Schweizer Nati: Unsere Dreier-Abwehr ist ein Bollwerk
Die Schweizer Nati startet mit einem Remis und einem Sieg ins EM-Jahr. Überzeugen konnte gegen Dänemark und Irland vor allem die Defensive. Eine Analyse.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Nati spielt gegen Dänemark remis und schlägt Irland knapp.
- In der Offensive fehlt der Yakin-Elf ein Stürmer mit Wasserverdrängung.
- Xherdan Shaqiri unterstreicht seine Wichtigkeit – zudem überzeugt ein Debütant.
Die Schweizer Nati kehrt mit dem 1:0 gegen Irland auf die Siegestrasse zurück und feiert den ersten Vollerfolg seit September. Drei Tage davor spielen Xhaka und Co. in Kopenhagen gegen Dänemark 0:0.
Der Countdown zur EM läuft: In genau 80 Tagen startet das Team von Trainer Murat Yakin gegen Ungarn in die Europameisterschaft. Wohin zeigt die Formkurve der Schweizer Nati?
Hier kommen fünf Punkte, die in den beiden Testspielen auffielen.
1. Bei den Goalies sind wir Weltklasse
Stamm-Keeper Yann Sommer muss gegen die Dänen früh raus. Und weil auch Ersatzmann Gregor Kobel verletzt fehlt, kommt mit Yvon Mvogo der nominell dritte Goalie zum Zug.
Mvogo hält seinen Kasten in beiden Spielen rein. Gegen Dänemark stellt er sein Können eindrücklich unter Beweis, als er in der 61. Minute einen Freistoss von Eriksen mirakulös aus dem Winkel kratzt (Video oben).
Die beiden Partien haben gezeigt: Auch ohne Sommer und Kobel ist die Schweizer Nati auf der Torwart-Position bestens aufgestellt. Mit Jonas Omlin hätten wir zudem einen weiteren Bundesliga-Keeper in der Hinterhand.
2. Dreier-Abwehr ist ein Bollwerk
Sowohl gegen Dänemark als auch gegen Irland setzt Murat Yakin auf eine Dreier-Abwehr – und das zahlt sich aus. In beiden Partien kassieren die Schweizer kein Gegentor und lassen insgesamt nur drei Torschüsse zu.
Zur Erinnerung: In der Quali setzte der Coach nur zweimal auf diese Formation. In zehn Partien musste man elf Gegentreffer hinnehmen.
Mit drei Innenverteidigern zu spielen, verleiht der Nati die nötige Stabilität in der Defensive. Gerade an Endrunden ist es von grosser Wichtigkeit, in erster Linie hinten gut zu stehen.
3. Wir haben ein Stürmer-Problem
Im Gegensatz zur Defensive gibt es in der Offensive noch viel Steigerungspotenzial. Abgesehen vom Freistosstor von Xherdan Shaqiri bleibt die Nati in den beiden Testspielen weitgehend harmlos.
Aus dem Spiel heraus tut sich das Team aktuell schwer, Chancen zu kreieren. Es fehlt vorne insbesondere ein Stürmer, der eine gewisse physische Präsenz mitbringt und Bälle halten kann. Das haben die Auftritte von Vargas, Amdouni und Okafor gezeigt.
Vieles hängt in dieser Hinsicht von Breel Embolo ab. Bei ihm stellt sich allerdings die Frage: Kommt er nach seinem Kreuzbandriss rechtzeitig in EM-Form? Als Alternative schliesst Nati-Trainer Yakin auch den zuletzt nicht mehr berücksichtigten Haris Seferovic nicht aus.
4. Shaqiri ist unverzichtbar
Murat Yakin sagt es nach dem Irland-Spiel selber: «Xherdan Shaqiri hat einen Zauberfuss.» Und genau das macht den 32-Jährigen so wichtig. Mit einer Aktion kann Shaq Spiele mit seiner individuellen Klasse entscheiden – erst recht, wenn offensiv sonst wenig geht.
Hinzu kommt, dass Shaqiri ein Spieler für die grossen Turniere ist. Das hat die Vergangenheit mehrfach gezeigt. Auch wenn er während Spielen teilweise abtaucht, ist er in den entscheidenden Momenten da. Er gehört in diese Mannschaft.
5. Debütant sammelt Pluspunkte
Mit Vincent Sierro steht gegen Irland ein Debütant sogleich von Beginn weg auf dem Feld. Und: Der Toulouse-Captain weiss diese Gelegenheit zu nutzen. In seinem allerersten Spiel für die Schweizer Nati überzeugt er im Mittelfeld mit einer erstaunlichen Abgeklärtheit.
In der ersten Halbzeit verzeichnet der Ex-YB-Spieler die meisten Ballkontakte aller Schweizer – sogar mehr als Granit Xhaka. Sierro sammelt mit seinem Debüt Pluspunkte und macht Werbung in eigener Sache. Er darf sich durchaus Hoffnungen auf weitere Einsätze machen.
So geht es weiter
Am Mittwochmorgen reisten die Spieler der Schweizer Nati bereits wieder zu ihren Klubs. Anfang Juni folgt dann der nächste Zusammenzug. Dann testet das Team noch gegen Estland und Österreich.
Am 15. Juni folgt schliesslich der EM-Auftakt gegen Ungarn.