Erstmals seit Jahren: Kreml sagt grosse Putin-Pressekonferenz ab
Wladimir Putin hat seine traditionelle Jahrespressekonferenz abgesagt, wohl um sich den Fragen zum Ukraine-Krieg nicht stellen zu müssen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Dezember hält Wladimir Putin normalerweise die traditionelle Jahrespressekonferenz ab.
- In diesem Jahr ist sie abgesagt worden – erstmals seit 2012.
- Der Kremlchef will wohl den Fragen zum Ukraine-Krieg aus dem Weg gehen.
Erstmals seit zehn Jahren lädt Russlands Präsident Wladimir Putin in diesem Dezember die internationalen Medien nicht zur traditionellen Jahrespressekonferenz. «Was die grosse Pressekonferenz angeht, nein, die wird es bis Neujahr nicht geben», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Agentur Interfax zufolge.
Einen Grund nannte er nicht. Beobachter sind überzeugt, dass Putin die Fragen der internationalen Journalisten in diesem Jahr vermeiden will – angesichts des seit mehr als neun Monaten andauernden Kriegs gegen die Ukraine, wo seine Armee immer wieder Niederlagen einstecken musste.
Neujahrsempfang ebenfalls gestrichen
Auch der Neujahrsempfang im Kreml soll ausfallen. Fraglich ist unterdessen, ob es die nationale Fernsehsprechstunde «Direkter Draht» geben wird, bei der Bürger normalerweise alljährlich persönlich Beschwerden bei Putin vorbringen können. Auch für Putins jährliche Rede vor den beiden Parlamentskammern gibt es weiter keinen Termin.
«Je mehr Kraft und Energie Putin für«globale Themen» aufwendet, desto weniger will er für «Kleinigkeiten» wie den Direkten Draht oder Pressekonferenzen verschwenden», schrieb die Politologin Tatjana Stanowaja auf Telegram.
«Für das externe Publikum kann er auch so alles sagen, was er für nötig hält, da findet sich schon ein Anlass. Doch in der Kommunikation mit dem Publikum im Land sieht er keinen Sinn. Sollen das doch die Untergebenen tun...»
Erste Absage seit langem
Putins grosse Jahrespressekonferenz fand seit 2001 insgesamt 17 Mal statt. Unterbrechungen gab es nur im Jahr 2005 sowie in den Jahren 2008 bis 2012, als Dmitri Medwedew das Präsidentenamt bekleidete. Zu der Veranstaltung reisten stets Hunderte russische und ausländische Medienvertreter an.