Netflix und A24 präsentieren mit «Uncut Gems» ein wildes Drama

Adam Sandler zeigt sich in «Uncut Gems» von einer ernsthaften Seite. Er geht als Händler bei einer Wette aufs Ganze. Netflix vertreibt den Film international.

Howard Ratner (Adam Sandler) hat gut lachen. - IMDb

Das Wichtigste in Kürze

  • «Uncut Gems» hat es hierzulande auf Netflix geschafft.
  • Der Komiker Adam Sandler spielt darin durchaus glaubhaft eine tragische Figur.
  • Die sphärisch klingende Musik setzt Kontraste zur bewusst nervös wirkenden Stimmung.

Der Juwelenhändler Howard Ratner (Adam Sandler) versucht sein Vermögen regelmässig mit Wetteinsätzen zu vergrössern. Als im Jahre 2012 ein wertvoller Opal aus Äthiopien in seinem Büro landet, macht nicht nur Howard grosse Augen.

Der Basketballer Kevin Garnett möchte den Edelstein gerne für sich erwerben, weil er ihm scheinbar grosse Energie verleiht. Howard wittert daraufhin ein Geschäft und setzt viel Geld auf das anstehende Spiel der NBA-Mannschaft von Garnett. Dieses riskante Glücksspiel setzt ein Wechselbad der Gefühle in Gang.

Mit «Uncut Gems» setzen Josh und Benny Safdie den Stil des vorhergegangenen Spielfilms «Good Time» fort. Das heisst, sie nehmen das Publikum erneut auf ein rastloses Abenteuer mit. Statt Robert Pattinson spielt nun Adam Sandler die Hauptrolle.

Der umstrittene Spassvogel zeigt sich hier von seiner ernsteren Seite. Als raffgieriger, beinahe hilflos süchtiger Zocker agiert Sandler stets am Rande des Abgrunds. Dabei lässt er mit seiner Präsenz diverse lustlose Auftritte wie beispielsweise für Netflix in «Murder Mystery» vergessen.

Hektik trifft auf sphärische Musik

Howard wuselt sich wie ein Wiesel durch seine Umgebung. Die ruhelose Kamera von Darius Khondji verfolgt den ebenso rastlosen Protagonisten auf Schritt und Tritt. Dabei entsteht eine fieberhafte Stimmung, welche an den erwähnten «Good Time» erinnert.

Der inzwischen zurückgetretene Kevin Garnett spielt sich selbst. - IMDb

Obendrein lädt der Komponist Daniel Lopatin erneut mit seiner Musik zum Träumen ein. Die vom Progrock der 1970er-Jahre inspirierten Töne aus dem Synthesizer klingen entspannt und setzen damit Kontraste zur hektischen Grundstimmung.

Die Abstecher auf die überfüllten Strassen und Geschäfte in New York werden von zahlreichen überlappenden Dialoge begleitet. Diese sind meistens vulgär und wild, tragen aber dadurch zur authentischen Darstellung einer pulsierenden Grossstadt bei. Kleine humorvolle Momente sorgen für dringend notwendige Ruhepausen.

Sympathische Figuren sind hier Fehlanzeige. In «Uncut Gems» stehen nicht primär kleinkarierte Kriminelle im Mittelpunkt, sondern die Kapitalisten aus der höheren Schicht. Das macht die Identifikation schwierig. Allerdings zielen beide Regisseure voll darauf ab, dass man sich als Zuschauer in sinistere Gefilde bewegt.

Vom Kino auf Netflix

In den Vereinigten Staaten lief «Uncut Gems» im Vertrieb der Produktionsfirma A24 im vergangenen Jahr in einigen Lichtspielhäusern. Netflix hat sich später die globalen Vertriebsrechte gesichert und ihn Ende Januar 2020 ins Programm aufgenommen.

Sandler hat seine Kooperation mit Netflix verlängert. «Uncut Gems» ist allerdings keine Eigenproduktion des Streamming-Dienstes. - IMDb

Im deutschsprachigen Raum läuft der Film unter dem unpassenden Titel «Der schwarze Diamant». Bei der irreführenden Übersetzung geht die Zweideutigkeit des Originals abhanden.

Apropos Netflix: Sandler hat seine Kooperation mit dem amerikanischen Unternehmen um vier Filme verlängert. Als nächstes Projekt steht fürs kommende Halloween eine Gruselkomödie an.

Fazit

«Uncut Gems» ist ein Nervenkitzel im urbanen Gewand. Das 135 Minuten lange Werk der Safdie-Brüder strahlt mit seiner unruhigen Aura eine unbändige Kraft aus. Sandler hat zudem seit vielen Jahren nicht mehr so überzeugt. Ein fiebriger Film, auf den man sich einlassen muss, um ihn zu mögen.

★★★★☆

«Uncut Gems» ist seit dem 31. Januar 2020 auf Netflix zu sehen.