Neues iPhone 12 von Apple dürfte 5G zum Durchbruch verhelfen
Während führende asiatische Smartphone-Hersteller mit Falt-Handys experimentieren, wählt Apple einen anderen Ansatz: Gutes noch ein Stückchen besser machen. Der Einstieg von Apple in das 5G-Zeitalter wird aber nicht nur das eigene Geschäft in Schwung bringen.
Das Wichtigste in Kürze
- Beim Einstieg in die fünfte Mobilfunkgeneration ist Apple eigentlich spät dran.
Massgebliche Konkurrenten wie Samsung, Huawei, OnePlus und Motorola funken schon seit Monaten mit ihren Flagschiffgeräten in den 5G-Netzen.
Die Apple-Kunden haben bislang aber wenig verpasst, denn die 5G-Netze der Mobilfunkprovider in Deutschland waren noch sehr löchrig. Erst seit diesem Sommer ist der Ausbau der Netzwerke spürbar vorangekommen. Vor diesem Hintergrund hat Apple nun einen guten Zeitpunkt erwischt, um seine vier neuen iPhone-12-Modelle fit für den 5G-Datenfunk zu machen.
Schnellere Download-Geschwindigkeiten
Die Anwender der neuen iPhones - und aller anderen 5G-Smartphones - sollten zu Beginn aber nicht zu viel erwarten. Bei der Präsentation aus dem Apple Park in Cupertino versprach Konzern-Chef Tim Cook zwar Download-Geschwindigkeiten von bis zu 3,5 Gigabit pro Sekunde «unter perfekten Bedingungen». Diese wird es aber selbst in den USA bislang nur an wenigen Strassenecken geben.
In Deutschland werden unter guten Rahmenbedingungen eher Höchstgeschwindigkeiten von einem Gigabit pro Sekunde erreichbar sein, erwarten Experten. In der Fläche wird sich dieser Wert noch einmal halbieren. Aber auch das ist immer noch rasend schnell - flotter als jeder DSL-Festnetzanschluss.
Verändertes Design
Mit dem iPhone wird jedenfalls die Leistungsfähigkeit der 5G-Netze noch viel stärker als bislang in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. Schon bei LTE hatte das iPhone der neuen Funktechnik zum Durchbruch verholfen. Die Provider können neues Geschäft machen, werden aber auch auf Beschwerden reagieren müssen, wenn das 5G-Netz hinter den Erwartungen zurück bleibt.
Für Apple ist das Thema 5G aber nicht allein entscheidend, um den Absatz der neuen iPhone-12-Modelle anzukurbeln. Die Kunden sollen schon auf den ersten Blick erkennen, dass es sich um ein neues iPhone handelt: Ein Jahr nach dem Ausscheiden von Design-Chef Jony Ive wagte Apple nämlich ein verändertes Design - es ist wieder etwas kantiger, wie zuletzt die iPhone-5-Modellreihe im Jahr 2017.
Kein Ladegerät und keine Ohrhörer
Für Aufregung in den sozialen Medien sorgte die Entscheidung von Apple, das iPhone erstmals ohne Ladegerät und Ohrhörer zu verkaufen. Dieser Schritt werde jährlich den Ausstoss von zwei Millionen Tonnen CO2 vermeiden, betonte Apple - und rechnete vor, dass dies der Belastung durch 450.000 Autos entspreche.
Dabei berücksichtigt der Konzern auch, dass durch die kleinere und leichtere Verpackung 70 Prozent mehr Kartons pro Palette befördert werden könnten. Apple spart dadurch aber auch Millionen ein und hat ein kleines Zusatzgeschäft: Das separate Ladegerät kostet nämlich gut 24 Euro.
Pro-Geräte mit Teleobjektiv und Laserradar
Innovative Formen der Konkurrenz wie die Falt-Smartphones von Samsung, Huawei und Motorola ignoriert der iPhone-Hersteller bislang. Seine Vorstellungen von Innovation kann man vor allem an den beiden Pro-Modellen ablesen. Schon bisher hatten die teureren Pro-Geräte unter anderem mit einem Teleobjektiv eine Kamera mehr. Beim iPhone 12 Pro Max setzt Apple zusätzlich eine Bildstabilisierung um, bei der statt der Objektiv-Linsen der Sensor schwankt, um Erschütterungen auszugleichen. Die Pro-Modelle können auch besonders kontrastreiche Videos mit HDR-Technologie aufnehmen und bearbeiten. Für Fotografen entwickelte Apple ein eigenes RAW-Format, das für Profis wichtige, reichhaltige Lichtinformationen mit Software-Bildbearbeitung verbindet.
Die Pro-iPhones verfügen nun auch über einen Laserradar (LiDAR), den man auch in vielen selbstfahrenden Autos findet. Damit werden Entfernungen mit einem nicht sichtbaren Laserstrahl gemessen. Damit kann beispielsweise die Kamera in dunkler Umgebung die Entfernung zum Motiv exakt messen und das Objektiv scharf stellen. Die Technik kann aber auch für die sogenannte erweiterte Realität (Augmented Reality) nützlich sein. Dabei werden auf dem Bildschirm digitale Inhalte mit der realen Umgebung vermischt.
Stärkeres Display-Glas und Mini-Modell
Das iPhone 12 Pro gibt es wie bisher in zwei Grössen - die Bildschirme sind aber nun noch etwas erweitert worden. Von 5,8 auf 6,1 Zoll beim kleineren Modell und von 6,5 auf 6,7 Zoll beim Pro Max. Den Startpreis belässt Apple bei 1120 Euro beziehungsweise 1217,50 Euro für die grössere Version.
Von einer Innovation profitieren alle vier Modelle: Das Display-Glas des iPhone 12 soll dank Nanotechnologie deutlich widerstandsfähiger sein als bisher, wie Apple ankündigte. So sei viermal wahrscheinlicher, dass das neue Glas Stürze unbeschadet überstehe.
Als Standard-Version gibt es neben dem iPhone 12 mit 6,1-Zoll-Display für gut 876 Euro nun auch ein Mini-Modell mit einem 5,4 Zoll grossen Bildschirm für rund 780 Euro. Andere Anbieter wie Samsung schneiden ihre Modellreihen ähnlich zu.
Ein neues Objektiv-System soll die Qualität von Fotos bei schlechten Lichtbedingungen verbessern - darüber hinaus werden die Bilder wie inzwischen üblich durch Software aufgebessert. Dabei spielt die Rechenleistung des A14-Chips eine entscheidende Rolle.
HomePod Mini schon für 96,50 Euro
Die neue Generation der Apple-Telefone war wegen der Corona-Krise nicht wie sonst üblich im September präsentiert worden. Im Frühjahr, als eigentlich eine enge Abstimmung mit den Zulieferbetrieben in China notwendig war, konnten die Apple-Ingenieure nicht nach China fliegen. Ausserdem waren die Produktionsstätten von Foxconn und anderen Apple-Partnern wochenlang gesperrt.
Apple will mit einem günstigeren Modell mehr Marktanteil im Geschäft mit vernetzten Lautsprechern gegen Rivalen wie Google und Amazon erobern. Der HomePod Mini soll in Deutschland 96,50 Euro kosten, wie der iPhone-Konzern am Dienstag ankündigte. Damit geht Apple auf das Preisniveau von Konkurrenzmodellen runter - während der erste HomePod mit rund 300 Euro bis zuletzt viel teurer war. Der HomePod Mini ist rund wie eine kleine Kugel - es ist die Form, auf die jüngst auch Amazon bei seinen erfolgreichen Echo-Lautsprechern mit der Sprachassistentin Alexa wechselte.