Netflix führt «You» im melodramatischen Stil weiter
Das Wichtigste in Kürze
- «You – Du wirst mich lieben» gibt es auf Netflix zu sehen.
- Die Serie dreht sich um den obsessiven Joe, den es diesmal nach Los Angeles verschlägt.
- Das Ganze erinnert mit seiner überzogenen Inszenierung an einen lauen Groschenroman.
Der New Yorker Buchhändler Joe (Penn Badgley) will nach einer katastrophal gescheiterten Beziehung in Los Angeles Fuss fassen.
Als er in der Stadt der Engel ankommt, begegnen ihm erstmal nur ein Haufen voller egozentrischer Selbstdarsteller. Nachdem er das Augenmerk auf die lebhafte Love (Victoria Pedretti) legt, flammen seine unterdrückten obsessiven Züge wieder auf.
Nebenbei flüchtet Joe unter dem Decknamen Will Bettelheim vor seiner traumatischen Vergangenheit. Einiges davon hat den Weg in die Gegenwart gefunden und droht, die Beziehung mit Love zu gefährden.
Netflix führt «You» fast wie bisher weiter
«You – Du wirst mich lieben» adaptiert den gleichnamigen Roman von Caroline Kepnes. Die erste Staffel ist ursprünglich auf dem amerikanischen Fernsehsender Lifetime angelaufen. Netflix besitzt die internationalen Vertriebsrechte und konnte sie deshalb global ausstrahlen. Inzwischen hat Lifetime die Sendung komplett an den Streaming-Dienst übergeben, weshalb diese künftig als «Original» bezeichnet wird.
Der Besitzerwechsel zu Netflix scheint indes keine gravierende Wirkung auf den Inhalt von «You» zu haben. Im Fokus der Geschichte steht weiterhin der manipulative Protagonist, dessen Innenleben durch unzählige Monologe erläutert wird.
Das Publikum gerät somit indirekt zum Komplizen eines mörderischen Psychopathen. Dabei versuchen die Macher neben Entsetzen auch kleine Fetzen von Sympathie zu fördern.
Kniffe aus der Mottenkiste
Das klappt gelinde gesagt nicht wirklich. Die angesprochenen zahlreichen Monologe strotzen teilweise vor Überheblichkeit, weshalb einem die Identifikation mit Joe immer noch schwer fällt.
Die Handlung von «You» wird im Stile einer Seifenoper mit aufgeblähten Nebenhandlungen üppig in die Länge gezogen. Viele Rückblenden auf vergangene Ereignisse sollen dem Zuschauer ein komplexes Bild vermitteln, fühlen sich dabei eher unnötig repetitiv an.
Joe gehört zu den wenigen Figuren, welche zumindest eine Form von Charakterzeichnung besitzen. Viele Charaktere wechseln oftmals abrupt ihre Gesinnung oder tauchen dann auf, wenn es das Drehbuch aus dramaturgischen Gründen verlangt. Das dahingeklatscht wirkende Ende lässt zudem erahnen, dass Joes Geschichte ähnlich wie bisher weitergehen wird.
Fazit
«You» mutet auch in der zweiten Staffel wie eine lahme Seifenoper mit Krimi-Elementen an. Die Mischung aus Drama, Liebeleien und leichten Anleihen von Satire mündet in einer gestreckten Handlung. Mit ihrer weich gespülten, aufgehellten Optik reiht sich die Serie auf Netflix nahtlos ins Sortiment ähnlich aussehender Sendungen ein.
Das Thema rund um obsessives Verhalten in Verbindung mit Technik besitzt zwar Aktualität, wird aber höchst oberflächlich behandelt. Eine Form von Kreativität sucht man dabei ebenfalls mit der Lupe.