SVP-ler kassiert Shitstorm wegen Ärger über SBB-Ausländer

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Region Zug,

SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi ärgert sich über ausländische SBB-Kontrolleure. Er fordert Vorrang für arbeitslose Schweizer.

Thomas Aeschi SVP
Nationalrat Thomas Aeschi spricht während der Nominationsversammlung für die National- und Ständeratswahlen der SVP Kanton Zug am Mittwoch, 3. April 2019, in Steinhausen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi ärgert sich im Intercity Bern-Zürich.
  • Zum wiederholten Mal werde er von einem Ausländer kontrolliert.
  • Das Netz reagiert grösstenteils erbost, aber es gibt auch Erläuterungen für Aeschi.

Thomas Aeschi, Zuger Nationalrat der SVP und deren Fraktionspräsident, fährt Zug und er regt sich auf. Aber nicht über den legendären Dichtestress im Intercity Bern-Zürich aus dem Prä-Corona-Zeitalter. Sondern über den Billett-Kontrolleur.

«Weshalb stellt @sbbnews so viele ausländische Kontrolleure ein?», schimpft Aeschi auf Twitter. «Auch heute wurde ich im Intercity Zürich-Bern wieder von einem Deutschen kontrolliert. Von einem Staatsbetrieb erwarte ich, dass zuerst die mehr als 150'000 arbeitslosen Schweizer berücksichtigt werden!»

Shitstorm gegen Thomas Aeschi von allen Seiten

Auf Antworten braucht Aeschi nicht lange zu warten. Von allen Seiten hagelt es Reaktionen, von Komiker Viktor Giacobbo über Nationalratskollegen bis zu anonymen Mitbürgern. Die meisten kritisieren Aeschi, das R-Wort fällt wiederholt. Einer fühlt sich an sowjetische Zustände erinnert, als der Staat einem den Beruf je nach Bedarf zuteilte.

Stefan Müller-Altermatt Tweet
Antworten auf die Vorhaltungen von Thomas Aeschi au Twitter von CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt und einem flamboyanten Hundeliebhaber. - Screenshot Twitter

Die gelasseneren bemühen sich, Aeschi zu erklären, dass die Stellenbesetzung bei der SBB wohl der freien Marktwirtschaft gehorche. Angebot und Nachfrage, immerhin brauche es doch auch mal zuerst eine Ausbildung als «Kundenbegleiter».

Peinlicher Fehler

In der Tat ist Aeschi bei seinem Tweet ein peinlicher Fehler unterlaufen. Wir meinen jetzt nicht, dass er wohl gar nicht sicher sein kann, dass sein Kontrolleur Deutscher war. Immerhin hätte es auch ein exzellent fremdsprachiger Romand sein können, wie auf dieser Strecke nicht anders zu erwarten.

Zugbegleiter Kontrolleur SBB
Zugchef Salvatore Grado kontrolliert den Swiss Pass eines Zugreisenden in einem Eurocity-Zug der SBB unterwegs von Zürich nach Mailand, aufgenommen am 3. Oktober 2015. - Keystone

Wir wollen auch nicht spitzfindig ankreiden, dass es gar nicht 150'000 Schweizer Arbeitslose gibt – sondern «nur» 80'000. Die restlichen sind Ausländer, unter anderem Deutsche.

Nein, Aeschi begeht den Fehler, den viele Gelegenheits-SBB-Kunden begehen: @sbb_news stellt gar keine Kontrolleure an. Das ist der Account der SBB-Medienstelle. Für Kundenfragen zuständig ist @RailService, wo man ihm denn auch pflichtschuldig weiterhilft. «Bewerbende, die die Kriterien der Ausschreibung erfüllen, sind der SBB willkommen – unabhängig von Nationalität, Alter oder Geschlecht.»

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