Die US-Wahlen stehen vor der Tür. Im Netz wird um die Stimmen der Expats gebuhlt. Wer von der Schweiz aus wählen will, braucht Geduld.
So werden US-Expats zum Wählen aufgefordert. - Center for U.S. Voters Abroad

Das Wichtigste in Kürze

  • Bis zu den US-Wahlen 2024 am 5. November geht es nicht mehr lange.
  • Auch US-Bürger, die in der Schweiz wohnen, dürfen wählen gehen.
  • Bei Nau.ch klagen sie über Hürden bei der Wahlregistrierung.
  • Und sie verraten, wem sie ihre Stimme geben.
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Bis zum grossen Showdown zwischen Kamala Harris (59, Demokraten) und Donald Trump (78, Republikaner) am 5. November sind es nur noch wenige Wochen. Auch in der Schweiz sind Amerikanerinnen und Amerikaner zu den US-Wahlen gerufen. Auf Social Media wird dafür die Werbetrommel gerührt, um sie von einer Teilnahme zu überzeugen.

Bis mindestens 45 Tage vor den US-Wahlen muss der Antrag bei der jeweiligen Behörde gestellt werden.

Doch anders als in der Schweiz ist man in den USA mit der Staatsangehörigkeit und Volljährigkeit nicht automatisch wahlberechtigt. Man muss sich zunächst registrieren. Und zwar im jeweiligen Bundesstaat, in dem man als letztes gewohnt hat. Oder wenn man nie in den USA gelebt hat, beim letzten Wohnsitz der Eltern.

Weil das Wahlrecht in den USA föderalistisch geregelt ist, ist das Wahlprozedere je nach Bundestaat mehr oder weniger mühsam.

Wen würdest du bei den US-Wahlen 2024 wählen?

Und auch die Stimme fällt nicht überall gleich stark ins Gewicht. Die meisten Bundestaaten sind sowieso klar demokratisch oder republikanisch dominiert.

Wer aus der Mehrheitsmeinung ausschert, kann wegen des Mehrheitswahlrechts kaum was auswirken. Anders ist es in den sogenannten Swing States, in welchen bereits wenige Stimmen den Ausschlag geben können.

Bei Nau.ch erzählen US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner in der Schweiz, wie sie die US-Wahlen erleben.

«Viel komplizierter als in der Schweiz»

«Im Gegensatz zur Schweiz ist Wählen in den USA viel komplizierter», sagt Lynn F.* (25) aus Bern. Nicht nur der Aufwand stört sie: «Man erhält auch keine Eingangsbestätigung. Man muss also der Post vertrauen, dass der Wahlzettel rechtzeitig und richtig ankommt», sagt sie.

Bei den US-Wahlen 2020 wählte die in den USA geborene Doppelbürgerin zum ersten Mal. Sie holte sich dabei Hilfe bei einer Organisation für Auslandsamerikaner.

US-Wahlen
Zwischen ihnen können sich die Amis bei den US-Wahlen 2024 entscheiden: Kamala Harris und Donald Trump.
Triump
Donald Trump will am 5. November die Wahl gewinnen und wieder ins Weisse Haus einziehen.
Wahlkampf in den USA - Parteitag der Demokraten
Kamala Harris will eine «Präsidentin für alle Amerikaner» sein.
Donald Trump
Donald Trump betreibt aktuell Wahlkampf für die Präsidentschaftswahlen im November.
Kamala Harris
Kamala Harris freut sich über Hunderte Millionen an Spenden.

«Nach vier Jahren habe ich aber wieder vergessen, wie das genau funktioniert», sagt sie. Hinzu kommt: Noch weiss Lynn nicht, ob sie wie 2020 an ihrem letzten Wohnort im republikanisch geprägten Bundesstaat Tennessee wählen darf. Die 25-Jährige plant nämlich, in den nächsten Wochen und Monaten in die USA zu ziehen.

Dafür weiss sie bereits, wem sie ihre Stimme gibt. «Ich werde Kamala Harris wählen. Ganz sicher nicht Donald Trump

«Jedes Mal neu für US-Wahlen registrieren»

Auch Patrizia B. (29) aus Luzern gibt ihre Stimme Harris. Und auch sie empfindet das Prozedere als «recht mühsam». «Ich muss mich jedes Mal neu registrieren», sagt sie.

Dafür hat ihre Stimme ein grosses Gewicht. Denn der Bundestaat Georgia, in dem sie registriert ist, ist ein Swing State.

Doch nicht für alle Amis in der Schweiz ist das Wählen mit grossem Aufwand verbunden. «Es ist weniger mühsam, als man vielleicht denken könnte», sagt Lara L.* (25) aus Bern.

US-Wahlen
Lara L.* (25) wird bei den US-Wahlen «enthusiastisch» für Kamala Harris stimmen. - zvg

Die im republikanisch geprägten Utah registrierte Auslandsamerikanerin gibt ihre Stimme Kamala Harris. «Beim letzten Mal habe ich Biden gewählt, da war ich weniger enthusiastisch als dieses Jahr», sagt sie.

Sandu wohnt schon fast sein ganzes Leben in der Schweiz. «Das Prozedere ist bei mir nicht so kompliziert», sagt er. «Der einzige Unterschied zu einer brieflichen Wahl in den USA ist, dass ich den Umschlag selber frankieren muss.»

US-Wahlen
Sandu gibt seine Stimme bei den US-Wahlen 2024 Kamala Harris. - Julian Powell

Registriert ist Sandu im Bundesstaat Kalifornien, da er dort ein halbes Jahr gelebt hat. «Meine Stimme ist nicht wirklich von grosser Bedeutung, weil Kalifornien ein ganz klar demokratisch geprägter Staat ist.» Seine Stimme wandert ebenfalls zu den Demokraten.

Unabhängiger Expat wählt Donald Trump bei US-Wahlen 2024

Anders ist es bei James F.* (57) aus Genf. Er ist im republikanisch dominierten Bundesstaat Louisiana als Unabhängiger registriert – also weder Demokrat noch Republikaner. «Für 2024 wähle ich den republikanischen Kandidaten Donald Trump

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James F.* (57) gibt seine Stimme bei den US-Wahlen 2024 Donald Trump. - zvg

Das Wahlbüro hat sein Profil gespeichert und schickt ihm die Wahlkarte per E-Mail zu. «Die Wahlkarte muss ich dann online ausfüllen, ausdrucken, unterschreiben und dann per Post schicken.»

Doch nicht alle US-Amerikaner dürfen aus dem Ausland wählen. So etwa Erin Z.* (23) aus Luzern, die amerikanisch-schweizerische Doppelbürgerin ist.

US-Wahlen
Erin Z.* aus Luzern darf nicht an den US-Wahlen teilnehmen. - zvg

Wählen würde sie eigentlich gerne. Doch ihr wird zum Verhängnis, dass sie selbst nie in den USA gelebt hat.

«Der letzte Wohnort meiner Mutter liegt in Texas. Dort gibt es ein föderales Gesetz, dass die Kinder im Ausland nicht wählen dürfen.»

Eine Sprecherin der texanischen Wahlbehörde bestätigt das gegenüber Nau.ch. Eine Begründung für diese Regelung liefert sie allerdings nicht.

* Namen der Redaktion bekannt

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