Griechenland führt Sechs-Tage-Woche ein
In Griechenland ist aufgrund des Fachkräftemangels die Sechs-Tage-Woche in Planung – für deutlich mehr Geld.
Das Wichtigste in Kürze
- In Griechenland ist die Sechs-Tage-Woche in Planung.
- Das könnte sich für Angestellte lohnen.
- So soll es bei Sonn- und Feiertagen einen Aufschlag von 115 Prozent geben.
In der Schweiz wird über die Vier-Tage-Woche diskutiert, Griechenland geht einen anderen Weg: Wegen des Fachkräftemangels können Festangestellte dort künftig für ordentlich mehr Geld einen Tag zusätzlich arbeiten.
Arbeitgeber in Griechenland können ihren Angestellten den Vorschlag unterbreiten, sechs anstatt bisher fünf Tage die Woche zu arbeiten. Das Angebot könnte sich für die Beschäftigten lohnen: Für den sechsten Arbeitstag erhalten sie per Gesetz einen Aufschlag von 40 Prozent mehr Gehalt.
Bei Sonn- und Feiertage gibt es sogar 115 Prozent zusätzlich. Damit könnten die Griechen künftig mehr arbeiten als ohnehin schon: Innerhalb der EU verzeichnen sie die meisten Wochenarbeitsstunden.
Ausbeutung?
Gewerkschaften kritisieren das Gesetz trotz der geplanten Zusatzzahlungen als Ausbeutung, doch Arbeitsminister Adonis Georgiadis lässt sich nicht beirren: «Da vor allem in der Industrie ein grosser Mangel an Arbeitskräften herrscht, werden Überstunden geleistet. Und die werden oft schwarz gezahlt», argumentierte er bei der Debatte zum Gesetz im Parlament.
Mit der neuen Regelung hingegen erhielte jeder das Recht auf extra bezahlten Sondereinsatz und Schwarzarbeit werde der Riegel vorgeschoben.
Grosser Arbeitskräftemangel
Der Fachkräftemangel in Griechenland ist vor allem auf die schwere Finanzkrise des Landes von 2010 bis 2018 zurückzuführen. Damals stand das Land kurz vor der Pleite und Hunderttausende gut ausgebildete junge Leute wanderten ab. Und zwar, um ihr Glück im Ausland zu suchen. Von diesem Brain-Drain hat sich Griechenland bis heute nicht erholt, auch wenn es mit der Wirtschaft aufwärtsgeht.
Der Mangel an Arbeitskräften trotz einer Arbeitslosenquote von aktuell rund 11 Prozent betrifft nicht nur Industriebetriebe und den IT-Sektor. Sondern vor allem auch die Landwirtschaft und den Tourismus. Dort aber strebt die konservative griechische Regierung unter Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis andere Lösungen an. So wird versucht, Saisonkräfte für die Ernte sowie als Service- und Reinigungskräfte zu akquirieren.
Das neue Gesetz zielt auf Unternehmen ab, die bis zu 24 Stunden am Tag und sieben Tage offen haben. – etwa Industriebetriebe, aber auch Telekommunikationsunternehmen und andere Dienstleister. Auch der öffentliche Sektor und Staatsunternehmen gehören zur Zielgruppe.