Richner (FDP): Das sind die Risiken der Biodiversitätsinitiative
Biodiversität ist wichtig. Doch die entsprechende Initiative, über die im September abgestimmt wird, birgt für den Wohnungsbau grosse Risiken. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Biodiversitätsinitiative scheine auf den ersten Blick unterstützenswert.
- Doch aufgrund vager Formulierung könnte sie ungeahnte Folgen für den Wohnungsmarkt haben.
- Das schreibt die Berner FDP-Stadträtin Simone Richner. Sie lehnt die Initiative ab.
Die Biodiversitätsinitiative, die am 22. September zur Abstimmung steht, präsentiert sich auf den ersten Blick als ein nobler Schritt zum Schutz der Natur. Doch ein genauerer Blick offenbart, dass sie erhebliche Risiken für den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt in der Schweiz birgt.
Viele assoziieren Biodiversität mit dem Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten – ein Anliegen, das zweifellos Unterstützung verdient. Doch die Initiative greift weit über den Naturschutz hinaus und zielt auf den umfassenden Erhalt von Ortsbildern und Kulturgütern ab, was die bauliche Entwicklung erheblich einschränken wird.
Was genau die Initiative verlangt, ist unbekannt
In ihren Formulierungen bewusst vage gehalten, lässt die Initiative zahlreiche Fragen offen und schafft Unsicherheiten für zukünftige Bauprojekte im ganzen Land.
Ihr Ziel, jegliche Veränderungen an kulturell bedeutsamen Strukturen zu erschweren oder gar zu verhindern, betrifft nicht nur ausgewiesene Schutzgebiete, sondern alle bebauten Flächen in der Schweiz.
Wohnungsbau könnte massiv eingeschränkt werden
Die Auswirkungen auf den Wohnungsbau wären schwerwiegend. In einer Zeit, in der die Nachfrage nach Wohnraum ohnehin hoch ist und vielerorts ein akuter Mangel herrscht, kann die Initiative die dringend benötigte städtische Verdichtung blockieren.
Bauvorhaben würden durch langwierige Einsprüche und rechtliche Auseinandersetzungen verzögert oder gar gestoppt, was den ohnehin knappen Wohnraum weiter verknappen würde.
Obwohl der Schutz von Natur und Umwelt wichtig ist, verfehlt diese Initiative das eigentliche Ziel. Statt Lösungen für den Naturschutz zu bieten, bedroht sie die notwendige bauliche Entwicklung und könnte die Wohnungsnot in der Schweiz weiter verschärfen – mit weitreichenden Folgen für städtische und ländliche Gebiete gleichermassen.
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Zur Person: Simone Richner (FDP) ist Berner Stadträtin. Sie ist ausserdem Präsidentin der Stadtberner Kommission für Ressourcen, Wirtschaft, Sicherheit und Umwelt.