Coronavirus: Briten droht wegen Omikron ein Versorgungs-Engpass

Simon Binz
Simon Binz

Grossbritannien,

Wegen Omikron befinden sich rund eine 1,2 Million Briten in Quarantäne. Wegen der neuen Variante des Coronavirus droht deshalb nicht nur ein Versorgungsengpass.

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Alleine in der letzten Woche testeten 1,2 Millionen Briten positiv auf das Coronavirus. Viele dieser Fälle befinden sich in Quarantäne, weswegen dem Königreich ein System-Kollaps droht. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Rund eine 1,2 Million Briten befinden sich wegen Corona-Infektionen in Quarantäne.
  • In etlichen Alltagsbereichen sind die Auswirkungen deshalb schon jetzt gravierend.
  • Regale bleiben leer, Müll stapelt sich und es herrscht ein Chaos im Bahn-Verkehr.

In Grossbritannien ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus am Dienstag auf fast 220'0000 angestiegen. Das ist ein Plus von 44 Prozent zur Vorwoche. Derzeit befinden sich laut der «Daily Mail» rund eine 1,2 Million Briten in Quarantäne!

Die guten Nachrichten: Die Zahl der Todesfälle und die Zahl der schweren und schwersten Verläufe sinkt. Gesundheitsministerin Maggi Throup sagte am Dienstagmorgen: «Die Zahl der belegten Krankenhausbetten ist ungefähr halb so hoch wie vor einem Jahr. Das beweist die Kraft des Impfstoffs.»

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Die Zahl der belegten Krankenhausbetten in Grossbritannien ist ungefähr halb so hoch wie vor einem Jahr, doch der Krankenstand im Bereich des staatlichen Gesundheitssystems NHS ist bereits auf 10 Prozent (Stand Silvester) gestiegen. - Keystone

In anderen Worten, das Gesundheitssystem stösst nicht an seine Grenzen – doch Probleme gibt es in diesem Bereich trotzdem: Der Krankenstand im Bereich des staatlichen Gesundheitssystems NHS ist nämlich bereits auf 10 Prozent (Stand Silvester) gestiegen. In Zahlen: In der vergangenen Woche fehlten laut der «Sunday Times» rund 50'000 NHS-Mitarbeiter.

Die Auswirkungen der vielen sich in Quarantäne befindenden Briten macht sich zudem auch schon in etlichen Alltagsbereichen gravierend bemerkbar. Im gesamten öffentlichen Sektor gilt inzwischen die Vorgabe, sich mit Notplänen auf einen Mitarbeiter-Ausfall von 10 bis 25 Prozent vorzubereiten. In verschiedenen Branchen ist dieses Szenario bereits eingetroffen:

Supermarkt-Regale sind leer

Grossbritannien kämpft erneut mit Versorgungsproblemen bei Lebensmitteln. Wie schon im vorigen Jahr, ist der Bereich für Obst und Gemüse betroffen. In der Branche sind 15 Prozent der Mitarbeiter wegen des Coronavirus ausgefallen. Selbst in der Hauptstadt London stehen Kunden vor leeren Regalen.

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Leere Regale in einem Sainsbury-Supermarkt in Grossbritannien. Rund 15 Prozent der Mitarbeiter im Bereich Obst und Gemüse sind wegen des Coronavirus ausgefallen. - Twitter

Müll stapelt sich am Strassenrand

Ein weiteres grosses Problem sind personelle Engpässe bei der Müllabfuhr. Zahlreiche Mitarbeiter fallen wegen Corona aus, die Gemeinden stehen vor einem riesigen Müllhaufen. Die Abfallcontainer sind wegen der Feiertage bereits bis zum Rand gefüllt und die Weihnachtsbäume stapeln sich an den Strassenrändern.

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Wegen zahlreicher Corona-Ausfälle von Müllmännern, stapeln sich nach den Festtagen in vielen britischen Gemeinden die Müllhaufen. - Keystone

Nach einem Bericht der «Daily Mail» wurde etwa in Gloucester (West-England) das Abholen von Recycling-Müll komplett eingestellt. In den Orten Southend und Basildon (Ost-England) wurden kurzerhand sämtliche Mitarbeiter der Strassenreinigung als Müllmänner eingesetzt.

Brisant: Die Branche hatte schon vor Omikron ein Riesenproblem, weil Fahrer durch den Brexit knapp geworden sind. Die Regierung von Premierminister Boris Johnson hatte EU-Arbeitskräfte – unter anderem aus Polen – durch ihre strikten Auflagen vergrault.

Im Bahnverkehr herrscht ein Chaos

Die Regierung hatte Arbeitnehmer eindringlich gebeten, alle Möglichkeiten für Homeoffice zu nutzen. Dennoch mussten die Bahnchefs Pendler vor überfüllten Zügen und langen Wartezeiten warnen. Es werde wegen Tausender Quarantäne-Fälle beim Personal zu vielen Zugausfällen in letzter Minute kommen, heisst es.

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Wegen vielen Corona-kranken Mitarbeitern, warnten die Bahnchefs in Grossbritannien vor überfüllten Zügen und langen Wartezeiten. Bereits über Weihnachten war fast ein Drittel der Verbindungen gestrichen worden. - Keystone

Ein Vorgeschmack gab es an Weihnachten, als fast ein Drittel der Verbindungen gestrichen wurde. Offenbar hatte sich jeder zehnte Bahn-Mitarbeiter mit Corona krankgemeldet. Am Dienstag meldete etwa der «Telegraph», dass erneut Hunderte Züge gestrichen werden mussten. Von dem Chaos im Berufsverkehr waren demnach hunderttausende Briten betroffen.

Es drohen Schulschliessungen

In den britischen Schulen ist für alle Schüler ab 12 Jahren das Tragen von Masken im Klassenraum Pflicht. Es ist das erklärte Ziel der Regierung, nicht noch mehr Schulunterricht ausfallen zu lassen.

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Der Schulbetrieb in Grossbritannien wackelt wieder. Der Grund: Kranke Lehrer sind die Achillesferse des Systems. - Keystone

Die Schwachstelle des Systems sind jedoch die Lehrer: Bis zum Neustart am Dienstag wussten die Schulleiter nicht, wie viele Lehrkräfte ihren Dienst überhaupt antreten können. Viele dürften wegen positiver Tests gleich wieder nach Hause geschickt worden sein.

Tests für Corona werden knapp

Wie in vielen europäischen Ländern werden auch in Grossbritannien langsam aber sicher die Corona-Tests knapp. In London bilden sich vor privaten Testzentren lange Schlangen, in einigen Drogerien und Apotheken sind die Schnelltests bereits ausverkauft.

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