Euro 2020 – David Sesa: «Die Italiener sind mit Kontern zu knacken!»
Die Schweizer Nati ist nach dem enttäuschenden Start in die Euro 2020 auf Punkte angewiesen. Gelingt dem Team von Vladimir Petkovic gegen Italien der Coup?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz trifft am Mittwoch um 21 Uhr in Rom auf Italien.
- Nach dem 1:1 gegen Wales muss die Petkovic-Truppe Punkte holen.
- Ex-Nati-Spieler David Sesa kennt beide Nationen und gibt Tipps.
Italien kann sich gegen die Schweiz mit einem Sieg bereits für die Achtelfinals an der Euro 2020 qualifizieren.
Die Nati steht beim Spiel in Rom mehr unter Druck. Nach dem 1:1 gegen Wales steht die Petkovic-Elf vor dem Kracher bereits mit dem Rücken zur Wand.
Nau.ch hat im Vorfeld der Partie mit David Sesa gesprochen.
Der 47-jährige Zürcher lebt heute in Ferrara in Norditalien. Während seiner Karriere absolvierte er 36 Länderspiele für die Schweiz, er kennt die beiden Nationen bestens.
Nau.ch: David Sesa, Italien ist gegen die Schweiz der klare Favorit!
David Sesa: Der Auftritt der Italiener war sicher überzeugend. Allerdings würde ich da nicht zu euphorisch werden. Ich finde, dass es mindestens noch fünf, sechs Mannschaften gibt, die mindestens so gut sind wie Italien.
Auch Frankreich, Deutschland, Belgien, Spanien oder Portugal haben grosses Potential. Italien hat aber sicher ein starkes erstes Spiel abgeliefert.
Nau.ch: Hat Vladimir Petkovic im Spiel gegen Wales falsch gewechselt?
David Sesa: Man muss eines sehen: Shaqiri hatte bis zu seiner Auswechslung keinen Einfluss auf das Schweizer Spiel. Deshalb konnte man ihn sicher auch auswechseln.
Petkovic hat mit der Einwechslung von Zakaria mehr auf die Defensive gesetzt. Danach hat sich die Mannschaft dann auch etwas fallen lassen und war weniger dominant.
Es ist sicher schade, aber ich sehe da jetzt kein Drama mit diesem Shaqiri-Wechsel. Im Moment hat Petkovic so entschieden und wurde dafür bestraft. Aber das muss man akzeptieren, das gehört zum Fussball.
Nau.ch: Wie ist die Stimmung in Italien? Wurde nach dem ersten Spiel der Euro 2020 die grosse Euphorie ausgelöst?
David Sesa: Nach der verpassten WM-Quali 2018 war das jetzt schon fast eine Auferstehung für den italienischen Fussball. Es ist eine grosse Euphorie rund um die Mannschaft von Trainer Mancini entfacht.
Der Coach hat selber viel richtig gemacht und hat Ruhe reingebracht. Er ist bescheiden und haltet den Ball flach. Aber bei den Fans herrscht momentan eine grosse Euphorie, wobei das auch schnell wieder umschlagen kann.
Nau.ch: Sie wohnen in Italien, haben aber als Schweizer für die Nati gespielt. Für welches Land schlägt das Herz am Mittwoch?
David Sesa: Ich helfe zu 100 Prozent der Schweiz. Ich bin dort aufgewachsen und meine Mutter ist Schweizerin. Ich verdanke dem Land eigentlich alles, deshalb ist das für mich keine Frage. Ich hoffe natürlich, dass die Schweiz ein positives Resultat holt.
Nau.ch: Wie muss die Schweiz gegen Italien spielen, damit es am Ende Punkte gibt?
David Sesa: Ich gehe davon aus, dass Italien gleich spielen wird wie gegen die Türkei. Sie werden ein aggressives Pressing spielen, weit vorne angreifen und viel laufen. Die Schweiz wird wohl eher defensiv spielen.
Es wird entscheidend sein, dass sie die Möglichkeiten, die sie haben wird, auch nutzen kann. Da geht es vor allem um Konter, welche die Türken nicht gut gespielt haben. Da sind die Italiener natürlich schon zu knacken.
Nau.ch: Ist der Heimvorteil für die Italiener euphorisierend? Oder könnte dadurch gar der Druck steigen?
David Sesa: Es herrscht natürlich ein grosser Druck auf den Spielern. Aber die spielen alle bei grossen Vereinen und können mit dem Druck umgehen. Die Italiener wissen auch, dass sie mit einem Sieg gegen die Schweiz bereits für den Achtelfinal qualifiziert sind. Es gibt sicher ein spannendes Spiel.
Nau.ch: Welches Resultat tippen Sie für den Kracher am Mittwoch?
David Sesa: Mein Resultattipp ist 1:1.