Die Formel 1 hat sich bis auf die Knochen blamiert
Drei Rote Flaggen, ein chaotischer Neustart, eine sinnlose letzte Runde: Die Formel 1 zeigt, dass sie Abu Dhabi 2021 noch nicht überwunden hat. Ein Kommentar.
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Das Wichtigste in Kürze
- Die Formel 1 erlebt beim Australien-GP ein Rennleitungs-Debakel.
- Drei Rote Flaggen sorgen für einen chaotischen Sonntag in Melbourne.
- Das Abu-Dhabi-Trauma führt zu abstrusen Entscheidungen. Ein Kommentar.
Der Australien-GP der Formel 1 gerät zu einer chaotischen Darbietung, wie man sie eigentlich hinter sich lassen wollte. Die Verwirrung rund um Rennabbruch, Neustart, Rennabbruch, Neustart und Safety-Car-Finish weckt böse Erinnerungen.
Was die Fans am Sonntag in Melbourne zu sehen bekamen, ist der klare Beweis: Die Formel 1 hat ihr Abu-Dhabi-Trauma auch mehr als ein Jahr später noch nicht überwunden. Stattdessen hat man sich in Australien bis auf die Knochen blamiert.
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Drei Runden vor Schluss wird das Rennen nach dem Unfall von Kevin Magnussen abgebrochen. Über die Rote Flagge kann man diskutieren – sie ist aber nur nebensächlich.
Das Neustart-Chaos war vorhersehbar
Deutlich brennender ist die Frage: War es nötig, das Rennen neu zu starten? Und vor allem: War es nötig, das Rennen mit einem stehenden Start fortzusetzen?
Die Entscheidung diente einzig der Unterhaltung, der sportliche Wert war bescheiden. Und das Resultat mit einer Massen-Kollision in Kurve eins war – leider – vorhersehbar. Ein Zwei-Runden-Sprint mit dicht gepacktem Feld – da will jeder seine Chance nutzen.
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Das Sahnehäubchen auf der Rennleitungs-Pannenserie war dann der dritte «Neustart»: Für eine Runde schickt man das Feld hinter dem Safety-Car noch einmal los. Und das nur, um dann eine Prozession zur Zielflagge zu erleben.
Abu Dhabi beschäftigt die Formel 1 noch immer
Die Formel 1 hat immer noch keine Lösung für ihr Abu-Dhabi-Problem gefunden. Schlimmer noch: Die Angst vor einer Wiederholung der kontroversen WM-Entscheidung vor 2021 führt zu abstrusen Resultaten und seltsamen Entscheidungen.
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Rennleiter Niels Wittich hat im Rahmen des Reglements in Melbourne richtig gehandelt. Genau das ist das Problem: Das Reglement erlaubt der Rennleitung, solche Chaos-Entscheidungen zu treffen. Hier muss nachgebessert werden.
Melbourne zeigt aber auch das deutlich grössere Problem auf: Die Formel 1 stellt ihren Unterhaltungswert über den sportlichen Wettkampf. Und das könnte auf Dauer sowohl den sportlichen Wert als auch die Entertainment-Qualitäten kosten.