Nach dem Urteil von Donald Trump stellt sich die Frage, ob und wie die Präsidentschaftswahl davon beeinflusst wird. Trumps Image bleibt weitestgehend bestehen.
Donald Trump
Donald Trump gestikuliert nach seinem Urteil in New York am 30. Mai 2024 mit den Medien. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Donald Trump wurde als erster Ex-Präsident der USA für eine Straftat verurteilt.
  • Viele Republikaner sehen das Urteil als «politisiert» – Trump kann das für sich nutzen.
  • In den «Swing States» könnte das Urteil eine Auswirkung haben.
Ad

Ex-Präsident Donald Trump wurde im Prozess zur Schweigegeld-Zahlung an Pornostar Stormy Daniels in allen 34 Anklagepunkten schuldig gesprochen. Spitzen-Republikaner Mike Johnson nannte das Urteil eine «politische Übung».

Am 11. Juli wird der Richter in New York das Strafmass des Urteils verkünden. Der Anwalt von Donald Trump hat bereits verkündet, dass er nach dem Urteil im Juli Berufung einlegen will.

Der konkrete Einfluss des Trump-Urteils auf die Präsidentschaftswahlen bleibt abzuwarten. In Hinblick auf den Wahlkampf zwischen Joe Biden und Trump im November haben viele schon entschieden, wen sie wählen. Doch für Unentschiedene könnte das Trump-Urteil eine Auswirkung haben, wie US-Experten gegenüber Nau.ch einschätzen.

Das sagen Experten und Expertinnen

Laut US-Forscher Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg zeigt eine aktuelle Umfrage ein klares Bild von Trumps Wählerschaft: «15 Prozent sagen, das Urteil würde sie eher dazu bringen, für Trump zu wählen. 17 Prozent sagen, sie würden nun weniger Trump wählen und 60 Prozent sagen, es mache keinen Unterschied.»

Die US-Expertin Claudia-Franziska Brühwiler von der HSG erklärt gegenüber Nau.ch, dass sich die Folgen des Urteils so kurz danach «schwer einschätzen» lassen. Auch nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington am 6. Januar 2021 hätten Umfragen ergeben, dass Donald Trump als «politisch erledigt» gesehen werde. «Die Wahrheit sieht nun anders aus.»

trump
Donald Trumps Urteil löst in den USA Reaktionen aus – das Bild von ihm haben sich die meisten jedoch längst gebildet.
Donald Trump
In einer Umfrage gaben 60 Prozent der Republikaner und Republikanerinnen an, dass ihnen das Schweigegeld-Urteil für die Wahl egal ist.
Donald Trump
Donald Trump ist der erste EX-Präsident der USA, der wegen einer Straftat verurteilt wurde.

Zudem würden laut Brühwiler viele Republikaner das Verfahren als «politisiert» sehen. Trump nutzt das und nennt sich selbst einen «politischen Gefangenen».

Heinisch sieht die Parteien jetzt am Ball. «Es hängt im Grossen und Ganzen davon ab, wie beide Seiten nun damit umgehen und wie effektiv sie dies im Wahlkampf verwenden.»

Das allgemeine Befinden über Donald Trump bleibt also bestehen, ergänzt auch US-Experte Thomas Greven von der Freien Universität Berlin. «Die meisten Amerikanerinnen und Amerikaner haben sich ihre Meinung über Trump längst gebildet, sie lieben oder hassen ihn.»

Weiteres Rechtsverfahren und «Swing States» haben einen Einfluss

Laut Heinisch könnte auch das weitere rechtliche Verfahren einen Einfluss auf den Wahlkampf haben. Der Einspruch von Trumps Team hat laut dem Experten nämlich gute Chancen.

Beim Urteil sieht er eine Gefängnisstrafe für Trump zwar nicht als die wahrscheinlichste. Dennoch sei sie nicht auszuschliessen, da Trump den Richter «sichtlich verärgert» hatte. In den begehrten «Swing States» könnten sich demnach die Meinungen der Wählerinnen und Wähler mit dem Urteil ändern.

Meinst du, das Schweigegeld-Urteil kann Trumps Wahlchancen schmälern?

James Davis von der HSG denkt, dass Donald Trumps Verhalten jetzt entscheidend ist: «Sollte er völlig ausgleisen – was durchaus denkbar ist – wird er gewiss unentschiedene Wähler in Richtung Joe Biden steuern.»

Thomas Greven macht hingegen auf Trumps Hartnäckigkeit im Wahlkampf aufmerksam. «Um seine eigenen Interessen zu fördern und seine Haut zu retten, ist Trump dazu bereit, den Kult um seine Person bis aufs Äusserste zu treiben. Und die demokratischen und rechtsstaatlichen Institutionen der USA zu untergraben, ja sie sogar nachhaltig zu zerstören.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Stormy DanielsRepublikanerWahlkampfJoe BidenHSGDonald Trump