Papst lehnt Segnungen für homosexuelle Paare nicht grundsätzlich ab
Fünf als konservativ geltende Kirchenmänner stellten dem Papst in einem Schreiben fünf kritische Fragen zu kontroversen Themen. Seine Antworten überraschen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Papst überrascht mit einer offenen Haltung zu Segnungen für homosexuelle Paare.
- Bei der Frauenordination lässt Franziskus diet Möglichkeit einer Überprüfung offen.
- Der Vatikan veröffentlichte seine Antworten auf einen kritischen Brief von Kardinälen.
Der Vatikan hat Antworten des Papstes auf einen kritischen Brief mit kontrovers diskutierten Fragen veröffentlicht, den ihm fünf Kardinäle geschickt hatten. Das Oberhaupt der katholischen Kirche äusserte sich etwa zu Segensfeiern für homosexuelle Paare und zur Rolle der Frau in der Kirche. Das sogenannte Dubia-Schreiben der konservativen Kardinäle vom Juli war am Montag publik geworden – wenig später machte die vatikanische Glaubensbehörde Franziskus' Antworten auf ihrer Webseite öffentlich.
In einem Dubia-Schreiben werden theologische Fragen als Zweifel formuliert, auf die der Papst üblicherweise in einem «Ja oder Nein»-Format antwortet. In dem nun bekannt gewordenen Brief, an dem auch der deutsche Kardinal Walter Brandmüller beteiligt war, wollten die Kirchenmänner etwa wissen, ob Segensfeiern für homosexuelle Paare sowie die Frauenordination weiter verboten bleiben sollen. Die Kardinäle stehen den Reformansätzen des Papstes kritisch gegenüber.
Vor allem Franziskus' Antwort zu Segnungen für homosexuelle Paare liess aufhorchen, denn er lehnte diese nicht grundlegend ab. Wer um einen Segen bitte, erbitte im Vertrauen auf Gott dessen Hilfe, um besser leben zu können. Man müsse daher abschätzen, ob es Formen der Segnung geben könne, ohne eine falsche Vorstellung von der Ehe zu vermitteln. Offizielle Regelungen dazu durch Bistümer oder Bischofskonferenzen lehnte der Papst aber ab. Er betonte erneut, die Ehe sei eine Verbindung zwischen Mann und Frau.
Bei Frauenordination blieb der Papst vage
Was die Frauenordination angeht, also die Berufung von Frauen in Weiheämter, blieb der Pontifex vage. Er äusserte sich zwar nicht klar, liess aber anklingen, dass das zurzeit geltende strikte Verbot zumindest ein weiteres Mal überprüft werden könnte.
Dass der Vatikan – und vor allem das mächtige Dikasterium für die Glaubenslehre – die Antworten des Papstes veröffentlichte, wird unter Vatikan-Kennern als bemerkenswerter Schritt gesehen. Seine Replik wurde wie der Brief im Juli verfasst. Die fünf konservativen Kirchenmänner veröffentlichten ihr Schreiben zwei Tage vor Beginn der mit Spannung erwarteten Weltsynode, die als eines der grössten Reformprojekte Franziskus' gesehen wird.
Der Papst hatte ihnen mitgeteilt, dass es zwar nicht immer ratsam sei, an ihn gerichtete Fragen direkt zu beantworten. Angesichts der Nähe zur Synode habe er es in diesem Fall jedoch für angebracht gehalten, dies zu tun.