Menschen wählen migrationskritische Parteien aus Angst
Die Rhetorik der migrationskritischen Parteien treibt deren Erfolg an. Wie eine Studie zeigt, wählen Menschen diese Parteien vor allem in Grenzgemeinden.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie zeigt, dass migrationskritische Parteien durch ihre Rhetorik überzeugen.
- Dabei haben sich solche Parteien laut ETH Zürich auf die Grenzgemeinden fokussiert.
- Dort ist auch der Wähleranteil mit Einführung der Personenfreizügigkeit gestiegen.
Der Erfolg migrationskritischer Parteien in den Grenzgebieten der Schweiz ist laut einer neuen Studie vor allem auf deren Rhetorik zurückzuführen.
Für die gängige Erklärung, wonach negative Auswirkungen der Zuwanderung zum Erfolg migrationskritischer Parteien führen, fanden die Forschenden keine Belege.
Gemäss dieser Erklärung wählen Menschen diese Parteien vor allem deshalb, weil sie Angst haben. Und zwar, aufgrund der steigenden Zuwanderung ihren Job zu verlieren, oder höhere Steuern oder Mieten zu zahlen.
Oder sie sehen ihre kulturelle Identität bedroht.
Das erklärte die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich (ETH Zürich) in einer Mitteilung vom Dienstag.
Die Forschenden der ETH Zürich analysierten das Wahlverhalten von grenznahen und weiter entfernten Gebieten nach der Einführung der Personenfreizügigkeit 2004.
Die Resultate wurden in der Fachzeitschrift «American Political Science Review» veröffentlicht.
Migrationspolitik und Wählerverhalten
Mit Einführung der Personenfreizügigkeit stieg der Wähleranteil für migrationskritische Parteien in Grenzgemeinden um sechs Prozentpunkte mehr als in entfernten Gemeinden. Das sind Parteien wie die SVP, die Lega dei Ticinesi und das Mouvement citoyens genevois.
Hatte der Anstieg des Ausländeranteils im Grenzgebiet negative Folgen für die lokale Bevölkerung?
Zu ihrer Überraschung fanden die Forschenden aber keine Belege dafür. Weder reale noch gefühlte, wie die ETH Zürich schrieb.
Die Befunde der Forschenden deuten laut der ETH Zürich darauf hin, dass sich migrationskritische Parteien auf die Grenzgemeinden fokussierten. Ab 2004 verwendeten die Parteien dabei ein neues Narrativ rundum den Begriff «Dichtestress».