Genfer Justiz ermittelt gegen Polizisten wegen Vergewaltigung
Eine Prostituierte wirft einem Genfer Polizisten einen Übergriff vor. Seine Kollegen sollen dies anschliessend vertuscht haben. Nun ermittelt der Staatsanwalt.
Das Wichtigste in Kürze
- 2018 soll ein Genfer Polizist eine Prostituierte angegriffen und vergewaltigt haben.
- Anschliessend haben seine Kollegen den Vorfall vertuscht, wie RTS aufdeckt.
- Nun hat die Genfer Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren eröffnet.
Die Genfer Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren eröffnet gegen einen Genfer Polizisten, dem eine Prostituierte einen sexuellen Übergriff vorwirft. Die Frau behauptet, 2018 von dem Mann, der nicht im Dienst war, angegriffen worden zu sein. Anschliessend sollen andere Polizeiangehörige den Vorfall vertuscht haben.
Die Staatsanwaltschaft handelte, nachdem das Westschweizer Fernsehen RTS am Sonntag einen Bericht mit entsprechenden Äusserungen der Prostituierten ausgestrahlt hatte.
Die Rumänin, der RTS das Pseudonym «Roxanne» gibt, erzählt in dem Beitrag: «Er hat mich vergewaltigt und in seinem Auto festgehalten. Hätte ich es nicht geschafft zu fliehen, hätte er mich getötet.»
Nach dem Übergriff geht die heute im Ausland lebende Frau zur Polizei. Dort wartet aber der Täter bereits auf sie, zusammen mit seinem Vorgesetzten. «Der Polizeikommissar hat versucht, mich zu beruhigen», erzählt sie. «Dann bot er mir 200 oder 500 Franken an, die der Angreifer bereit sei, zu zahlen, wenn ich alles vergesse.» Bei dem Gespräch mit dabei sei auch ein Polizist der Inspection Générale des Services (IGS) gewesen.
«Das Geld war mir egal», sagt «Roxanne» in der Sendung. «Es zählten die Schmerzen, die dieser Mann mir zugefügt hat. Ich hatte Todesangst in diesem Auto.»
Die Folgen des Angriffs trägt sie nach fünf Jahren noch mit sich. Sie konnte nicht aufstehen, nicht arbeiten, erzählt sie über die ersten Tage danach. Kurz darauf verlässt sie das Land. Nach Ausstrahlung der Sendung will sie den Täter aber gemäss RTS anzeigen.
Verfahren ohne Anzeige
Das Verfahren wurde eingeleitet, obwohl bei der Staatsanwaltschaft keine Anzeige eingegangen war, wie es am Montag hiess. Der Genfer Generalstaatsanwalt Olivier Jornot werde sich mit dem Fall befassen.
In Absprache mit der Kommandantin der Genfer Polizei werden die polizeilichen Ermittlungen drei Polizisten der Aufsichtsbehörde IGS übertragen, «die alle aus der Kriminalpolizei stammen und lange nach den Vorfällen zur IGS gestossen sind».
Das von der Genfer Staatsanwaltschaft eröffnete Strafverfahren wird sich «sowohl auf den von der Sexarbeiterin erwähnten sexuellen Übergriff» als auch «auf die Art und Weise, wie die Fakten zum damaligen Zeitpunkt von der Polizei erfasst wurden» beziehen. Gemäss RTS fehlen die «heiklen» Einzelheiten der Angelegenheit in einem Bericht aus dieser Nacht.