Biodiversitätsinitiative: «Lieber Bio-Äpfel als Chips-Säckli»

Fauxpas der Gegner der Biodiversitätsinitiative: Sie verteilte Zweifel-Chips, ohne Erlaubnis. Das Initiativkomitee will sich aber nicht darüber lustig machen.

Ein Bauer sagt «Nein» zur Biodiversitätsinitiative. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Firma Zweifel distanziert sich von einer Abstimmungskampagne des Bauernverbands.
  • Er hatte Zweifel-Chips verteilt, um für ein Nein zur Biodiversitätsinitiative zu werben.
  • Die Befürworter reagieren gelassen – auch wenn wohl trotz allem das Nein-Lager profitiert.

Hat der Bauernverband jetzt Zweifel an der eigenen Meinung? Ist es eine Verzweiflungstat, weil die Argumente ausgehen? Wäre eine Zweifel-freie Kampagne zweifelsfrei besser?

Spott und Wortspiele werden dem Bauernverband um die Ohren geschlagen seit einer etwas missglückten Kampagnen-Aktion gegen die Biodiversitätsinitiative. In Rapperswil SG wurden Mini-Chips-Tüten der Firma Zweifel verteilt. Darauf prangte ein Kleber des Nein-Komitees: Mit «Damit wir weiter Schweizer Lebensmittel geniessen können» wurde für ein Nein geworben.

Nur will die Firma Zweifel nichts damit zu tun haben und distanziert sich ausdrücklich von der Aktion. Diesbezüglich geht es der Chips-Marke ähnlich wie dem Mediensprecher der Biodiversitätsinitiative, Manuel Herrmann: «Wir wollen eine respektvolle und faktenbasierte Debatte zur Biodiversität in der Schweiz führen. Deshalb werde ich diese Aktion nicht kommentieren», sagt er zu Nau.ch.

Biodiversitätsinitiative: Lieber Bio-Äpfel als Chips-Packungen

Einen kleinen Seitenhieb fügt er dann dennoch an. «Wir verteilen Bio-Äpfel mit unseren Flyern – das passt besser zur Initiative als verpackte Nahrungsmittel.» Die Biodiversitätsinitiative, die definitiv nicht die Gefahr sei für die Schweizer Landwirtschaft. Schliesslich seien die Bauern angewiesen auf bestäubende Bienen, sauberes Wasser und gesunde Böden.

Die Befürworter der Biodiversitätsinitiative verteilen mit jedem Flyer einen Bio-Apfel mit einem «Ja»-Kleberli. - Screenshot Instagram

Letzterer sei aus ganz anderen Gründen unter Druck: «Die Landwirtschaft verliert vor allem Flächen, weil sie ihr Land für andere Nutzung verkauft.» Laut BFS seien von 2009 bis 2018 neun Zehntel der neuen Siedlungsgebiete auf ehemaligem Landwirtschaftsland entstanden. «Die Nein-Kampagne möchte mit ihren faktenfreien Argumenten nur Unsicherheit streuen», kritisiert Herrmann.

Geht der Schuss nach hinten los?

Die Rapperswiler Bevölkerung ist nun zwar wohlgenährt, dank gratis Kartoffeln mit Schweizer Rapsöl und Alpensalz. Ob die Nein-Kampagne aber ebenfalls profitiert? Der Fauxpas des Bauernverbands könnte ja sogar kontraproduktiv sein.

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Doch diesbezüglich hat nun Manuel Herrmann von der Biodiversitätsinitiative Zweifel – von der chipsfreien Sorte. «Als Campaigner würde ich sagen, dass in einer Nein-Kampagne jede News ‹good News› ist. Wir merken aber, dass ihnen aufgrund des erwiesenen schlechten Zustands der Biodiversität in der Schweiz die Argumente ausgehen und sie darum über Nahrungsmittel-Importe sprechen.»