Gesperrter Gotthard: Mitte-Politiker fordert Swiss-Flüge für Pendler

Elisa Jeanneret
Elisa Jeanneret

Biasca,

Der Personenverkehr durch den Gotthard ist vorübergehend nicht möglich. Politiker fordern von der SBB schnellere Arbeiten oder kreative Lösungen für Pendler.

Gotthard Tunnel Weströhre Unfall
Nur noch die Panorama-Route führt ins Tessin: Der Eingang des Gotthard-Tunnels in Göschenen UR, Juni 2021. Die Weströhre des Bahntunnels ist aufgrund von Reparatur-Arbeiten geschlossen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Gotthardtunnel bleibt aufgrund der Reparaturarbeiten für Pendler gesperrt.
  • Politiker aus den betroffenen Kantonen drängen auf eine Beschleunigung der Arbeiten.
  • Die Swiss soll Flüge als Alternative zur Bahn organisieren, findet ein Tessiner Politiker.

Vor über einer Woche ist im Gotthard ein Güterzug entgleist. Der Unfall hat lange Aufräumarbeiten zur Folge, auch der Personenverkehr wird eingeschränkt. Erst am 23. August würden Güter wieder durch den Basistunnel rollen dürfen.

Bis aber beide Röhren vollständig betriebsbereit sind, könnte es Anfang 2024 werden: Acht Kilometer Gleise und 20'000 Betonschwellen müssen ersetzt werden. Für Pendlerinnen und Pendler zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin dauert die Bergstrecke rund eine Stunde länger.

Politiker drängen – SBB kann Gotthard nicht schneller räumen

Darüber ärgern sich Politiker aus den betroffenen Regionen. Fabio Regazzi, Mitte-Nationalrat und Tessiner, sagt zu den «Tamedia»-Zeitungen: «Ich bin sehr enttäuscht, dass die SBB derart viel Zeit veranschlagen, um einen Tunnel zu reparieren. Wir sind doch hier in der Schweiz und nicht in einem Drittweltland.»

Fabio Regazzi Mitte Gotthard
Fabio Regazzi, Fabio Regazzi-Nationalrat (TI) und Präsident des Gewerbeverbands sgv. - keystone

Als schon einmal ein schwerer Unfall im Gotthard – aber im Autotunnel – geschah, seien die Aufräumarbeiten schneller vonstattengegangen. Regazzi verlangt, dass die Reparaturen beschleunigt werden sollen.

Von der anderen Seite des Tunnels werden gleiche Forderungen laut. Regazzis Parteikollege und Nationalratskollege Simon Stalder will mehr Tempo. Über ein halbes Jahr könne Stalders Heimatkanton Uri nicht die Folgen der Umfahrung tragen, sagt dieser. Die SBB soll sich «intelligent organisieren», um eine schnellere Wiedereröffnung zu ermöglichen.

Simon Stadler Maut Gotthard
Nationalrat Simon Stadler (Mitte/UR) spricht im Parlament. (Archivbild) - keystone

Fragt man die SBB, ist das Höchsttempo schon erreicht. Die Aufräumarbeiten würden im Mehrschichtbetrieb organisiert. Ausserdem suche das Unternehmen nach «sicheren Lösungen» mit dem zuständigen Bundesamt, um Reisende wieder durch den Tunnel schleusen zu können.

Swiss soll Flüge organisieren

Manche Amtsträger werden mit eigenen Lösungsvorschlägen kreativ: So will etwa Mitte-Nationalrat Marco Romano für Pendlerinnen und Pendler Flüge organisieren, um den Bahnverkehr durch den Gotthard zu ersetzen. Die Swiss könne sich mit der SBB koordinieren, findet der Tessiner.

Marco Romano Mitte Gotthard
Marco Romano sitzt für die Mitte im Nationalrat und ist Tessiner. Er schlägt vor, aufgrund der vorübergehenden Störungen im Gotthard Pendlerinnen und Pendler per Flugzeug zu befördern. - keystone

Andere Tessiner Nationalräte, so etwa Bruno Storni (SP) oder Lorenzo Quadri (Lega), fordern tiefere Preise. Die Kundinnen und Kunden der SBB hätten für eine Leistung bezahlt, welche nun nicht erbracht werden könne.

Sind Sie von der Sperrung der Weströhre im Gotthard-Basistunnel betroffen?

Der Südkanton leidet unter der Einschränkung im Personenverkehr: Von Ausflügen ins Tessin wird derzeit abgeraten. Fabio Regazzi will deswegen ebenfalls Schadenersatzzahlungen für seine Heimat, entweder durch die SBB oder den Bund.

Einige dieser Politiker haben schon mit der Idee gespielt, Vorstösse in der Herbstsession einzureichen. Noch ist aber nichts konkret.

Kommentare

User #5651 (nicht angemeldet)

In Bern sollte mal aufgräumt werden. Es gibt Politiker, die sind einfach nicht mehr tragbar.

User #3228 (nicht angemeldet)

Diese Politiker hätten besser vor Jahren die Haftungsfrage neu geregelt. Dann müssten und würden die ausländischen Waggons auch besser gewartet und kontrolliert. Aber im jetzigen System hafter der Waghon-Besitzer überhaupt nicht. Volles Risiko für die SBB und die Schweiz. Politiker macht endlich euren Job

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