Nach einem Bericht über eine mögliche neue Gefahrenquelle unter dem Schutzmantel des havarierten Blocks des Kernkraftwerks Tschernobyl gibt die Ukraine vorerst Entwarnung. «Zum jetzigen Zeitpunkt haben die Sensoren in allen Räumen einen stabilen Wert ohne Wachstumstendenz», teilte die Verwaltung des ehemaligen Atomkraftwerks am Mittwoch mit. Es gebe keine Gefahr der Entstehung einer selbsterhaltenden Kettenreaktion. Sollte es zu einer erhöhten Neutronenflussdichte kommen, werde eine neutronenschluckende Lösung eingesetzt.
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Eine Frau geht vor dem neuen Schutzgehäuse um das Atomkraftwerk in Tschernobyl. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Institut für Sicherheitsprobleme von Atomkraftwerken in Kiew teilte hingegen mit, dass nach der Installation des neuen Stahlschutzmantels 2016 eine Zunahme von Reaktionen innerhalb der Kernschmelz-Überreste erwartet wurde.
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Die abnehmende Feuchtigkeit durch Verdunstung in den kernbrennstoffenthaltenden Überresten werde auch weiter zu einem höheren Neutronenausstoss führen.

Zwar sei 2016 ein spezielles Überwachungsprogramm ausgearbeitet worden. Doch verfüge das Staatsunternehmen für das ehemalige Atomkraftwerk nicht über die Mittel für dessen Realisierung.

In einem online vom Fachmagazin «Science» am 5. Mai 2021 veröffentlichten Beitrag hatte ein Autor vor einer erneuten Kettenreaktion in den Trümmern des 1986 explodierten Blocks vier gewarnt. Die Situation wurde dabei mit der Restglut in einem eigentlich gelöschten Grill verglichen.

Die Explosion im damals noch sowjetischen Kraftwerk Tschernobyl gilt als die grösste Katastrophe der zivilen Nutzung der Kernkraft. Infolge dessen wurden radioaktiv verstrahlte Landstriche um die Atomruine gesperrt. Es gab tausende Tote und Verletzte. Zehntausende Menschen wurden zwangsumgesiedelt. Kiew will das Sperrgebiet zunehmend auch wirtschaftlich nutzen. Unter anderem wurde ein Solarkraftwerk gebaut. Das Gebiet ist zudem für Touristen wieder zugänglich.

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