Genfer Virologin Eckerle kritisiert Versäumnisse an Schulen
Die Virologin Isabelle Eckerle kritisiert, dass die Schweiz die Schule im Stich gelassen habe. Sie plädiert für Maskenpflicht und Impfungen für die Lehrer.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz habe die Schule im Stich gelassen, obwohl das Problem absehbar war.
- Statt sich vorzubereiten, blieben die Sommerferien ungenutzt, so Virologin Eckerle.
- Sie empfiehlt an den Schulen Masken zu tragen und repetitiv zu testen.
Die Behörden in der Schweiz haben die Schulen nach Ansicht der Genfer Virologin Isabelle Eckerle zu lange im Stich gelassen. Die Kantone hätten es im Sommer versäumt, die Schulen auf die Delta-Variante vorzubereiten.
Es habe sich seit Monaten abgezeichnet, dass die Schulen ein ganz massives Problem bekommen würden, sagte Eckerle gegenüber Tamedia. Statt sich auf die Pandemie an den Schulen vorzubereiten, seien die Sommerferien ungenutzt geblieben.
Es gebe viele Massnahmen, um den Schulunterricht sicherer zu gestalten und Ansteckungen zu minimieren. So sollten sich die Erwachsenen impfen lassen. Und Masken in den Schulzimmern seien zu empfehlen. Zudem helfe repetitives Testen, Ausbrüche zu verhindern.
Eckerle: Hätte schon 2020 einheitliche Empfehlungen ausgeben sollen
Halbklassen, Unterricht an der frischen Luft, gute Kommunikation und Aufklärung wären ebenso hilfreich, sagte die 41-jährige Eckerle weiter. Viele glaubten immer noch, regelmässiges Händewaschen allein reiche für den Infektionsschutz.
Statt das Problem den Gemeinden zu überlassen, hätte man schon 2020 einheitliche Empfehlungen ausgeben sollen. Die Schulen hätten aufgrund der Unmenge an Daten gar nicht das Detailwissen und die Kapazitäten, um richtig zu reagieren. Die Behörden hätten eine Expertengruppe zusammenstellen sollen, die entsprechende Empfehlungen erstellt und überarbeitet hätte, sobald es neue Erkenntnisse gegeben hätte. Das hätte den Schulen geholfen, diese Vorschläge pragmatisch umzusetzen.
Die deutsche Virologin Eckerle leitet seit 2018 die Abteilung Infektionskrankheiten an der Universitätsklinik in Genf. In der Covid-19-Pandemie untersucht sie die Rolle der Kinder bei der Virenübertragung.