«Schnusigen» Hund online bestellen kann gefährlich werden
Das Angebot sieht «schnusig» aus: Hundewelpen, die online Angeboten werden. Bund und Tierschutz warnen vor unseriösen «Vermehrungsorganisationen».
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Das Wichtigste in Kürze
- Hunde würden immer häufiger über das Internet und spontan gekauft.
- Bund und Tierschutz warnen in einer Kampagne vor dubiosen Anbietern.
- Man dürfe sich nicht von «schnusigen» Bildern verleiten lassen.
«Du bestellst, dein Hund bezahlt»: Mit einer neuen Kampagne raten Bund und Tierschutz, sich den Kauf eines Hundes gut zu überlegen. Das Tier sollte nicht unbesehen online bestellt werden. In Arbeit sind aber auch Gesetzesanpassungen, um den illegalen Hundehandel zu stoppen.
«Augen auf beim Hundekauf»
Online bestellen, bezahlen, liefern lassen: Das werde für Hunde zunehmend zum Problem, sagt Martin Reist vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Immer mehr Menschen bestellten ihr Tier via Internet, manchmal spontan und ohne die nötigen Abklärungen. «Es sei daher höchste Zeit, wieder eine Kampagne zu starten.»
![Hunde illegal Import](https://c.nau.ch/i/pQO4wr/900/hunde-illegal-import.jpg)
Per Mausklick gekaufte und bezahlte Hunde stammten häufig aus dem Ausland, und manche gelangten gar illegal ins Land. Reist spricht im Nau.ch-Interview denn auch nicht von «Hundezüchtern», sondern «Vermehrungsorganisationen». Die die Hunde «produzieren».
Im Ausland werde zuweilen unter tierschutzwidrigen Bedingungen gezüchtet und Welpen viel zu früh vom Muttertier getrennt, sagte Reist. «Wir haben nachher häufig kranke Tiere, verhaltensgestörte Tiere, die hohe Kosten verursachen.»
Lebenslang geschädigt
Diese Defizite nachträglich zu korrigieren, sei schwierig, sagt Tierärztin Julika Fitzi-Rathgen von der Stiftung Schweizer Tierschutz. «Die Hunde sind ja kaum oder sehr schlecht sozialisiert. Und das bleibt häufig lebenslang zurück und macht Schwierigkeiten.»
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Mit Hundeschulen-Besuch und Expertenwissen könne man versuchen, dies aufzuarbeiten. Weil die Hunde nicht wirklich in familiärem Umfeld aufgewachsen sind, seien aber Begegnungen schwierig: «Mit Kindern, mit allem Möglichen, was nicht zu einer Alltagssituation gehört.»
Habe der Hund auch noch eine gewisse Grösse oder Beisskraft, habe man natürlich ganz grosse Probleme, so Fitzi-Rathgen. Solche Tiere könnten ihre Besitzer überfordern, betont Martin Reist vom BLV. Werde der Hund dann im Tierheim abgegeben, sei das für beide Seiten kein schönes Erlebnis. 1838 Hunde landeten 2023 in einem Tierheim.
Nachfrage nach möglichst «jööh»
Angeboten werde das, was auch nachgefragt werde, erklärt Fitzi-Rathgen: «Möglichst klein, möglichst schnusig, möglichst ‹jööh›.» Das heisse, vor allem kleine Rassen: «Mini-Chihuahua, Mini-Sheltie, mini französische Bulldogge, Mini-Whatever – es wird wirklich alles angeboten, was man sich nur vorstellen kann.»
Dazu kämen noch Mode- und Designer-Hunde, wie der «Pomsky» (Pomeranian-Husky-Mischling) und der «Labradoodle» (Labrador-Pudel-Mischling).
Hundekauf: Der Mensch in der Verantwortung
Die Käuferschaft seien vielfach Leute, die eher ein Kaufbedürfnis befriedigen wollten: «Es muss schnell gehen. Einmal drücken und dann hab ich ein schnusiges, felliges Teilchen, was ich vielleicht noch in der Tasche mitnehmen kann.»
Der Bund warne generell davor, Hunde per Mausklick zu kaufen, betont Martin Reist. Wichtig sei der persönliche Kontakt zum Züchter: «Ein guter Hundezüchter wird einem einladen, um den Betrieb und die Elterntiere anzuschauen.» Der Züchter wolle umgekehrt auch wissen, seine Welpen hinkommen.
![Pomsky Hunderasse](https://c.nau.ch/i/Od5Aq/900/pomsky-hunderasse.jpg)
Bei Julika Fitzi-Rathgen läuten die Alarmglocken vor allem dann, wenn auf Fotos noch ein blumiger, rosiger Plüsch-Hintergrund zu sehen ist. «Das Plüsch-Sofa, dann wird das Hündli da drauf gesetzt, hat noch ein Käppeli auf – also sehr vermenschlichende Töne.»
Hundebedürfnisse: Mehr als bei Plüschtieren
Das Tier als Accessoires – bei dem man sich auch nicht fragen muss, ob man Zeit dafür habe. «Wie ein Stofftier, einfach halt lebendiger», formuliert es Fitzi-Rathgen. Die Bedürfnisse würden nicht erkannt: «Dass der Hund raus soll, dass er laufen soll, dass er Begegnungen mit anderen Hunden braucht.»
![Weisser Hund](https://c.nau.ch/i/Qlzn0/900/weisser-hund.jpg)
Fitzi-Rathgen kennt Berichte von Hunden, die überhaupt nie ins Freie kommen: «die sich im Bad versäubern, die auf eine Windel machen oder sogar eine Windel anhaben. Die gar nicht wie Tiere gehalten werden.»
Aber halt in etwa so, wie es auch im Online-Katalog zu sehen war. «Da müsste man schon mal überlegen: Was wird mir da eigentlich verkauft?», findet Tierschützerin Fitzi-Rathgen.
Oder auch umgekehrt gefragt: «Was suche ich überhaupt?»