Das Wichtigste in Kürze
- Juventus Turin ist der Rekordmeister Italiens.
- Der Verein wurde 1897 gegründet und feierte 35 Meisterschaften.
Juventus Turin ist der Rekordmeister in der Serie A mit 35 Titeln. Der Club aus Turin wurde 1897 gegründet und gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Fussballvereinen der ganzen Welt.
Die «alte Dame», wie Juventus auch genannt wird, spielt traditionell in schwarz-weiss gestreiften Leibchen. In den ersten sechs Jahren der Clubgeschichte bis 1903 spielte das Team allerdings in rosafarbenen Dresses.
Die frühe Geschichte von Juventus
Den ersten Titel der Vereinsgeschichte holte Juventus im Jahr 1905. Die Meisterschaft war eigentlich eine Sensation, Serienmeister Genoa dominierte damals die Anfänge des italienischen Fussballs.
1923 ging der Club eine Partnerschaft mit Edoardo Agnelli ein, der in der Folge als Sponsor auftrat. Die Fiat-Besitzer-Familie Agnelli stellte ab 1923 bis heute immer wieder den Club-Präsidenten. Der aktuelle Boss Andrea ist bereits der vierte Juve-Boss aus der Agnelli-Dynastie.
Ebenfalls 1923 holte Juventus den Verteidiger und Spielgestalter Virginio Rosetta für 50'000 Lire. Es ist der erste dokumentierte Spielertransfer und der eigentliche Beginn des Profi-Fussballs.
In den 30er-Jahren feierten die «Bianconeri» mit fünf Titeln in Folge eine erste Serie. Zwischen 1931 und 1935 holte Juve den «Quinquennio d'Oro».
Nachkriegszeit mit Boniperti
Nach dem zweiten Weltkrieg übernahm Giovanni Agnelli den Club. Er ging vor allem durch die Verpflichtung von Giampiero Boniperti in die Geschichte ein.
Mit Boniperti holte Juve fünf Mal die Meisterschaft und zwei Mal den Cup. Er selbst wurde in der Saison 47/48 als 19-Jähriger Torschützenkönig. Boniperti ist noch heute mit 179 Toren der zweiterfolgreichste Torschütze in der Geschichte des Vereins.
Nach seiner Aktivkarriere war Giampiero Boniperti im Management des Clubs tätig. 1971 wurde er schliesslich Präsident von Juventus Turin.
Die ersten internationalen Erfolge feierte der Club unter seiner Präsidentschaft. Ebenso zahlreiche Transfers wie jene von Michel Platini, Paolo Rossi oder Dino Zoff. Boniperti blieb bis 1990 Präsident des Clubs. Auch die Katastrophe von Heysel gehört in die Amtszeit von Boniperti.
Katastrophe von Heysel
Die dunkelste Stunde erlebt der Club am 29. Mai 1985. Beim Europacup-Final der Landesmeister (Vorläufer der Champions League) kam es in Brüssel zur Katastrophe von Heysel.
Im Heysel-Stadion stürmten Fans des FC Liverpool den neutralen Sektor, worauf eine Massenpanik ausbrach. 39 Menschen fanden den Tod, mehr als 400 wurden zum Teil schwer verletzt.
Das Spiel wurde vom Schweizer Schiedsrichter André Daina gegen den Willen der Spieler mit Verspätung trotzdem angepfiffen. Die Behörden entschlossen sich zu diesem viel kritisierten Schritt, um die aufgeheizte Stimmung nicht weiter eskalieren zu lassen.
Dass das Spiel durch einen verwandelten Penalty von Platini 1:0 für Juventus endete, interessierte nicht mehr. Zahlreiche TV-Stationen hatten die Übertragung nach dem Anpfiff abgebrochen.
Juve-Legenden der 80er und 90er
In den 80er-Jahren spielte mit Michel Platini eine der prägenden Figuren des Fussball-Jahrzehnts bei Juve. Er spielte zwischen 1982 und 1987 im Club und erzielte in 147 Spielen 68 Tore. Der Franzose wurde 1984 Europameister und holte mit den Turinern zwei Meistertitel. Er gehörte zu den besten Spielmachern seiner Zeit.
