Frauengesundheit: Wie wird der weibliche Zyklus wahrgenommen?

Marcel Winter
Marcel Winter

Bern,

Der Zyklus spielt eine zentrale Rolle in der Frauengesundheit. Doch in der Gesellschaft ist das Thema bis heute mit vielen Tabus behaftet.

Frauengesundheit
Der weibliche Zyklus sollte noch mehr in der Gesellschaft ein Thema sein. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Trotz Aufklärung meiden viele in der Schweiz das Thema Menstruation.
  • Fortschritte gibt es aber bei den Themen Menstruationsurlaub und Periodenarmut.

Obwohl rund 40 Prozent der Weltbevölkerung regelmässig menstruieren, haftet der Menstruation immer noch etwas Schamhaftes an. Das bestätigte auch eine SRF-Dokumentation zum Thema. Sie wies beispielsweise darauf hin, dass in der Werbung für Hygieneprodukte auch heute noch blaues statt rotes Wasser verwendet wird.

Finden Sie, dass der weibliche Zyklus in der Gesellschaft ausreichend thematisiert wird?

Der Shitstorm um die Pinky Gloves

Einen regelrechten Shitstorm zogen zwei männliche (!) Unternehmensgründer auf sich, die in der deutschen Sendung «Die Höhle des Löwen» sogenannte Pinky Gloves vorstellten: Einweghandschuhe, mit denen Frauen ihre Tampons entfernen und entsorgen können, ohne mit Blut in Berührung zu kommen. Nicht nur Klischees wie die pinke Farbe und der scheinbare Ekel vor dem Menstruationsblut sorgten für Ärger.

pinky gloves
«Pinky Gloves» sind Einweghandschuhe, mit denen Frauen ihre Tampons entfernen und entsorgen können, ohne mit Blut in Berührung zu kommen. - Instagram/ pinky_gloves

Die Herren präsentierten ihr Produkt mit einem nicht ganz passenden Hinweis darauf. Und zwar, dass viele Frauen während der Periode komplett auf Ausgehen und Hobbys verzichten würden. Sie zeigten damit, dass sich Mythen rund um die Menstruation bis heute hartnäckig halten.

Aber auch die Frauen sind nicht unschuldig: Viele geben zu, dass sie mit ihrem Partner nicht über die Menstruation sprechen. Denn auch im weiblichen Denken sind die Tabus bis heute tief verwurzelt.

Die Ursachen liegen vor allem im Patriarchat und in der Religion begründet. Beide betrachteten den weiblichen Körper als schwächer. Und die Menstruation als Ausdruck dieser Schwäche.

Der Anblick des Blutes ist mit Ekel und Abscheu verbunden und sorgt dafür, dass Frauen Angst vor sichtbaren Blutflecken haben. Das Umdenken beginnt hier erst ganz allmählich, je mehr Frauen sich von diesen negativen Gedanken befreien.

Frauengesundheit: Enttabuisierung der Schmerzen

Dennoch gibt es Fortschritte in der Frauengesundheit: Bis vor kurzem galten zum Beispiel extrem starke Regelschmerzen als übertriebene Einbildung. Heute kennt man die Krankheit Endometriose.

Von ihr sind in der Schweiz laut Universitätsklinik Zürich bis zu zehn Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter betroffen. Dabei siedelt sich Zellgewebe ausserhalb der Gebärmutter an und verursacht während der Menstruation starke Schmerzen.

Schmerzen
Frauengesundheit: Die meisten Frauen haben Schmerzen während der Menstruation. - Depositphotos

Während Endometriose eine Ausnahme ist, sind leichte Schmerzen wie Krämpfe und Kopfschmerzen die Regel bei der Regel: Bis zu 90 Prozent aller Frauen leiden zumindest manchmal unter Menstruationsbeschwerden.

Ausgerechnet das sonst eher konservative Spanien preschte hier 2023 vor: Die linke Regierung von Pedro Sánchez führte hier erstmals einen sogenannten Menstruationsurlaub ein. Fünf Tage pro Monat sollten Frauen damit bei vollem Lohn freinehmen können.

Das Angebot wurde jedoch nur wenig genutzt. Die meisten Frauen fürchten die Stigmatisierung und den Vorwurf, die Menstruation als bequeme Ausrede zu benutzen. Sie ziehen es vor, sich weiterhin mit Krämpfen und Schmerztabletten zur Arbeit zu schleppen. Immerhin werden die Arbeitgeber zunehmend für diesen Bereich der Frauengesundheit sensibilisiert.

Frauengesundheit: Tabuthema Periodenarmut

Nicht nur Menstruationsblut und -schmerzen sind in den letzten Jahren vor allem in den sozialen Medien zunehmend enttabuisiert worden. Ein doppelt schambesetztes Thema ist die sogenannte Periodenarmut.

Auch in der Schweiz können sich viele Frauen die monatlichen Hygieneprodukte kaum leisten. Nach langem Streit hat der Nationalrat 2022 endlich einer Senkung der sogenannten Tamponsteuer zugestimmt: Frauenhygieneprodukte sollen mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 2,5 Prozent besteuert werden.

Menstruation
Ob Menstruation oder Periodenarmut, viele Themen werden viel zu selten thematisiert. - Depositphotos

Doch vielen ging das nicht weit genug: Die paar Rappen machten für Frauen am Existenzminimum letztlich kaum einen Unterschied. Einige Städte wie Zürich lancierten deshalb eigene Projekte und stellten den Bedürftigen Gratisprodukte zur Verfügung.

Dabei geht es auch darum, das Thema Menstruation durch Gespräche zu enttabuisieren. Es gibt also noch viel zu tun in Sachen Frauengesundheit.

Kommentare

User #1021 (nicht angemeldet)

Wer im Supermarkt bei der Kosmetika/Hygieneartikel vorbei geht, wird automatisch darauf aufmerksam gemacht. Also so 2 bis 3x wöchentlich.

Weiterlesen

Frauengesundheit
Frauengesundheit
2 Interaktionen
So helfen Sie sich!
Frauengesundheit
1 Interaktionen
Vor- und Nachteile?
Gesundheit Aargau
6 Interaktionen
Gesundheit Aargau

MEHR FRAUENGESUNDHEIT

Frauengesundheit
10 Interaktionen
Vor- und Nachteile
Zeller
Partner
Zeller
Partner

MEHR AUS STADT BERN

Ueli Schmezer
19 Interaktionen
«Mister Kassensturz»
Immer mehr Frauen trinken sich in den Rausch.
Sucht-Studie
Oolong-Tee
Ernährung
Bundesratskandidaten
2 Interaktionen
Bundesratswahl