenke und macht einen Vorschlag: Man müsse das Einkommen von der Arbeit entkoppeln und eine verpflichtende «Society Time», ähnlich dem Zivildienst, einführen. Zudem müsse man Anreize für Unternehmertum und Innovation schaffen.
Wie mit KI umgegangen werden soll, ist ein weiteres wichtiges Thema, die EU hat kürzlich den AI-Act verabschiedet. Eine solche «Regulierungskeule» will Monika Rühl aber nicht. Erstens sei es schwierig, etwas, das sich noch entwickle, zu regulieren. Und zweitens gebe es bereits Gesetze, man müsse nun hinschauen und Lücken füllen.
«Arena»: Ethiker sieht grossen Handlungsbedarf bei KI-Regulierung
Anders sieht es Hostetmann, die sagt, es brauche Regeln, die Schweiz habe es «verschlafen». «Wir müssen die EU-KI-Regeln übernehmen und Schlupflöcher stopfen.» Auch Kirchschläger sieht «grossen Handlungsbedarf». Er spricht Datenschutz-, Persönlichkeitsrechts- und Urheberrechtsverletzungen an.
Rühl wiederholt ihr Argument: In der Schweiz gebe es dafür bereits Gesetze. «Wir sind kein rechtsfreier Raum.»
Juso-Präsidentin Hostetmann hat einen weiteren Vorschlag: die Enteignung der grossen Technologieunternehmen und KI-Firmen. Denn die Künstliche Intelligenz habe Grenzen überschritten. «Als Gesellschaft können wir die Kontrolle zurückerlangen.»
Es müsse zuerst Transparenz geschaffen werden: Wie funktionieren die Algorithmen, welche Daten werden verwendet, was geschieht mit den Daten? Dann könne die Gesellschaft entscheiden, ob und in welcher Form sie das wolle. Die Menschen müssten mitbestimmen.
Monika Rühl wirft der Juso-Chefin vor, ein Weltbild zu skizzieren, das so nicht existiere. Schon heute würden in Firmen gemeinsam Entscheide getroffen. Und der Staat würde die Aufgabe auch nicht besser machen.
Ganz allgemein sieht sie das Problem nicht darin, dass die Besitzer der KI-Firmen private Unternehmen seien. Sie spricht von einer «Verteufelung der Privatunternehmen».