Erneut Demonstrantin bei Absturz im Dannenröder Forst verletzt
Bei Protesten von Umweltaktivisten gegen den umstrittenen Ausbau der A49 in Hessen ist erneut eine Aktivistin bei einem Sturz verletzt worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Mehrere hundert Aktivisten blockieren Wege in Waldgebiet.
Nach Angaben der Polizei Mittelhessen stürzte die Frau am Samstag von einer Plattform und wurde schwerverletzt in eine Klinik gebracht. Mehrere hundert Aktivisten protestierten am Sonntag mit einer erneuten Blockadeaktion im Dannenröder Forst gegen den Autobahnbau.
Nach Angaben der Polizei in Giessen bestand bei der abgestürzten Aktivistin am Samstag keine Lebensgefahr. Die Frau hielt sich demnach vermutlich auf einer Holzpalette auf, die mit Seilen zwischen mehreren Bäumen in etwa vier bis sechs Metern Höhe befestigt gewesen sei. Die Palette sei am Samstagmorgen «aus noch ungeklärter Ursache» in Schieflage geraten und die Frau zu Boden gestürzt.
Vertreter der Aktivisten warfen der Polizei vor, für den Absturz verantwortlich zu sein. Laut Augenzeugen seien mehrere Polizisten auf ein markiertes Sicherungsseil getreten, das schliesslich gerissen sei, hiess es.
Bereits Mitte November war eine Demonstrantin mehrere Meter in die Tiefe gestürzt. Die Staatsanwaltschaft Giessen ermittelt in diesem Fall gegen einen Polizeibeamten, der unwissentlich ein Sicherungsseil durchtrennt haben soll.
Seit über einem Jahr protestieren Umweltschützer in Hessen gegen den umstrittenen Ausbau der A49 zwischen Giessen und Kassel, die durch das Waldgebiet führen soll. Der Bau der Autobahn soll laut dem Landkreis Vogelsberg im September 2021 beginnen. Derzeit laufen vorbereitende Arbeiten. Dabei sollen bis Februar kommenden Jahres zunächst 27 Hektar Wald gerodet werden. Die Rodungen begannen vor einigen Wochen und werden von Protesten begleitet.
Nach Angaben der Organisation «Ende Gelände» blockierten am Sonntag rund 400 Menschen Zufahrswege im Dannenröder Forst, um die Rodungen des Waldes zu stoppen. Laut Polizei durchbrachen mehrere Aktivisten eine Polizeikette und versuchten, einen Bagger zu besetzen. Die Einsatzkräfte konnten dies nach eigenen Angaben verhindern. Laut Polizei waren die Rodungen am Sonntag wegen des Totensonntags allerdings ohnehin ausgesetzt.
Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace pflanzten am Sonntag im Dannenröder Forst symbolisch eine acht Meter hohe Stieleiche, um ihren Forderungen nach einer Verkehrswende Nachdruck zu verleihen. «Statt einen gesunden Wald abzuholzen, um eine Verkehrspolitik von gestern zu zementieren, braucht es einen sofortigen Ausbaustopp aller geplanten Autobahnen», erklärte Greenpeace-Klimaexperte Benjamin Stephan.