Coronavirus: Briten droht wegen Omikron ein Versorgungs-Engpass
Das Wichtigste in Kürze
- Rund eine 1,2 Million Briten befinden sich wegen Corona-Infektionen in Quarantäne.
- In etlichen Alltagsbereichen sind die Auswirkungen deshalb schon jetzt gravierend.
- Regale bleiben leer, Müll stapelt sich und es herrscht ein Chaos im Bahn-Verkehr.
In Grossbritannien ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus am Dienstag auf fast 220'0000 angestiegen. Das ist ein Plus von 44 Prozent zur Vorwoche. Derzeit befinden sich laut der «Daily Mail» rund eine 1,2 Million Briten in Quarantäne!
Die guten Nachrichten: Die Zahl der Todesfälle und die Zahl der schweren und schwersten Verläufe sinkt. Gesundheitsministerin Maggi Throup sagte am Dienstagmorgen: «Die Zahl der belegten Krankenhausbetten ist ungefähr halb so hoch wie vor einem Jahr. Das beweist die Kraft des Impfstoffs.»
In anderen Worten, das Gesundheitssystem stösst nicht an seine Grenzen – doch Probleme gibt es in diesem Bereich trotzdem: Der Krankenstand im Bereich des staatlichen Gesundheitssystems NHS ist nämlich bereits auf 10 Prozent (Stand Silvester) gestiegen. In Zahlen: In der vergangenen Woche fehlten laut der «Sunday Times» rund 50'000 NHS-Mitarbeiter.
Die Auswirkungen der vielen sich in Quarantäne befindenden Briten macht sich zudem auch schon in etlichen Alltagsbereichen gravierend bemerkbar. Im gesamten öffentlichen Sektor gilt inzwischen die Vorgabe, sich mit Notplänen auf einen Mitarbeiter-Ausfall von 10 bis 25 Prozent vorzubereiten. In verschiedenen Branchen ist dieses Szenario bereits eingetroffen:
Supermarkt-Regale sind leer
Grossbritannien kämpft erneut mit Versorgungsproblemen bei Lebensmitteln. Wie schon im vorigen Jahr, ist der Bereich für Obst und Gemüse betroffen. In der Branche sind 15 Prozent der Mitarbeiter wegen des Coronavirus ausgefallen. Selbst in der Hauptstadt London stehen Kunden vor leeren Regalen.
Müll stapelt sich am Strassenrand
Ein weiteres grosses Problem sind personelle Engpässe bei der Müllabfuhr. Zahlreiche Mitarbeiter fallen wegen Corona aus, die Gemeinden stehen vor einem riesigen Müllhaufen. Die Abfallcontainer sind wegen der Feiertage bereits bis zum Rand gefüllt und die Weihnachtsbäume stapeln sich an den Strassenrändern.
Nach einem Bericht der «Daily Mail» wurde etwa in Gloucester (West-England) das Abholen von Recycling-Müll komplett eingestellt. In den Orten Southend und Basildon (Ost-England) wurden kurzerhand sämtliche Mitarbeiter der Strassenreinigung als Müllmänner eingesetzt.
Brisant: Die Branche hatte schon vor Omikron ein Riesenproblem, weil Fahrer durch den Brexit knapp geworden sind. Die Regierung von Premierminister Boris Johnson hatte EU-Arbeitskräfte – unter anderem aus Polen – durch ihre strikten Auflagen vergrault.
Im Bahnverkehr herrscht ein Chaos
Die Regierung hatte Arbeitnehmer eindringlich gebeten, alle Möglichkeiten für Homeoffice zu nutzen. Dennoch mussten die Bahnchefs Pendler vor überfüllten Zügen und langen Wartezeiten warnen. Es werde wegen Tausender Quarantäne-Fälle beim Personal zu vielen Zugausfällen in letzter Minute kommen, heisst es.
Ein Vorgeschmack gab es an Weihnachten, als fast ein Drittel der Verbindungen gestrichen wurde. Offenbar hatte sich jeder zehnte Bahn-Mitarbeiter mit Corona krankgemeldet. Am Dienstag meldete etwa der «Telegraph», dass erneut Hunderte Züge gestrichen werden mussten. Von dem Chaos im Berufsverkehr waren demnach hunderttausende Briten betroffen.
Es drohen Schulschliessungen
In den britischen Schulen ist für alle Schüler ab 12 Jahren das Tragen von Masken im Klassenraum Pflicht. Es ist das erklärte Ziel der Regierung, nicht noch mehr Schulunterricht ausfallen zu lassen.
Die Schwachstelle des Systems sind jedoch die Lehrer: Bis zum Neustart am Dienstag wussten die Schulleiter nicht, wie viele Lehrkräfte ihren Dienst überhaupt antreten können. Viele dürften wegen positiver Tests gleich wieder nach Hause geschickt worden sein.
Tests für Corona werden knapp
Wie in vielen europäischen Ländern werden auch in Grossbritannien langsam aber sicher die Corona-Tests knapp. In London bilden sich vor privaten Testzentren lange Schlangen, in einigen Drogerien und Apotheken sind die Schnelltests bereits ausverkauft.