Im selben Jahr wie Platini wechselte auch Zbigniew Boniek nach Italien. Er spielte zwar «nur» zwischen 1982 und 1985 für Juventus und absolvierte 81 Spiele. Trotzdem hat der Pole in Turin einen hohen Stellenwert, auch dank dem Meistertitel 1984. Seit 2012 ist Boniek Präsident des polnischen Fussballverbandes.
1983 trat Roberto Bettega zurück, der Stürmer spielte seit 1969 für Juventus. In 326 Spielen traf der gebürtige Turiner 129 mal ins Netz. Auch in der Nationalmannschaft erzielte Bettega seine Tore. Den grossen Erfolg der Azzurri beim Weltmeistertitel 1982 verpasste er dann allerdings verletzungsbedingt.
Gaetano Scirea (†36) gehört zu den besten Verteidigern der Fussballgeschichte. Der Weltmeister von 1982 trug 397 Mal der weiss-schwarze Dress der Juventini. Er wurde trotz seiner Position in der Verteidigung in seiner Karriere nie des Feldes verwiesen. Gaetano Scirea verunglückte 1989 bei einem Autounfall in Polen tödlich.
Paolo Rossi spielte schon als Junior bei Juve, wurde aber 1976 an Vicenza verkauft. 1979 war Rossi in einen Skandal um ein verschobenes Ligaspiel verwickelt und wurde letztlich für zwei Jahre gesperrt. Ohne Spielpraxis wurde Rossi für die WM 82 aufgeboten.
Er holte mit der Mannschaft den Titel und mit sechs Treffern die Torschützenkrone. Rossi kehrte zu Juventus zurück und wurde später auch Meister.
Auch Marco Tardelli gehörte zur Weltmeistermannschaft von 1982. Der Mittelfeldspieler war zwischen 1975 und 1985 zehn Jahre lang für Juve aktiv. Tardelli holte fünf Meistertitel und alle europäischen Pokale.
Später spielte er auch für den FC St. Gallen in der Schweiz.
Der legendäre Torjubel von Marco Tardelli im Final der WM 1982.
Rekordtorschütze Del Piero
Zwischen 1993 und 2012 war Alessandro Del Piero die Identitätsfigur bei Juve. Der smarte Offensivspieler erzielte über 250 Tore für Juve in Meisterschaft, Cup und internationalen Wettbewerben. «Ale» holte acht Titel (wovon zwei aber wieder aberkannt wurden). Er ist Juves Rekordtorschütze in der Serie A.
Legendenstatus hat bei Juventus zudem Gigi Buffon. Der Torhüter aus der Toscana debütierte mit 17 Jahren beim AC Parma. 2001 wechselte er zu Juventus wo er in 17 Saisons neun Mal Meister wurde. Er ist der einzige Spieler in der Geschichte der Serie A, dem dies gelang.
Auch nach dem Zwangsabstieg von Juve («Calciopoli») verliess er den Klub nicht, was ihm grossen Respekt einbrachte. Einzig sein Wechsel 2018 zu Paris St. Germain wird ihm übel genommen. Man hätte es gerne gesehen, wenn Gigi seine Karriere bei Juve ohne Intermezzo in Frankreich beendet hätte.
«Calciopoli» und Wiederaufstieg
2006 wurde mit dem «Calciopoli» der grösste Skandal des italienischen Fussballs aufgedeckt. Juventus Sportchef Luciano Moggi soll über Schieds- und Linienrichter Spiele in mafia-ähnlichen Strukturen manipuliert haben.
Juventus wurde in der Folge in die Serie B zwangsrelegiert und dem Club wurden zwei Meistertitel aberkannt. Der Titel 2004/05 bleibt vakant, jener 2005/06 ging nachträglich an Inter.
