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Zoff im deutschen Parlament: «Die Schweizer sind also faul!»

Redaktion
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Deutschland,

Im Deutschen Bundestag wird über längere Arbeitszeiten debattiert. Und plötzlich wird die Schweiz als Beispiel herbeigezogen ...

Bundestag
Bei der Debatte um Arbeitszeiten im Deutschen Bundestag kommt die Schweiz ins Spiel. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Bundestag stellt sich die Frage, inwiefern längere Arbeitszeiten effektiver machen.
  • Ein SPD-Politiker argumentiert, mehr Arbeitszeit sorge nicht zwingend für mehr Ergebnisse.
  • Ein anderer verweist auf die länger arbeitenden Schweizer – die somit faul sein müssten.

In der letzten Sitzung des Jahres im Deutschen Bundestag wird eine hitzige Diskussion über Arbeitszeiten geführt. Die deutsche FDP forderte mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten, was zu einer lebhaften Debatte führt.

Überraschenderweise rückt dabei die Schweiz ins Zentrum der Aufmerksamkeit!

Die Frage ist, ob wir als positives Beispiel oder eher als abschreckendes Beispiel für Deutschland dienen sollten. Es ist bekannt, dass Schweizer Arbeitnehmer im Vergleich zu ihren deutschen Kollegen im Schnitt jährlich mehr arbeiten.

Der SPD-Abgeordnete Mathias Papendieck kritisiert Forderungen nach längeren Arbeitszeiten mit dem Argument: «Mehr arbeiten heisst doch nicht mehr Effektivität. Jemand, der wenig arbeitet, kann auch sehr effektiv sein».

Sind längere Arbeitsstunden weniger produktiv?

Diese Aussage löst einen Zwischenruf von Max Straubinger aus, einem Abgeordneten der CSU: «Glauben Sie, dass die Schweizer nicht effektiv sind?». Papendieck antwortet zunächst nicht auf die Frage.

Straubinger besteht jedoch auf eine Antwort und stellt offiziell eine Zwischenfrage: «Herr Kollege Papendieck, Sie haben gerade ausgeführt, dass Volkswirtschaften, in denen mehr gearbeitet wird als bei uns, offensichtlich nicht effektiv sind. Wollen Sie das zum Beispiel der Volkswirtschaft der Schweiz unterstellen?»

Er weist darauf hin, dass die Arbeitnehmer in der Schweiz jährlich 200 Stunden mehr arbeiten als ihre deutschen Kollegen.

Findest du, in der Schweiz arbeitet man zu viel?

Bevor Papendieck antworten kann, wirft FDP-Politiker Otto Fricke (59) ironisch ein: «Die Schweizer sind also faul!».

Papendieck kontert jedoch schnell und betont: Jemand, der beispielsweise 48 oder 50 Stunden pro Woche arbeite, sei nicht unbedingt effektiver sei als jemand, der nur 35 Stunden arbeite.

Für diese Aussage kriegt er nicht nur Zustimmung.

Schweizer Arbeitswochen länger als deutsche

Statistiken zeigen, dass die Schweiz im Vergleich zu Deutschland mehr Arbeitsstunden pro erwerbstätiger Person leistet, jedoch nicht gerade 200 Stunden.

Arbeitszeiten Schweiz Deutschland
In der Schweiz wird im Durchschnitt länger gearbeitet als in Deutschland. - keystone

Die durchschnittliche Jahresarbeitszeit in der Schweiz beträgt demnach etwa 1495 Stunden im Vergleich zu den deutschen 1332 Stunden. Das wird mit längeren Wochenarbeitszeiten begründet.

In Bezug auf Vollzeitarbeit leisten die Schweizer deutlich mehr Arbeitsstunden. 2022 betrug die Wochenarbeitszeit für Vollzeitbeschäftigte in der Schweiz durchschnittlich 42,7 Stunden im Vergleich zum deutschen Durchschnitt von 38,9 Stunden.

Kommentare

User #3364 (nicht angemeldet)

In DE gibt bereits viele Firmen , die die 4-Tage-Woche haben und die Arbeit wird trotzdem geschaftt, wegen größerem Engagement und dem Anreiz, dann 3 Tage frei zu haben. Noch Fragen?

User #2524 (nicht angemeldet)

«Mehr arbeiten heisst doch nicht mehr Effektivität. Jemand, der wenig arbeitet, kann auch sehr effektiv sein». Jeder Raucher. Immer.

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