KZ Auschwitz: Kritik an Schachspiel-Szene in TV-Serie
In der Amazon-Serie «Hunters» geht es um Nazi-Jäger. Die Gedenkstätte vom KZ Auschwitz stösst sich an einer Szene, die die Grausamkeit im Lager zeigen soll.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gedenkstätte Auschwitz hat ihren Unmut zu einer Szene aus einer neuen Serie kundgetan.
- Die Amazon-Serie «Hunters» zeigt ein menschliches Schachspiel.
- Laut der Gedenkstätte Auschwitz haben solche Schachspiele nie stattgefunden.
Die Gedenkstätte vom ehemaligen deutschen KZ Auschwitz hat die neue Serie «Hunters» für die fiktive Darstellung von Nazi-Brutalität scharf angegriffen. Es geht um eine Szene, die in dem Lager spielen soll. Dabei müssen Menschen als Schachfiguren agieren - wer geschlagen wird, muss sterben.
Schachspiel-Szene sei nie passiert
«Das ist so nie passiert», sagte Gedenkstättensprecher Pawel Sawicki am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Warschau. «Auschwitz ist ein authentischer Ort. Und wir denken, dass eine fiktiven Geschichte ein gefährlicher Missbrauch und ein Schlag gegen das Gedenken an die Opfer ist.»
In der Amazon Prime Serie mit Al Pacino geht es um eine Gruppe von Nazi-Jägern aus New York. Diese spüren in den 1970er Jahren einstige Täter auf. Per Twitter hatte die Gedenkstätte gerügt, die Erfindung der Szene sei nicht nur eine gefährliche Dummheit: «Es öffnet Tür und Tor für zukünftige Leugner.»
Auschwitz was full of horrible pain & suffering documented in the accounts of survivors. Inventing a fake game of human chess for @huntersonprime is not only dangerous foolishness & caricature. It also welcomes future deniers. We honor the victims by preserving factual accuracy. pic.twitter.com/UM2KYmA4cw
— Auschwitz Memorial (@AuschwitzMuseum) February 23, 2020
In einem Statement von Filmemacher und Produzent David Weil hiess es dazu, seine Serie sei von echten Ereignissen inspiriert. Als Enkel einer Auschwitz-Überlebenden habe er aber bewusst darauf verzichtet, echte Erlebnisse für seine Geschichte zu borgen.
Regisseur ist Enkel einer KZ Auschwitz-Überlebenden
Auch die Schachszene sei fiktiv und wurde eingebaut, um den Sadismus der Nazis zu zeigen. Und dabei «möglichst kraftvoll dem revisionistischen Narrativ entgegenzutreten, dass die Nazi-Täterschaft reinwaschen soll». Es habe in der Wirklichkeit der Lager auch Beispiele von grausamen «Spielen» der Schergen gegeben. Er habe aber diese traumatischen Handlungen nicht in seiner Serie aufgreifen wollen, so Weil.
Gedenkstättensprecher Sawicki sagte, natürlich sei die Serie kein Dokumentarfilm. Aber die Grausamkeiten im KZ Auschwitz seien durch viele Zeugenaussagen dokumentiert. In der Zeit, wo nicht mehr Überlebende, sondern eine jüngere Generation Werke über Auschwitz verfasse, steige die Verantwortung für Faktentreue. «Es ist problematisch, wenn Geschichten ausgedacht werden.»