Nach dem Wiederaufstieg brauchte Juve nur eine kleine Anlaufzeit. Bereits in der Saison 07/08 wurde das Team 3., ein Jahr später landete Juventus auf Platz 2. Es folgten zwei schwache Saisons in denen die «alte Dame» jeweils nur auf Platz 7 landete.
Mit dem Gewinn des Titels 2012 änderten sich die Kräfteverhältnisse in Italien komplett. Seither ist die Serie A eine One-Team-Show: Juve konnte inzwischen acht Titel in Folge feiern.
Die Aera Cristiano Ronaldo
Im Sommer 2018 gelingt Juve einer der spektakulärsten Transfers der neueren Fussballgeschichte. Cristiano Ronaldo wechselte mit 33 Jahren von Real Madrid zum italienischen Rekordmeister. Die offizielle Transfersumme lag bei 100 Millionen Euro.
Der teuerste Transfer, den sich ein italienischer Club je geleistet hat, wird für Juve zum «Schnäppchen». Die Einnahmen aus Marketing und Werbung sind riesig. CR7 ist immer noch die grösste Marke im Weltfussball. Grösser als Messi, grösser als Neymar und grösser als alle anderen.
Rivalitäten und Freundschaften der Juve-Fans
Das «Derby d'Italia» zwischen Juventus und Inter Mailand ist das brisanteste Duell. Weil Juve und Inter aus verschiedenen Städten stammen, ist es aber kein eigentliches Derby. Darum wird das Duell auch «Derby d'Italia» genannt. Die Rivalität ist aber spätestens seit den 60er-Jahren sehr gross.
Auch mit dem anderen Verein aus Mailand, dem AC Milan, verbindet den Club eine historische Rivalität. Juve ist Rekordmeister, Milan der erfolgreichste italienische Club im Europacup. Es sind auch die beiden Clus mit der grössten Anhängerschaft des Landes. In acht Saisons zwischen 1992 bis 1999 teilte sich Juve das Primat der Liga mit Milan mit je vier Meistertiteln.
Das Stadtduell in Turin ist das «Derby della Mole», nach der Mole Antonelliana, dem Wahrzeichen der Stadt benannt. In den 40er Jahren war «Grande Torino» die dominierende Mannschaft Italiens. In dieser Zeit entwickelte sich das Duell zur wahren Rivalität.
Die Fans von Torino kommen mehrheitlich aus der Provinz Torino und der Region Piemonte. Die Anhänger von Juventus verteilen sich eigentlich über ganz Italien. Viele Juve-Fans sind auch aus dem Süden zugewanderte Arbeiter der Automobil-Industrie.
Auch das Duell zwischen Juventus und Fiorentina ist heiss. Die grosse Rivalität entstand am letzten Spieltag der Saison 1982. Juventus entriss Fiorentina den Meistertitel mit eine Sieg in Catanzaro während «Viola» gegen Cagliari nicht über ein 0:0 hinaus kam.
Dabei ist Fiorentina offenbar ein regulärer Treffer nicht anerkannt worden. Erstmals wurde die Juventini danach «Diebe» genannt. Und ab der Folgesaison wurden die Spiele der beiden Vereine sehr hart geführt und die Fans sind verfeindet.
Juventus Stadium
2011 eröffnet wurde die neue Spielstätte des Vereins, das Juventus-Stadium eröffnet. Das Stadion mit einem Fassungsvermögen von 41'500 Zuschauern gehört dem Club. Zum Komplex gehören auch das J-Museum, das Einkaufszentrum Area12, der Walk of Fame sowie das medizinische Zentrum des Clubs.
Das Eröffnungsspiel fand am 8. September 2011 statt gegen Notts County, den ältesten Profiverein der Welt statt. Von Notts County hatte Juventus einst die schwarz-weissen Trikots übernommen.
Wenige Tage später fand der erste Ernstkampf im neuen Stadion statt. Die Ehre des allerersten Pflichtspiel-Treffers fällt dem Schweizer Stephan Lichtsteiner zu. Er traf beim 4:1-Sieg gegen Parma zum 1:0.